Die Schweiz ist Europameister beim Plastikmüll, weshalb?

Shownotes

Gast: Irene Zöch, Redakteurin Außenpolitik, Christine Mayrhofer, Klimaexpertin und Podcast-Host "Die Presse" Moderation: Anna Wallner Schnitt: Audiofunnel/Dominik Lanterdinger

Im Dezember des Vorjahres sind die Verhandlungen zu einem wegweisenden Plastikabkommen im südkoreanischen Busan gescheitert, seit 5. August wird nun in sechster Runde um eine Einigung gerungen. 170 Staaten verhandeln das UN Plastic Treaty in Genf. Zu Gast im Podcast ist „Presse“-Klimaexpertin Chrfistine Mayrhofer, die erklärt, dass ein progressives Abkommen vor allem von einem Staatenblock blockiert wird, den Ölstaaten, angeführt von Saudi-Arabien. Diese plädieren für ein „realistisches Abkommen“, das sieht zwar ein besseres Abfallmanagement und Recycling vor, aber kaum Einschränkungen bei der Produktion von Plastik. Gerade die Erdölstaaten sehen in der Plastikproduktion aber ihre Zukunftsmarkt. Auf der anderen Seite engagieren sich für einige Länder für ein fortschrittlicheres Abkommen, darunter die 27 EU-Staaten, Kanada und Australien.

Wer blockiert das Abkommen? Die Erdölstaaten!

Christine Mayrhofer sagt, eine Einigung auf ein ambitioniertes Abkommen sei nicht ausgeschlossen, aber „das allerbeste Abkommen bringt nichts, wenn dann nichts damit passiert.“
Dass die UN-Konvention zur Plastikreduktion diesmal ausgerechnet in Genf und damit auf Schweizer Boden stattfindet, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Denn: Kein anderes Land in Europa verbraucht so viel Plastik wie die Schweiz, nämlich 127 Kilogramm pro Kopf im Jahr. Warum das so ist, erklärt im zweiten Teil der Folge Irene Zöch aus der Außenpolitik der „Presse“.

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Transkript anzeigen

00:00:00: Das ist so viel Kunststoff wie noch nie zuvor. Und das, obwohl es Regionen gibt wie Europa,

00:00:20: die sich der Plastikproblematik schon seit vielen Jahren angenommen haben und etwa Plastiksäcke

00:00:27: oder Plastikstrohalme verbannt haben. Herzlich willkommen bei Was Wichtig Ist, dem Nachrichten

00:00:32: Podcast der Presse. Mein Name ist Anna Wallner. Schön, dass Sie da sind. Seit heute Dienstag wird am

00:00:39: UN-Sitz in Genf über den weltweiten Umgang mit Plastik verhandelt. Wieder einmal muss man sagen,

00:00:45: denn erst im Dezember sind die Verhandlungen im koreanischen Busan gescheitert. Nun gibt es aber

00:00:51: die Hoffnung, dass sich die 170 teilnehmenden Staaten auf ein neues Abkommen zur Begrenzung der

00:00:57: globalen Plastikverschmutzung einigen. Ich spreche gleich mit meiner Kollegin Christine

00:01:02: Mayerhofer über die Plageplastik. Sie stellt ja normalerweise selbst die Fragen hier bei Was

00:01:08: Wichtig Ist und moderiert außerdem den Klimapodcast der letzte Aufguss, der jeden zweiten Freitag

00:01:14: erscheint. Diesmal gibt sie hier aber Antworten. Ja, dass die UN-Konvention zur Plastikreduktion

00:01:21: diesmal ausgerechnet in Genf und damit auch Schweizer Boden stattfindet, entbehrt nicht einer

00:01:26: gewissen Ironie. Denn kein anderes Land in Europa verbraucht so viel Plastik wie die Schweiz. Warum

00:01:33: das so ist, erklärt uns dann im zweiten Teil der Folge meine Kollegin Irene Zöch. Aber beginnen

00:01:38: will ich mit dir Christine und mit der Frage, die sehr banal ist. Was ist Plastik eigentlich?

00:01:44: Das ist eine gute Frage. Ich bin auch keine Chemikerin. Das heißt, ich kann dir jetzt auch nur sagen,

00:01:49: wie ich das damals in der Schule gelernt habe, nämlich, dass Plastik ein synthetischer Stoff ist

00:01:54: aus Polymeren, Molekülketten und dass es hauptsächlich aus Erdöl gewonnen wird. Was central

00:02:01: ist für die Frage, wenn es jetzt um die Auswirkungen auf die Umwelt geht, ist, dass Plastik kein

00:02:06: organischer Stoff ist. Das heißt, dass er sehr schwer abgebaut werden kann, sehr lange in der

00:02:11: Umwelt teilweise bleibt und das hat besonders dann weitreichende Folgen und da kommen wir sicher

00:02:16: noch dazu, wenn das in einem Ausmaß passiert, dass uns, so wird ich das jetzt mal formulieren,

00:02:22: wirklich aus der Kontrolle geraten ist. Und das Interessante an der Plastikproduktion ist ja,

00:02:27: dass sie eigentlich ein relativ junger Rohstoff ist. Also eigentlich erst seit rund 70 Jahren,

00:02:32: 75 Jahren wird Plastik überhaupt produziert, zumindest auch in diesem Ausmaß. Und jetzt

00:02:37: ist es so, wenn wir uns die jüngere Vergangenheit ansehen. In den vergangenen 20 Jahren hat sich

00:02:42: die Plastikproduktion mehr als verdoppelt. Das heißt, heute werden fast 500 Millionen Tonnen

00:02:48: Plastik jedes Jahr produziert. Man schätzt ungefähr 400 Millionen Tonnen davon, werden dann

00:02:54: zum Müll. Und dieser Plastikmüll soll sich bis 2060 sogar verdreifachen. Also das sind schon

00:03:00: alles sehr unfassbare Zahlen. Wie soll man dieses Problem überhaupt je in Griff bekommen?

00:03:05: Das ist das Problem. Also wenn wir uns umschauen, wir sehen, Plastik ist einfach ein Teil unseres

00:03:10: Lebens. Es gibt keinen Lebensbereich, den wir uns ohne Plastik überhaupt noch vorstellen können.

00:03:15: Das hat verschiedene Gründe. Plastik ist halt leicht. Es ist bruchsicher. Es ist leicht

00:03:19: vormbar. Es ist temperaturbeständig. Und es ist vor allem billig in der Produktion. Das hat

00:03:25: viele Vorteile. Also beispielsweise denken wir an die Medizin. Da würden wir auf nichts,

00:03:30: was uns Plastik in dem Bereich gebracht hat, verzichten wollen. Aber das hat auch große

00:03:35: Nachteile. Und das spielt ein bisschen in der Sendung, was du gesagt hast, nämlich dieses

00:03:38: Ausmaß der Plastikproduktion, das so enorm gestiegen ist. Wir haben das vor allem in den

00:03:42: letzten Jahrzehnten gesehen, dass eine Art Produkt enorm zugenommen hat. Das ist das Einwegplastik.

00:03:47: Also Dinge aus Plastik fabriziert, die für den einmaligen Gebrauch bestimmt sind und die danach

00:03:53: weggeworfen sind und Müll sind. Und genau diese Dinge landen eben dann in der Umwelt und richten

00:03:59: Schaden an. Und wie man das jetzt in den Griff bekommen soll, ist natürlich eine extrem komplexe

00:04:04: Frage, über die sich auch viele Leute schon den Kopf zerbrechen und die sich nicht so einfach

00:04:09: beantworten lässt. Es gibt aus dem nachhaltigen Leben sozusagen eine Formel, die die 3R Formel

00:04:16: Reduce Reuse Recycle. Also wenn man quasi sich persönlich dazu umschauen möchte, umweltfreundlicher

00:04:22: zu leben. Und genauso würde es auch auf der großen Skala funktionieren. Also das würde

00:04:27: zum einen bedeuten, einfach weniger Plastik zu produzieren. Das würde bedeuten Plastik nicht

00:04:33: als Einwegprodukt zu verwenden, sondern als Rohstoff zu sehen, den man auch wieder verwendet.

00:04:38: Und natürlich Recycle. Also das bedeutet effizienteres Sammeln, aber auch effizienteres,

00:04:44: besseres Recycling. Das ist enorm komplex. Und wie das dann im Detail funktioniert,

00:04:49: da können auch viele Industrien und so weiter schon darüber sprechen, dass es auch gar nicht so

00:04:54: einfach ist dann im Detail. Aber das wäre so das grobe Konzept, das darunter liegt.

00:04:59: Und das grobe Konzept, das darunter liegt, ist auch Teil oder ist auch die Basis der Diskussionen

00:05:04: und Verhandlungen, die nun gestartet haben in Genf zum wiederholten Mal wird, genau darüber

00:05:09: geredet, wie kann die Welt gemeinsam daran arbeiten, dass sich der Plastikverbrauch reduziert. 170

00:05:15: Staaten sind das diesmal, die für die kommenden 9 Tage in Genf verhandeln. Was soll denn am Ende

00:05:20: bei dieser UN-Konvention herauskommen? Also es geht um ein Abkommen, mit dem möglichst alle

00:05:26: zufrieden sind. Das ist natürlich gemäß schwierig. Generelles Ziel ist, die Umweltverschmutzung

00:05:32: durch Plastik bis 2040 drastisch zu reduzieren. Dazu muss man sagen, das ist mittlerweile die

00:05:38: sechste Verhandlungsrunde. Das lässt schon darauf schließen, dass es eben nicht so einfach ist,

00:05:42: gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Lokiert wird ein so ein progressives Abkommen, vor allem von

00:05:49: einem Staatenblock. Das sind die Ölstaaten, angeführt von Saudi-Arabien. Sie plädieren

00:05:54: sich nennen das für ein realistisches Abkommen. Das sieht zwar ein besseres Abfallmanagement und

00:06:01: auch ein besseres Recycling vor, allerdings keine Einschränkungen bei der Produktion von Plastik.

00:06:07: Warum ist das so? Die Prognosen, was Erdöl angeht, sind volatil, was die Märkte, was die Nachfrage

00:06:12: in den nächsten Jahrzehnten angeht. Bei Plastik ist das anders. Das heißt, Erdölstaaten sind

00:06:17: da einem zukunftsfähigeren Markt für ihr Produkt und deswegen sperren sich die Data gegen. Es gibt

00:06:22: natürlich auch die andere Seite, also viele Länder, die für ein ehrgeziges Abkommen sich

00:06:27: engagieren. Da zählen zum Beispiel die 27 EU-Staaten dazu, da gehört Kanada oder Australien dazu. Manche

00:06:34: von diesen Maßnahmen, die diese Staaten selber schon setzen, Stichwort "Verbot von Einwegplastik",

00:06:39: die erleben wir schon. Ja, wir sehen sie ja bei uns selbst. Da ist es, wenn sich 25 gibt es in

00:06:45: Österreich auch flächendeckende Pfandrückgabe bei Plastik und viele andere Dinge, die in Europa

00:06:51: umgesetzt wurden, die vergangenen Jahre, gerade auch in einigen Staaten im Süden, an Staaten,

00:06:55: die auch an mehr Grenzen, haben sich da schon einiges vorgenommen und sind da auch ganz gute

00:06:59: Schritte weitergegangen. Genau, und gerade wenn man sich zum Beispiel umhört, wenn man Umweltschutzorganisationen

00:07:06: fragt, dann kommt auch an so einem ehrgezigen Abkommen eigentlich kein Weg vorbei, weil gerade,

00:07:13: wenn wir zum Beispiel auf die Meere schauen, die wir eigentlich aus so vieler Hinsicht bräuchten,

00:07:17: nämlich beispielsweise, wenn wir an das Klima denken als CO2 Senke, wenn wir an unseren Ernährung

00:07:24: denken, ja, als Lieferant von Nahrungsmitteln, da zeigt sich halt auch ganz gut, wie all diese

00:07:28: Dinge immer zusammenhängen und wenn man eben dann Umweltschutzorganisationen fragt und sie

00:07:33: all diese Dinge auf den Tisch legen, dann versteht man auch, warum sie sagen, es gibt keine andere

00:07:38: Option als der Plastikverschmutzung vehement etwas entgegenzusetzen. Ja, und es gab ja diese

00:07:43: Einigung grundsätzlich schon 2022 bei der vor vor vor letzten UN-Konvention zu dem Thema. Allerdings,

00:07:49: wie gesagt, seither verhandelt man eigentlich darüber, wie diese Plastikreduktion aussehen soll.

00:07:54: Erst zu Ende 2024, bei der letzten Runde in Südkorea, ist man gescheitert, hat keine

00:08:00: Einigung erzielt. Hast du eine Beobachtung, wie das diesmal ausgehen könnte? Dass man damals

00:08:05: gescheitert ist, kann man aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Natürlich ist es schlecht,

00:08:11: dass es noch kein Abkommen, kein gutes Fertiges gibt. Auch kritische Beobachter haben mir

00:08:16: beispielsweise gesagt, es ist gar nicht so schlecht, weil man sich zum Beispiel nicht auf einen total

00:08:22: verwässerten Kompromiss geeinigt hat, sondern weiter, um ein ambitioniertes Abkommen kämpft. Also,

00:08:27: die Betrachtungsweise gibt es auch. Wenn du mich fragst, bringt das allerbeste Abkommen wenig,

00:08:33: wenn dann nichts passiert? Da rührt er auch dieser Sprech von Abkommensgegner oder auch Lobisten der

00:08:39: Plastikindustrie von einem realistischen Abkommen. Sie wollen damit suggerieren, wenn es nicht

00:08:45: realistisch ist, brauchen wir es gleich gar nicht. Und realistisch ist natürlich in ihrem Sinne auch

00:08:49: möglichst nicht streng. Wenn du mich fragst, braucht es beides ein ärgerziges Abkommen und danach

00:08:55: eben halt auch den politischen Willen von allen, die das mittragen, das was darin beschlossen ist,

00:09:01: dann auch umzusetzen. Und da sehen wir ja auch bei anderen Abkommen, dass auch dann das nicht so

00:09:07: einfach ist. Zum Schluss noch eine Frage. Es ist ja eines der größten Probleme, ist da Mühle

00:09:11: mehr. Es gibt auf der einen Seite Makroplastik, also große Stücke, die auch nur groß entsorgt

00:09:17: werden können, sozusagen. Aber es gibt vor allem das Mikroplastik, das sich eigentlich aus viel

00:09:21: größeres Problem zeigt in den letzten Jahrzehnten. Geschätzt werden 9 Millionen Tonnen Plastikmüll

00:09:26: pro Jahr ins Meer gespült. Warum ist denn das eigentlich so ein Problem? Mikroplastik, das ist

00:09:33: zum einen Plastikmüll, der sich zersetzt, in ganz kleine Teile zerfällt, kleiner als fünf

00:09:38: Millimeter, auch teilweise nicht mehr mit dem freien Auge sichtbar. Das ist sogenannte

00:09:42: sekundäres Mikroplastik. Es gibt aber auch primäres Mikroplastik. Also wenn Mikroplastik

00:09:46: aktiv erzeugt und eingesetzt wird, als Bestandteil von Produkten. Vor ein paar Jahren war das groß

00:09:52: Thema, weil das auch oft beispielsweise in Reinigungsprodukten, in Waschmittel, Kosmetiker

00:09:56: sogar drinnen ist. Mikroplastik gelangt auch in die Umwelt durch Praktiken, wo wir das vielleicht

00:10:01: gar nicht so wissen. Wäsche waschen ist ein Beispiel, wer sich ein bisschen mit Textil und

00:10:06: Modeindustrie beschäftigt, weiß, es gibt fast keine Kleidung mehr ohne Polyester-Anteil. Und eine

00:10:12: zweite große Quelle ist beispielsweise...

00:10:14: der Reifenabrieb von Autos oder anderen Fahrzeugen. Dieses Mikroplastik, du hast vorhin vom Meer gesprochen,

00:10:21: es hat sich wirklich über Wasserkreisläufe, über die Nahrungskette, in wirklich alle Teile dieser

00:10:27: Erde, wo man sich nur vorstellen kann, ins Gestein, in Gletscher Seen, in den Marianengraben,

00:10:32: überall quasi ist es hingewandert. Man kann es dort nachweisen und das Gleiche gilt auch für

00:10:38: den menschlichen Körper. Also es gibt von Gehirn bis zur Plazente eigentlich keinen Körperteil mehr,

00:10:44: wo man nicht Mikroplastik nachweisen kann. Und gerade in den letzten Jahren ist auch da im Bewusstsein

00:10:50: erst entstanden, dass dieser Plastikanteil, der sich eben auch im Körper absetzt, wie du es

00:10:55: gerade drastisch geschildert hast, dass der auch zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Das

00:11:00: ist ja ein Thema, dass wir noch nicht so lange diskutieren. Ja, das ist ein Thema, wo wir noch

00:11:04: gar nicht so lange darüber sprechen und es ist auch noch ein Thema, wo wir trotz allem immer noch

00:11:09: nicht viel darüber wissen. Ich kann vielleicht auf diese Frage deswegen mit einer Anekdote

00:11:14: antworten. Ich habe den Lukas Kenner, das ist ein Pathologe und Krebswarscher an der Medizinischen

00:11:19: Uni Wien, der wirklich auch in dem Bereich ja federführend mitwirkt, interviewt und ihn gefragt,

00:11:25: wie er das handhabt und sieht. Er hat mir daraufhin erzählt, dass er wirklich alle möglichen

00:11:31: Plastikoutensilien aus seinem Alltag verbannt hat, also kein Plastikschneidebrett mehr gar nichts und

00:11:37: dass es keine Anzeichen gibt, dass wir uns nicht große Sorgen machen müssen. Okay, jetzt haben wir

00:11:45: also genau gehört, was das Problem mit dem Plastik ist. Es ist einfach produzierbar und auch einfach

00:11:51: einsetzbar. Man kann es so gut formen, es ist kostengünstig, aber es ist eben auch umweltschädlich

00:11:57: und all along macht es uns krank. Das UN-Abkommen wird ja, wie schon erwähnt, es ist halt heute ausgerechnet

00:12:05: auf Schweizer Boden verhandelt. Dabei sind gerade die Schweizer Rekordmeister im Plastikverbrauch.

00:12:11: 127 Kilogramm Plastik pro Kopf verbraucht ein durchschnittlicher Schweizer, eine Schweizerin

00:12:17: jedes Jahr. Woran das liegt, habe ich Irene Zöch gefragt. Sie ist Reporterin im Außenpolitikressort

00:12:24: Presse und das hat sie geantwortet. Es gibt eine OCD-Studie, die sagt, dass es einen Zusammenhang gibt

00:12:32: zwischen hoher Kaufkraft und dem Plastikverbrauch und das sieht man an der Schweiz recht gut. Also die

00:12:39: Schweiz ist ein reiches Land und der Verbrauch von Einwegplastik ist relativ hoch. Das heißt, es gibt

00:12:47: eine hohe Mobilität in der Schweiz, die Leute sind viel unterwegs, die essen überall, die essen die

00:12:52: ready-made Lunch ist den mitgebracht, also die gekauften Salate und Sandwiches im Zug und

00:12:57: unterwegs und das schlägt sich natürlich bei der Bilanz beim Plastikverbrauch sehr stark

00:13:03: nieder. Einweggeschirse, Müll, wie der Name schon sagt, wird einmal verwendet und dann wird

00:13:09: es weggeworfen. Dazu kommt auch noch ein sehr hoher Verbrauch an Einwegplastikbechern, also die

00:13:15: klassischen Coffee-to-Go-Bächer für Heißgetränke, für Kaffee, für Glühwein vielleicht, die ebenfalls

00:13:21: nach einmaligen Gebrauche im Müll landen und so schlägt sich dieser Privatkonsum auch beim

00:13:27: Plastikverbrauch nieder. Okay, das ist einmal das eine der Privatkonsum, aber ich gehe davon aus,

00:13:32: dass es vermutlich nur ein kleiner Anteil des gesamten Plastiktrecks ist, der so anfällt in

00:13:37: der Schweiz. Wer ist denn dann noch dafür verantwortlich? Wer verbraucht denn in der Schweiz sonst noch Plastik?

00:13:43: Natürlich ist ein großer Verbraucher die Industrie, die Herstellung von Verpackungsmaterial, die

00:13:50: Bauindustrie, die trägt das sicherlich den Löwenanteil am Verbrauch von Kunststoff. Es ist schon

00:13:56: interessant das Ausgleich der Schweiz, die so oft in vielen anderen Bereichen als Muster-Schülerin gilt,

00:14:01: in diesem Bereich so schlecht abschneidet. Ja, das ist durchaus überraschend, weil ja wie du schon

00:14:08: gesagt hast, die Schweiz in vielen Bereichen sehr, sehr gut abschneidet, wenn Statistik immer ganz

00:14:13: vorne ist und als Muster-Schülerin gilt, aber geradeher gibt es viel Aufholbedarf. Ich habe mir

00:14:19: erklären lassen, dass dieses sogenannte Litering, also einfach das achtlose Wegwerfen von Plastikmüll

00:14:26: dazu zählen auch Zigarettenstummeln übrigens und der Abrieb von Autoreifen, dass das auch einen

00:14:33: ganz großen Anteil ausmacht bei dieser gesamten Plastikverschmutzung. Das landet dann meist in

00:14:39: Oberflächengewässern und ja längerfristig gesehen natürlich auch im Meer. Das was wir

00:14:46: jetzt da besprechen, ist ja irgendwie auch so, dass die Schweiz mitten in Europa liegt, nicht

00:14:50: an ein Meer grenzt und natürlich, wie wir alle wissen, nicht Teil der Europäischen Union ist.

00:14:55: Das heißt, gewisse Regeln, die innerhalb der Europäischen Union seit Jahren, teilweise schon

00:15:00: Jahrzehnten, Gültigkeit haben für die Schweiz nicht gilt oder gelten. Also ich denke jetzt da

00:15:05: einerseits an so was wie Flaschenpfand für Plastikflaschen, aber auch Regelungen zu allen

00:15:11: möglichen EU-Richtlinien, ist das auch ein Grund, dass die Schweiz so viel mehr Plastik produziert,

00:15:17: weil sie einfach darf? Also ich habe mir von Experten erklären lassen, dass das sehr wohl

00:15:22: einer der Hauptgründe ist. In der EU wurde ja 2019 dieses Verbot von Einwegplastik beschlossen und

00:15:29: das nennen Schweizer Experten sogar als Leuchtturm "entscheid". Das heißt damals wurde ja die

00:15:35: Verwendung von Einwegplastik, von Tellernbesteck Strohhalmen, die schon genannten Getränke,

00:15:41: Becherteils zumindest verboten und da sagen Schweizer Experten, dass diese Direktive ergreift und

00:15:48: dass man das auch eindeutig feststellen kann, weil zum Beispiel im Mittelmeer weniger Müll an

00:15:55: den Stränden auffindbar ist, als das noch vor einigen Jahren war. Wie ist das eigentlich in

00:16:01: der Schweiz? Ist man sich dieses Problems bewusst, dass man hier ganz stark dazu beiträgt, dass

00:16:07: der Plastikmüll mehr wird jedes Jahr? Ja, man ist sich dadurch aus das Problems bewusst. Es gibt

00:16:12: da auch Bemühungen, auch bestehende Gesetze einfach schärfer durchzusetzen und in dieser

00:16:19: Richtung auch mehr zu machen. Allerdings ist die Recyclingquote in der Schweiz sehr niedrig. Also

00:16:27: das Meiste dieses ganzen Plastikabfalls wird thermisch verwertet, sprich verbrannt und nur

00:16:33: wenig kann wirklich recycelt werden. Und da will man auch ansetzen, dass diese Quote besser wird.

00:16:39: Hast du damit bekommen, ob es da auch jetzt gerade im Zuge dieser Konferenz der UNO in

00:16:43: Genf, ausgehendet in Genf, eine Diskussion innerhalb des Landes angestoßen wurde,

00:16:48: da jetzt rasch etwas dagegen zu tun oder sich der rasch zu verbessern?

00:16:52: Ja, es wird diesbezüglich schon diskutiert, aber die Diskussion geht eher dahin, dass

00:16:57: bestehende Gesetze auch wirklich eingehalten werden. Da passiert ja viel auf Freiwilligkeit und

00:17:04: dass man hier ansetzt und wirklich schon bestehende Rechtsprechung auch durchsetzt und sich darum

00:17:10: kümmert, dass bestehende Gesetze umgesetzt werden. Welche anderen Länder gibt es noch,

00:17:17: die da in diesem Negative Ranking ganz weit oben mitspielen? Also weltweit gehört sicher

00:17:22: die USA zu den größten Plastikverbrauchern. Das sind die Daten mehr als 200 Kilo pro Kopf,

00:17:30: also ein sehr großes Plastikaufkommen. China spielt da auch eine Riesenrolle bei diesem

00:17:34: Negative Ranking. EU-weit sind diese Zahlen weit niedriger. Da gehören eigentlich zu den

00:17:41: Vorzeigeländern, auch einige der Mittelmeerländer, Spanien, Kroatien etwa, die produzieren 16 Kilo

00:17:49: pro Kopf. Das ist schon um einiges weniger und überhaupt, wenn man so sagen kann, das beste Land

00:17:56: innerhalb der EU ist Zypern mit 7 Kilo. Wow, ja und da zeigt sich dann schon, dass die EU-Bestimmungen,

00:18:03: die es seit einigen Jahren gibt, eben schon langsam greifen oder und wirksam werden. Ja,

00:18:09: durchaus. Ich habe erwähnt, dass entlang des Mittelmeers, das ja grundsätzlich aufgrund der

00:18:14: hohen Verschmutzungstichte als einziger großer Müllstrodel bezeichnet wird, dass da eben der

00:18:19: Plastikmühlen an den Stränden zurückgegangen ist und auch an den Küsten der Ostsee und Nordsee

00:18:26: sind da sogar, wird da gesprochen, von 45 Prozent weniger Einwegplastik, das angespült wird. Also

00:18:34: insofern kann man auf jeden Fall sagen, diese Direktive greift. Ziel dieser ganzen Konferenz

00:18:39: ist natürlich auch ein international verbindliches Abkommen, auf das sich alle Unumitteltstaaten

00:18:45: hoffentlich einigen können, wo es halt um ein weitreichendes Verbot von Einwegplastik und

00:18:50: Lebensmittelverpackungen geht, aber vor allem geht es darum, dass weniger Plastik generell

00:18:56: produziert werden sollte, denn nur so, denke ich, wird man das Problem mit dem Plastikmühlen

00:19:01: auch tatsächlich einigermaßen in den Griff bekommen können.

00:19:04: Aber jetzt war es nun so, dass gerade erst im vergangenen Jahr in Korea bei der letzten

00:19:09: UN-Konvention zu diesem Thema die Verhandlungen gescheitert sind. Glaubst du, dass es diesmal

00:19:14: größere Chancen gibt, davon einen positiven Abschluss der 170 teilnehmenden Länder?

00:19:18: Also ich mal von Schweizer Experten erklären lassen, dass für die Verhandlungen jetzt in

00:19:24: Genemfeben in dieser nächsten Runde die Chancen gar nicht so schlecht stehen, weil eben schon

00:19:28: sehr viel vorbereitet wurde bei der letzten Konferenz, die als gescheitert galt, aber

00:19:33: es wurde schon vieles in die Wege geleitet, es wurde viel bilateral gesprochen und dass

00:19:38: es insofern eigentlich ganz gute Aussichten gibt, da auch die Ziele zu erreichen. Wenn

00:19:45: eine andere Frage ist dann, ob sich die einzelnen Staaten noch wirklich dran halten.

00:19:49: Das war was wichtig ist vom 5. August und wenn Ihnen diese Folge gefallen hat, würde es

00:19:56: uns richtig glücklich machen, wenn Sie anderen unseren Podcast weiter empfehlen. Bei Feedback

00:20:02: oder Kritik schreiben Sie uns an podcastetdiepresse.com. Danke fürs Zuhören, sagen heute Christine

00:20:07: Meyerhofer, Irene Zürch und Anna Wallner. Machen Sie es gut und hoffentlich hören

00:20:12: wir neunterm Morgen wieder, da begrüßt sie hier unsere Kollegin Eva Winroither, bei

00:20:16: ihr zu Gast sein wird Philipp Aichinger aus der Innenpolitik. Das Thema verraten wir noch

00:20:21: nicht, so bleibt es spannend.

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