Mehr Geld: Wie Vollzeit attraktiver gemacht werden soll

Shownotes

Österreich hat im EU-Vergleich die zweithöchste Teilzeitquote und das hat mittlerweile wirtschaftliche Konsequenzen. Was die Regierung plant dagegen zu tun - und was nicht, und warum "Dont work harder, just work smarter", nicht immer eine befriedigende Antwort ist, erklärt Eco-Ressortleiter Jakob Zirm in dieser Folge.

Gast: Jakob Zirm, "Die Presse" Host: Eva Winroither Schnitt: Audiofunnel/Dominik Lanterdinger

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Transkript anzeigen

00:00:00: Und in dieser Folge diskutieren wir wieder einmal die großen Fragen der Gesellschaft.

00:00:17: Es geht um das Thema Arbeit, nämlich, wie viel wir das in Österreich tun.

00:00:22: Denn wirtschaftlich gesehen haben wir ein Problem, wir arbeiten so wenig Vollzeit.

00:00:28: Österreich hat im EU-Vergleich die zweithöchste Teilzeitquote.

00:00:32: Schon ein Drittel aller Erwerbstätigen arbeitet Teilzeit.

00:00:36: Bei den Frauen ist es sogar die Hälfte.

00:00:39: "Das geht sich wirtschaftlich nicht aus", sagen Experten.

00:00:42: Warum dem so ist und was die Politik dagegen tun will, das diskutiere ich gleich mit

00:00:47: meinem Kollegen Jakob Zirm aus dem Ekorressor.

00:00:50: Hallo Jakob.

00:00:54: Hallo Eva.

00:00:55: Jakob, die Teilzeit boomt und das gefällt Wirtschaftsbreibenden und der Regierung schon

00:00:59: länger nicht.

00:01:00: Wann hat es überhaupt angefangen, dass die Teilzeit so boomt?

00:01:03: Ja, wenn man sich hier die Zahlen ansieht, da gibt es einen langjährigen Vergleich.

00:01:07: Zum Beispiel im Jahr 1994 lag die Anzahl der Teilzeitarbeit in Österreich bei 403.300

00:01:15: und das ist bis zum Jahr 2022 auf 1,2 Millionen angestiegen, also hat sich circa verdreifacht.

00:01:21: In der gleichen Zeit ging die Zahl der Vollzeitarbeitenden, Beschäftigten von 2,7 Millionen auf 2,6 Millionen

00:01:29: zurück, also 2,74 Millionen auf 2,68 Millionen zurück, also ist sicher stagniert.

00:01:33: Das heißt wir sehen, dass eigentlich der Beschäftigungszuwachs in den vergangenen 30

00:01:38: Jahren mehr oder weniger ausschließlich bei der Teilzeit zu finden ist.

00:01:42: Und das ist der Zeitpunkt, da muss man natürlich dazusagen, das hängt ein bisschen auch damit

00:01:47: zusammen mit einer positiven Entwicklung zusammen, weil die Frauenerwerbsquote auch

00:01:51: in diesen Jahren massiv angestiegen worden ist.

00:01:53: Das heißt die Teilzeit hat ja einen sehr positiven Effekt, dass sie die Vereinbarkeit

00:01:56: von Beruf und Familie leichter macht und das ist zwar natürlich trotzdem eine Bürde,

00:02:00: die oft auf den Schultern der Frauen lastet, aber so ist es zumindest möglich, trotz Kindern

00:02:04: einen Teil eben zu arbeiten und das war auch die Ursprungsgedanke, als die Teilzeit in

00:02:08: den 80er Jahren populär gemacht worden ist.

00:02:11: Aber es ist jetzt nicht nur die Betreuung von Kindern, die Teilzeit so attraktiv gemacht

00:02:16: hat.

00:02:17: Genau, das ist auch das Thema, das hier in dieser Diskussion angesprochen wird, dass

00:02:20: wir ein Drittel der Teilzeit Beschäftigten sagt, dezidiert laut Umfragen, dass sie keine

00:02:25: Vollzeitarbeit haben wollen und davon haben auch viele eben keine Betreuungspflichten.

00:02:30: Das ist die sogenannte Lifestyle-Teilzeit, wie sie der Wirtschaftsminister Hartmanns

00:02:33: Dörfer genannt hat, die auch von Ökonomenturern mit unterkritisiert wird, weil zum Beispiel

00:02:38: das sind zum Teil, sind das ja jüngere Leute, also gibt es auch Zahlen, dass zum Beispiel

00:02:41: unter den 25 bis 34-Jährigen jeder fünfte Mann nicht mehr Vollzeit arbeitet, aber es

00:02:47: gibt auch viele so mit Anfang 50, die dann sehr gut verdienen, keine große Karriere

00:02:53: mehr machen oder machen wollen und sagen, ne, mit 80 oder 70 Prozent meines Einkommens

00:02:58: kann ich eigentlich sehr schön leben und hab dann eine vier Tage Woche und gehe lieber

00:03:00: an dem einen Tag, Mountainbalken oder Motorrad fahren oder wandern.

00:03:04: Das ja auch natürlich soll ihr eben selbst überlassen sein, wir sind ein freies Land,

00:03:07: das kann jeder machen.

00:03:08: Aber das Problem ist natürlich, dass diese Menschen dann auch weniger im System beitragen

00:03:13: und natürlich durch die progressive Gestaltung des Steuern- und Abgabenssystems oder Steuersystems,

00:03:18: das auch steuerlich attraktiviert wird.

00:03:20: Aha, das heißt, der Regierung entgehen Steuern, Sozialversicherungsbeiträge und den Menschen

00:03:28: die Pension.

00:03:29: Genau, also das ist einerseits, warum ist das so ein Problem, einerseits natürlich der Staat

00:03:32: kriegt weniger Abgaben, dann haben wir natürlich auch ein Thema, dass wir haben eine Fachkräfte

00:03:36: machen und das sind ja oft wirklich Fachkräfte, die eigentlich benötigt würden in der Wirtschaft,

00:03:41: deswegen ist es auch für die Wirtschaft in dem und für die Ökonomen, dass die jetzt

00:03:43: sagen, unser ganzer Wirtschaftswachstum, unser Wohlstand leidet natürlich auch darunter,

00:03:47: weil eigentlich Arbeit dann nicht gemacht werden kann, also so ein, wie Voschef Felbermeier

00:03:53: hat das manchmal zum Beispiel als Beispiel genannt, es gibt noch halt Leute, die dann

00:03:57: halt gerne auf die Berghütten wandern gehen unter der Woche, aber dort fehlen die Kellner,

00:04:01: weil keiner bereit ist unter der Woche dort auch zu arbeiten und das ist so ein bisschen

00:04:04: ein plastisches Beispiel, das heißt, wenn wir die Services haben wollen, wenn wir mehr Menschen

00:04:09: im Land sind und das ja im Endeffekt kann man sagen, die gesamte Arbeitsleistung stagniert

00:04:14: bei uns in den letzten fünf bis sieben Jahren, es ist in Summe die geleisteten Arbeitsstunden,

00:04:18: aber wir sind mehr Menschen geworden, das heißt, es gibt mehr Menschen, die auch mehr

00:04:21: Services brauchen, mehr Dienstleistungen, weniger Menschen, die das erbringen und das ist die

00:04:25: Problematik der ganzen Sache, also einerseits die geringen Abgaben und die fehlenden Arbeitskräfte

00:04:30: und noch einmal zur Entwicklung ein bisschen, da hat es natürlich auch so einen Corona-Knick

00:04:33: gegeben, also während Corona, wir wissen alle, Lockdowns, es war sehr viele Leute, die sind

00:04:37: auf Kurzarbeit geschickt worden vom Dienstleistungsbereich, Gastro-Bereich etc. und viele Menschen,

00:04:42: dieser Knick hat sich in ganz Europa gegeben und der hat sich überall wieder erholt,

00:04:46: nur in Österreich ist er nicht so stark erholt, doch in Europa vergleichen und wir sind da

00:04:50: jetzt, bei den Wochenarbeitsstunden sind wir noch immer eine Stunde im Schnitt unter dem

00:04:55: von vor Corona bei der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit.

00:04:58: Gibt es da eine These dazu, warum ausgerechnet nicht in Österreich, weil bei uns die Landschaft

00:05:02: so schön ist oder?

00:05:03: Es ist keine wirklich fundierte Erklärung, mir bekannt dafür.

00:05:07: So, jetzt sagt der Wirtschaftsminister Hartmanns-Dorfer, dass man als logische Schlussfolgerung,

00:05:12: man muss halt einfach die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden nach oben bringen, aber liegt

00:05:17: er damit nicht eigentlich falsch, weil Arbeitsexperten sagen ja ganz klar, es geht ja nicht um

00:05:22: die Zeit der geleisteten Arbeitsstunden in ganz vielen Jobs mehr, sondern wie effizient

00:05:27: man arbeitet.

00:05:28: Und Gott von jungen Menschen hört man sehr immer wieder, don't work harder, just work

00:05:32: smarter.

00:05:33: Ja, das ist natürlich zum Teil Stimmen der Beidesseiten einfach, muss man sagen.

00:05:37: Es stimmt natürlich, wir wissen das alle, eine Stunde im Büro oder in der Arbeit ist

00:05:41: nicht gleich, nicht jede Stunde ist gleich, ich kann sehr effizient sein in einer Stunde

00:05:45: und es gibt durchaus auch Stunden, wir sind alle wo bei Kaffee tratscht, die Zeit einfach

00:05:48: verdrödelt wird.

00:05:49: Und das sind auch die Erfahrungen dieser Modelle von Unternehmen, die quasi bei gleichem Gehalt

00:05:54: auf 30 Stunden reduzieren und dafür sagen überhaupt keine Privatgespräche mehr, kein

00:05:58: privates Kaffee tratschen mehr und nur volle Konstantation auf die Arbeit, weil laut Studien

00:06:02: bei einer 38-40-Stunden-Woche 5-6 Stunden verdrödelt werden, durch privates Internet

00:06:08: zu werfen oder andere Sachen.

00:06:10: Das heißt, da gibt es ja diese Effekte und das stimmt natürlich auch, dass wenn Leute

00:06:15: und man kennt das ja auch selber, als Anecdotal Evidence zum Beispiel, dass zum Beispiel oft

00:06:19: Teilzeitarwende Frauen, die halt oft Mütter, die sowieso sehr gut organisiert sein müssen,

00:06:24: auch in der Arbeit unglaublich effizient sind, es gibt sogar Unternehmen, die dezidiert gezielt

00:06:28: nach Teilzeitarbeiten mit und suchen, weil sie sagen, das sind die besten Mitarbeiter

00:06:31: innen, weil die wissen genau, ich muss zum Zeitpunkt X los, weil ich mein Kind vom Kindergarten

00:06:35: abholen muss, möchte aber trotzdem das schaffen und arbeite extrem effizient mit durchorganisiert.

00:06:39: Also insofern stimmt dieser Ansatz von Ökonomen, dass sie sagen, es muss um die Leistung eigentlich

00:06:44: gehen, aber hier kommt das große Aber, natürlich geht das nicht für jeden Job, es gibt einfach

00:06:48: Jobs, also ein Kellner kann da sein oder kann nicht da sein, aber natürlich kann er auch

00:06:54: effizienter arbeiten in der Zeit, aber trotzdem grundsätzlich ist er vorhanden oder ein Polizist

00:06:59: oder ein Lehrer, also es gibt schon viele Jobs, wo Anwesen halt einen direkten Zusammenhang

00:07:03: hat und im Schnitt, weil natürlich alle Menschen ein bisschen verdrödeln, kann man sagen,

00:07:07: habe ich natürlich, wenn das gesamte Arbeitsvolumen steigt, also die gesamte Zahl der geleisteten

00:07:14: Stunden steigt, dann steigt natürlich auch dennensell das dabei geleistete Arbeitsvolumen,

00:07:20: dass man natürlich trotzdem durch effizient und dieses Worksmatter dann natürlich auch

00:07:24: was rausholen könnte und viele Unternehmen damit auch auf der Einzelunternehmensebene

00:07:28: experimentieren, das stimmt natürlich, ist ja auch bei uns zum Beispiel in der Preise

00:07:31: ja auch so, dass ja auch im Endeffekt entscheidend ist, welche Artikel oder welche Podcasts

00:07:36: wir als Kollegen produzieren und nicht unbedingt wie viel Zeit wir in der Redaktion absitzen.

00:07:40: Oder wie viel Zeit wir im Studio verdrödeln.

00:07:43: Was jetzt eben auch viel diskutiert wird, ist wer soll mehr arbeiten.

00:07:48: Es ist ja dann schnell jetzt eigentlich in den letzten Tagen in einer ideologischen

00:07:51: Diskussion abgerutscht.

00:07:52: Der Wirtschaftsminister Hartmannsdorfer hat doch klar gemeint, er hat überhaupt kein Verständnis

00:07:57: dafür, wenn Frauen oder auch Männer, die Nullbedreuungspflichten haben und das man halt dann Teilzeit

00:08:03: arbeitet.

00:08:04: Das Ganze hat auch einen statistischen Hintergrund, 2024 ist die Teilzeitquote von kinderlosen

00:08:09: Frauen zwischen 35 und 44 auf mehr als ein Drittel gestiegen.

00:08:13: So und er findet halt einfach, ist es eine Frage der Verantwortung gegenüber der gesamten

00:08:18: Gesellschaft und diese Frauen sollen doch eigentlich mehr arbeiten und ich frage mich

00:08:21: grad, ist es nicht ein bisschen ein gewaltiger Eingriff in das Privatleben von solchen Menschen?

00:08:28: Also ich glaube grundsätzlich nochmal, dass es hier grundsätzlich geschlechtsunabhängig

00:08:31: ist, weil Menschen gehen ohne Betreuungspflichten, weil das haben bei den Männern inzwischen

00:08:35: auch um die 14 Prozent arbeiten Teilzeit und ich glaube, da sind auch nicht alle mit Betreuungspflichten.

00:08:40: Also es geht eh um das und wie ich schon vorhin gesagt habe, natürlich, wir sind ein freies

00:08:44: Land, jeder Mensch soll so viel arbeiten, wie er möchte und wenn er mit weniger Gehalt

00:08:50: auskommen kann, also wenn er arbeitet, wenn er nicht vom Sozialstaat dann lebt natürlich,

00:08:55: aber wenn er mit weniger Gehalt auskommen kann, muss das ihm unbenommen sein, allerdings

00:09:00: haben wir natürlich schon gesamtgesellschaftlich ein Interesse, dass die Menschen möglichst

00:09:03: viel arbeiten.

00:09:04: Also das dürfen wir nicht vergessen, wenn natürlich haben wir die staatlichen Abgaben

00:09:07: beispielsweise, die brauchen wir auch um den Staat zu finanzieren, um die Leistungen zu

00:09:11: finanzieren und es ist halt das Problem ist halt das, dass es halt eine steuerliche Attraktivierung

00:09:16: der Teilzeit gibt.

00:09:17: Und da gibt es eine ganz leichte Berechnung, wenn ein Durchschnittsverdiener seine Stundenanzahl

00:09:22: von 40 auf 20 reduziert, dann hat er immer noch 60 Prozent des Gehaltes, wenn er sie

00:09:28: von 20 auf 40 Prozent verdoppelt, erhöht aber nur um 66 Prozent, also zwei Drittel sein

00:09:33: Gehalt.

00:09:34: Das heißt, jemand, der Vollzeit arbeitet, leistet mehr für das System als jemand, der

00:09:40: grundsätzlich gleich viel verdienen würde und nur Teilzeit arbeitet und das ist halt

00:09:44: schon, haben wir eine Quersubventionierung von den Vollzeitarbeitern hin zu den Teilzeitarbeiten,

00:09:48: weil die natürlich trotzdem gleich viel staatliche Leistungen im Sinne von die vorhandenen Straßen,

00:09:54: die vorhandene Polizei, die Universitäten, die Schulen, das wieder quasi gleich genutzt

00:09:58: sozusagen unser System.

00:09:59: Wenn man es mal vereinfacht sagt, ob egal, ob ich jetzt voll zu dort Teilzeit arbeite.

00:10:03: Und da gibt es schon einen Anspruch, den wir bei allem Verständnis für persönliche Lebensplanung,

00:10:09: dass man sagt, okay, wenn ihr freiwillig schon sagt, ihr verzichtet auf Geld, auf mögliche

00:10:14: Leistung, weil ihr sagt, ihr kommt mit weniger Geld aus, dann wollen wir das aber nicht noch

00:10:19: subventionieren und derzeit haben wir über das System diese Subventionierung.

00:10:22: Also da kann ich die Kritik durchaus nachvollziehen, die sowohl vom Wirtschaftsminister als auch

00:10:26: von der Kommune.

00:10:27: Aber das würde ja dann für alle gelten, auch für Menschen mit Betreuungspflichten.

00:10:30: Naja, Menschen mit Betreuungspflichten gehen ja deswegen in Teilzeit, weil sie sich beispielsweise

00:10:35: um Kinder kümmern müssen, die betreut werden müssen oder auch um alte Pflegebedürftige.

00:10:40: Es gilt ja auch um solche Menschen.

00:10:42: Wobei, lasst mich da jetzt kurz einhaken, man weiß ja, dass auch Frauen, die in Teilzeit

00:10:47: gehen, die halt dann ihre zwölf Stunden arbeiten, aber wo die Kinderbetreuung einfach da wäre.

00:10:56: Also das ist einfach kein Thema der Kinderbetreuung, sondern dass man halt einfach sagt, okay,

00:11:01: man will sich das auch nicht so stressig haben.

00:11:03: Ich meine, da sind sehr individuelle Lebensentscheidungen natürlich und Kinderbetreuung, wie gesagt,

00:11:10: ich bin selber Vater und ich muss sagen, auch wenn die Kinderbetreuung in Wien hervorragend

00:11:15: ist und von 6 Uhr in der Früh bis 6 Uhr am Abend grundsätzlich angeboten wird, aber

00:11:20: du kannst ja ein Kind auch nicht 10 Stunden in einer Betreuung lassen, das ist ja dann

00:11:25: auch, muss ich ganz ehrlich sagen, von den psychologischen Effekten, die auf die Kinder

00:11:29: dann wirken, etc.

00:11:30: Das ist wie schwere Arbeit, also die Kinder, zum Beispiel im Kindergarten, wenn die da 7,

00:11:33: 8 Stunden drin sind, sind die fix und fertig und das ist wie ein Volltagessjob.

00:11:37: Also grundsätzlich ist das schon, dass man natürlich sich dann vielleicht und das Eltern

00:11:41: auch zum Teil auch zusätzliche Zeiten brauchen, um vielleicht Dinge zu organisieren.

00:11:44: Ist es schon, ist es schon verständlich, dass man nicht Vollzeit, also ich sage, jeder

00:11:48: soll natürlich Vollzeit arbeiten, auch mit Kindern, aber dass mit Kindern auch wenn

00:11:52: es eine grundsätzlich gute Betreuung gibt, trotzdem Teilzeit oft die sinnvollere Lösung

00:11:57: für die Familie ist, auch um mit vielen Familien ein Leben zu haben, ist zumindest meine persönliche

00:12:01: Erfahrung und kann ich bei vielen nachvollziehen, dass sie das auch so sehen.

00:12:05: Ich glaube, das ist eine ewige Diskussion, weil wenn man sich einfach andere Länder anschaut,

00:12:09: ich gebe jetzt zum Beispiel mal Frankreich zu bedenken, dafür hat man diese Diskussionen

00:12:12: mit Teilzeit ja überhaupt nicht, oder stimmt nicht, aber man fühlt sich sicherlich nicht

00:12:16: so stark, dass es ganz normal ist, dass Frauen relativ schnell wieder Vollzeit in den Job

00:12:19: einsteigen.

00:12:20: Dort ist die Vollzeit natürlich auch kürzer, in Frankreich haben sie ja die 35 Stundenwoche

00:12:24: und dort ist ja schon auch so, dass natürlich allgemein weniger gearbeitet wird.

00:12:28: Ich meine, das muss man jetzt auch sagen, ist jetzt schon auch, der leidet auch die französische

00:12:32: Wirtschaft darunter, muss man ehrlich sagen, wie wohl, mir eben auch mit Ökonomen mal

00:12:36: drüber gesprochen, dass die 35 Stundenwoche oft dann dort so funktioniert, dass zumindest

00:12:41: die Väter oder so oder die Männer dann denen erzählt, doch trotzdem auch die 38, 40 Stundenwoche

00:12:46: und hat mehr Urlaub sich einfach nehmen, den Zeitrausgleich als Urlaub nehmen, aber die

00:12:50: französische Wirtschaft hat auch, ist jetzt ja auch nicht unbedingt die exorbitant florierende

00:12:56: Wirtschaftszeit einführen in der 35 Stundenwoche.

00:12:58: Also ich glaube, man ist sich auch relativ einig des Systemes, so wie es ist, funktioniert

00:13:02: es nicht ganz ideal und man muss es reformieren.

00:13:04: Die Regierung hat sich ja jetzt schon in kleinen Schraubstellen, also über kleine Schraubstellen

00:13:12: unterhalten, was sich da ändern könnte, was ist denn da geplant?

00:13:16: Ja, also es gibt ein paar Überlegungen, man möchte halt die Vollzeit attraktivieren.

00:13:20: Und sie muss auch sagen, ich bin ja auch gegen ein verteilfender Teilzeit und ich bin auch

00:13:23: jetzt dagegen, dass man jetzt die Teilzeit per se unattraktiver machen sollte.

00:13:28: Das Hauptproblem ist ja eigentlich, dass Arbeit bei uns grundsätzlich so hoch bestaubt ist.

00:13:31: Ich fuhr das Beispiel genannt, dass wenn ich meine Arbeitszeit von 20 auf 40 vertopple,

00:13:37: als Durchschnittsverdiener, dass ich nur um 66 Prozent mein Netto habe.

00:13:40: Das heißt, diese starke Steuerprogression, die bei uns einfach sehr früh eingreift und

00:13:46: dann sehr stark ansteigt, ich habe, wenn ich die Sozialversicherungsabgaben dazu reichne,

00:13:50: komme ich de facto quasi auf eine Art Flatdecks, knapp 150 Prozent, ab einem relativ niedrigen

00:13:57: Gehalten eigentlich schon, weil sobald dann die Sozialversicherung zu sinken beginnt,

00:14:01: nach der Höchstbeitragsgrundlage steigt, dann halt die Steuerlast eben an.

00:14:05: Im Anbieter wird das relativiert durch die Sechslbegünstigung, durchs 13. und 14. Gehalt.

00:14:10: Das stimmt natürlich, aber ich habe grundsätzlich eine sehr hohe Zugriff bei der Steuer und

00:14:14: das große Problem ist eher, dass grundsätzlich einfach Arbeiten bei uns nicht so attraktiv

00:14:19: ist.

00:14:20: Also eine Leistung ist ein bisschen leistungsfeindlich, es hält ein bisschen ab und wir sehen,

00:14:23: wenn wir uns die OECD anschauen, das sind wir auch immer unter den Top 5, jetzt einmal

00:14:27: lange, wenn wir unter den Top 3, jetzt einmal in den Top 5 der höchsten Steuerbelastung.

00:14:32: Da liegen wir laut aktueller Studie, die jetzt Anfang Mai präsentiert worden ist, bei 47

00:14:39: Prozent im Schnitt Abgaben, Steuer- und Abgabenlast und der OECD-Durchschnitt liegt bei 35 Prozent

00:14:44: und es gibt durchaus Länder wie Dänemark, die liegen auch knapp drunter, die waren früher

00:14:47: mal auf unserem Niveau und haben das geschafft, da runterzukommen auf diese 35 Prozent, einfach

00:14:52: nur weil sie dem Staat gespart haben und effizienter geworden sind, was wir seit Jahren

00:14:57: eigentlich schon immer fordern, dass man durch Reformen effizienter wird und dann den Menschen

00:15:01: mehr im Börsel lassen kann.

00:15:02: Und dann wäre das ganze Problem auch nicht mehr so, dann wird diese Attraktivität von

00:15:07: Teilzeit nicht da.

00:15:08: Was versucht die Regierung jetzt, sie möchte jetzt die Vollzeit attraktiver machen, das

00:15:13: soll einmal erfolgen, beispielsweise durch eine deuerliche Begünstigung von Überstunden

00:15:18: und von diversen Zuschlägen, das heißt dann wird es attraktiver, weil viele Vollzeitarbeitende

00:15:22: auch mehr arbeiten und Überstunden machen, dass das da jetzt mal attraktiver wird.

00:15:26: Es gibt immer wieder Diskussionen über einen sogenannten Vollzeitbonus, das mal noch einen

00:15:30: zusätzlichen steuerlichen Effekt bekommt, wenn man Vollzeit arbeitet, das wird aber

00:15:35: auch sehr, das ist jetzt nicht direkt geplant, weil da gibt es viele, die sagen, der Status

00:15:39: Quo, den Status eigentlich, den Normalstatus noch extra so subventionieren, ist vielleicht

00:15:44: auch nicht der Weisheit letzter Schluss, aber da gibt es zumindest ein paar Maßnahmen,

00:15:48: die von der Regierung geplant sind.

00:15:50: Und neben dieser Begünstigung für Überstunden und Zuschläge soll zum Beispiel auch überlegt

00:15:55: werden, inwiefern die derzeit starren Grenzen bei Sozialleistungen adaptiert werden können,

00:16:00: weil derzeit ist es so, dass zum Beispiel, wenn Menschen jetzt nicht so gut verdienen,

00:16:04: ihre Stunden aufstocken, parallel Transferleistungen gleich verlieren und dann unterm Strich gleich

00:16:09: oder mitunter sogar schlechter aussteigen, also es kann sogar sein, dass netto dann

00:16:12: weniger bleibt als vorher, weil einfach eine Transferleistung wegfällt und das ist natürlich

00:16:17: total leistungsfeindlich.

00:16:18: Warum soll ich dann, denken Sie viele, warum soll ich mir arbeiten, ich meine natürlich

00:16:21: ist es besser, wenn ich mein Geld selber verdiene und also für die Pension besser,

00:16:25: aber viele denken sich, warum soll ich jetzt mehr arbeiten, wenn ich dann netto weniger

00:16:28: habe und nur noch gleich viel hab und da ist auch zu überlegen, dass man es mit Einschleffregelungen

00:16:32: zum Beispiel so löst, dass diese leistungsfeindlichen Hemmschuhe quasi beseitigt werden.

00:16:38: Eine Frage, die sich dann trotzdem an die Zukunft ein bisschen richtet, haben wir nicht in

00:16:41: ein paar Jahren eher ein Thema, dass wir alle viel zu wenig Jobs haben, weil die KI alles

00:16:45: übernehmen wird?

00:16:46: Das glaube ich nicht ehrlicherweise, also derzeit diese Sorge, dass technologischer Wandel

00:16:50: die Jobs wegnimmt, die haben wir seit den Maschinenstümern des frühen oder späten 18.

00:16:56: Frühen 19.

00:16:57: Jahrhunderts, wo damals die Webstühle im Manchester zerstört worden sind, weil man Sorge gehabt

00:17:02: hat, dass jetzt durch die Automaten das wegnimmt und es hat es immer wieder gegeben, es hat

00:17:06: eben Automatisierungsschritt gegeben und derzeit haben wir eigentlich die Situation, dass

00:17:10: immer mehr Jobs auch durch Technologie wieder geschaffen worden ist und wir gleichzeitig

00:17:15: sowieso ein Thema haben mit einer Überalterung und eher eigentlich, also nach wie vor ist

00:17:19: die Sorge eher, dass wir zu wenig qualifizierte Arbeitskräfte haben.

00:17:23: Das Thema ist dann natürlich so wichtig, dass das Thema qualifiziert, was wir natürlich

00:17:27: brauchen ist, dass wir Menschen haben, die KI ist ein bisschen so wie ein Bagger, also

00:17:32: früher hatten wir 20 Leute, die schaufeln, heute macht das ein Baggerfahrer und die

00:17:36: KI wird so ähnlich sein, dass wir es heute 20 Sachbearbeiter im Büro machen, mit künftig

00:17:41: einer machen, mit Unterstützung der KI, aber der muss die dann noch entsprechend steuern

00:17:44: können, so wie halt einen Bagger und nicht mehr nur schaufeln und so ähnlich wird die

00:17:48: Entwicklung sein und dadurch wird schon eine große Effizienzgewinkel kommen, aber ich glaube,

00:17:52: dass wir, aber ich glaube, dass nach wie vor es nicht so sein wird, dass uns die Jobs

00:17:57: ausgehen werden.

00:17:58: Aber dein Beispiel vom Bagger sagt dir, dass nachher weniger Jobs übrig werden.

00:18:01: Wir bauen heute viel mehr als früher.

00:18:03: Wir können in kürzerer Zeit, es ist nicht so, dass uns die Baudetik hat ausgegangen

00:18:07: ist, weil wir die Bagger erfunden haben.

00:18:09: Wir haben einfach größere Gräben, größere Gebäude, größere Veränderungen in unserer

00:18:14: Landschaft geschafft und so wird es künftig sein, wir werden einfach viel effizienter

00:18:17: und viel mehr produzieren.

00:18:18: Jakob, wir kommen vom hundertsten ins tausendste, ich will jetzt natürlich sagen, wir sollten

00:18:22: doch weniger bauen und plötzlich effizienter nützen, aber ich glaube, ich zeige ganz

00:18:26: gut, wie komplex das Thema ist.

00:18:28: Ein Vorschlag noch, der zuletzt, was teilweise betrifft, immer wieder ins Spiel gebracht

00:18:32: wurde, wäre, dass die Steuerleistung nicht am Jahresgehalt, sondern es am Stundenlohn

00:18:38: bemessen wird.

00:18:39: Soll man das anstreben?

00:18:40: Das ist ein theoretisches Konzept, das von Ökonomen unter anderem auch selber mal angedacht

00:18:45: worden ist und auch von einigen auch Hartmannsdorfers letztens mal referenziert.

00:18:48: Das würde natürlich die Problematik insofern beheben, diese Attraktivierung.

00:18:53: Das heißt, für derzeit ist es so, ich verdiene gut und also jemand verdient gut und reduziert

00:18:59: seine Stundenleistung stark und hat dann diesen positiven Effekt, dass er weniger zahlt,

00:19:04: weil er im Jahresgehalt dadurch deutlich weniger hat und in einer niedrigen Progressionstufe

00:19:08: ist.

00:19:09: Und wenn ich da in Stunden, das auf dem Stundenlohn, abzieltle die Progression, dann ist egal,

00:19:14: ob ich meine Stundenleistung höher oder niedriger habe, ich bleibe immer in der gleichen Progression.

00:19:18: Das ist der theoretische Gedanke dahinter, der führt aber nur zu ein paar praktischen

00:19:23: Problemen, weil zum Beispiel den Stundenlohn, was, wie schaut das aus, bei jemanden, der

00:19:27: an allen Infortrackern und vielen nicht dokumentierte Überstunden macht, was ist da der wahre Stundenlohn?

00:19:31: Das heißt, der Stundenlohn müsste eigentlich von jedem Unternehmen berechnet werden, dass

00:19:34: wir natürlich eine wahnsinnige Möglichkeit für Tricksereien einerseits, aber auch für

00:19:38: Unfairness.

00:19:39: Das heißt, das Jahresgehalt ist halt wirklich, das ist klar und eindeutig, weil das wurde

00:19:43: überwiesen von der Firma an den Arbeitnehmer von, wenn ich den rechneten Stundenlohn nehme,

00:19:49: kann ich da natürlich ganz viel verändern auch.

00:19:52: Und ich hätte natürlich auch, was ich hätte, dass derzeit, wenn eine gut verdienende Frau

00:19:57: aufgrund von Mutterschaft in Karenz geht, die würde in so einem neuen System benachteiligt

00:20:01: werden, weil die hätte dann auch keine Reduktion der Progression, die Frage ist, ob man das

00:20:05: haben will.

00:20:06: Also deswegen ist es eher ein theoretisches Konzept, das wahrscheinlich in der Praxis

00:20:10: nicht wirklich umsetzbar wäre, aus praktischen Gründen und auch weil es auch politisch vielleicht

00:20:15: auch Probleme, also auch eben ungewollte Nebeneffekte hätte.

00:20:20: Das ist durchaus eine interessante Diskussion darüber zu führen, inwiefern wir hier sozusagen

00:20:26: eine, diese Attraktivierung, diese ungewollte Attraktivierung der Teilzeit, wie man das

00:20:30: ändern kann.

00:20:31: Ich glaube nach wie vor das Beste wäre eigentlich grundsätzlich, Arbeit steuerlich zu entlassen.

00:20:35: Das ist aber jetzt genau jetzt im Großen nicht geplant?

00:20:38: Im Großen nicht.

00:20:39: Das steht im Regierungsprogramm, steht zum Beispiel eine Entlastung bei den Lohnnebenkosten

00:20:43: ab 20/27, allerdings alles unter Budget vorbehalt.

00:20:47: Das heißt, wir wissen, dass wir derzeit ein massives Sparpoket haben.

00:20:50: Finanzminister Marta Bauer, das Anfang der Woche gesagt, sollten jetzt die US-Zölle,

00:20:54: die österreichische Wirtschaft stark schädigen, könnte es neuerlich zu einem stärkeren

00:20:57: Sparpoket kommen, weil ja auch die Bognosen des Fiskalrates auch zeigen, dass wir eigentlich,

00:21:02: dass die Erwartungshaltung der Regierung, dass wir Ende des Jahrzehnts wieder aus dem

00:21:06: Astrig-Defizit rauskommen, nicht stimmen werden, dass das höher bleiben wird, das Defizit.

00:21:11: Also es schaut nicht gut aus.

00:21:12: Und die Frage hat, ob der Staat das Geld hat, hier jetzt kurzfristig diese Entlastung

00:21:16: zu setzen.

00:21:17: Also von dem her nicht.

00:21:18: Das heißt, was wir bräuchten werden, auch an dieser Stelle, nicht zum ersten Mal diese

00:21:21: langfristigen Reformen bei diversen Themen, wir kennen sie alle, Föderalismus, Gesundheitssystem,

00:21:27: etc., Bildungssystem, um da Geld einzusparen, damit der Staat mit weniger auskommt und

00:21:32: dann kann es diese Entlastung geben.

00:21:34: Ich glaube, es sollten irgendwie einen gleichen Absatz immer am Ende jeder Podcastfolge machen,

00:21:39: um daran zu erinnern, wie lange das eigentlich schon gefordert wird und wie wichtig es wäre.

00:21:44: Gut, danke Jakob.

00:21:45: Bitte.

00:21:46: Gerne.

00:21:47: Ja, und wir könnten zu dem Thema wahrscheinlich wirklich noch mehrere Podcasts füllen.

00:21:53: Für heute war es das, die halten Sie auf, die Presse dort kommen, zu dem Thema natürlich

00:21:57: auf dem Laufenden.

00:21:58: Mein Name ist Eva Wienreuther, schön, dass Sie uns zugehört haben und bis bald.

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