Langweilen Sie sich! Ihr Gehirn braucht das
Shownotes
Gast: Karl Gaulhofer, Die Presse, Leitung Feuilleton Moderation: Anna Wallner Schnitt: Audiofunnel/Dominik Lanterdinger Credits: Balbina "Nichtstun"/Instagram "Licht für morgen"
Mehr zum Thema: >>> Karl Gaulhofer: Warum Nichtstun im Urlaub ein Segen ist
Der britische Neurowissenschaftler Joseph Jebelli rät uns, öfter mal gar nichts zu tun, um unserem Gehirn mehr Erholung zu gönnen. Erst beim Nichtstun kommen einem die besten Ideen, sagt er in seinem neuen Buch „The brain at rest“. Wir aber jagen sogar im Urlaub nach Likes für unsere Urlaubsfotos oder verbringen zu viel Zeit vor einem Bildschirm, schauen etwa die neueste Serie im Streamingdienst unserer Wahl. Feuilleton-Chef Karl Gaulhofer erklärt uns, wie sich die Einstellung zu Müßiggang und Langeweile im Lauf der Geschichte, von der Antike über die Neuzeit bis zur Gegenwart verändert hat. Und er hat Jebellis neues Buch gelesen und sagt uns, was der Hirnforscher uns rät.
Drei Erkenntnisse aus der Folge:
- Unter Nichtstun versteht man wirklich „nichts tun“, also sanfte Bewegung ohne Ziel und irres Tempo. Karl Gaulhofer schreibt in seinem Text: „Schauen und sinnieren, auf der Caféterrasse, beim Spazieren im Wald, beim Plantschen im Meer. Dazu Musik hören, maximal ein Buch lesen. Urlaub eben.“ Podcasts hören und Serien schauen gehört aber eher nicht zum Nichtstun.
- Das Alleinsein sollte man nicht so schlecht reden. Denn man kann sich allein besser erholen als unter vielen Menschen.
- Der neue Trend „Dopamin Detox“ überrascht daher wenig. Das Internet ist voller Tipps, wie man sein Dopamin-Level auch ohne digitale Interaktionen, Konsum oder Essen hoch halten kann. Das Buch von Joseph Jebelli reiht sich da im Grunde ein.
Hier gehts zu unserem neuen Rätsel-Bereich mit Sprachspielen, Logikrätseln und Sudoku. Probieren Sie es aus!
Transkript anzeigen
00:00:00: Hi, mein Name ist Katrin Musmeyer und ich bin die Rätselbeauftragte der Presse.
00:00:04: Wenn ihr auch Spaß am Spielen habt, dann habe ich was für euch.
00:00:08: Es gibt bei uns jetzt nämlich einen eigenen digitalen Rätselbereich mit täglich vier
00:00:12: neuen Spielen.
00:00:13: Dort findet ihr mit dem Quartruppel und der Wortglaberei zwei exklusive Rätsel, die wir
00:00:17: selbst entwickelt haben und jeden Tag aufs Neue für euch erstellen.
00:00:21: Außerdem könnt ihr hier euer Hirn mit zwei Logik-Rätseln trainieren.
00:00:24: Aber Achtung, sie könnten süchtig machen.
00:00:27: Probiert es aus in der Presse App und auf diepresse.com.
00:00:31: Die Presse
00:00:36: Ich zähl die Polkadutz auf meinem Glockenrock, wie lange noch, wie lange noch, kann sich die
00:00:45: lange Weile bitte mal beeilen.
00:00:48: Die lange Weile und das Nichtstohn haben einen ziemlich schlechten Ruf.
00:00:56: Es heißt ja nicht umsonst, wir sollen unsere Tage nützen, karpedieren.
00:01:00: Alles, was nach Unproduktivität aussieht, wird gerne verdammt und das auch im Urlaub.
00:01:06: Die spinnen weben, spinnen weben und ich starre Löcher in die Luft, so grundlos.
00:01:16: Dabei sagen Experten wie zum Beispiel der Brite Joseph Chebelli, ein Neurowissenschaftler,
00:01:34: wie wichtig und gesund gerade das Löcher in die Luft starren sein kann oder wie heilsam
00:01:39: das Nichtstun in der Freizeit für unser Gehirn ist.
00:01:43: Ich muss was gegen das Nichtstun tun, denn das Nichtstun tut mir gar nicht gut.
00:01:52: Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, sollten also insofern besser nicht der deutschen Sängerin
00:02:00: Balbina und den Zeilen ihres Songs Nichtstun folgen, die wir da gerade hören konnten,
00:02:06: sondern dem britischen Forscher glauben.
00:02:08: Herzlich willkommen bei Was Wichtig Ist, mein Name ist Anna Weiner, bei mir im Studio ist
00:02:29: jetzt Karl Gaulhofer, der Leiter unseres Führthons.
00:02:32: Er hat Joseph Chebellis Schrift The Brain at Rest gelesen und sagt uns, was man von
00:02:38: den Ratschlägen des Neurowissenschaftlers mitnehmen soll und wie sich der Blick auf
00:02:43: den Musikgang von der Artike bis zur Neuzeit und in die Gegenwart gewandelt hat.
00:02:47: Lieber Karl, es ist immer noch Urlaubszeit, Sommerzeit, wir fahren in den Urlaub oder wir
00:02:56: waren schon und da wollen wir uns ja eigentlich und sollen uns erholen, wir sollen frisch erholt
00:03:01: zurückkehren.
00:03:02: Man hat aber zunehmend den Eindruck, dass es fällt uns gar nicht so leicht, wenn wir dann
00:03:06: eben an unserem Urlaubsort angekommen sind, sowohl Kindern als auch Erwachsenen, wir sind
00:03:11: geschäftig im Urlaub machen, wieso fällt uns denn das Nichtstun so schwer?
00:03:15: Na ja, zum einen scheint das irgendwie schon so etwas zu sein, was man gerne eine anthropologische
00:03:21: Konstante nennt, weil da gibt es auch ganz alte Autoren, Philosophen und so, denen das
00:03:26: schon aufgefallen ist.
00:03:27: Wir sehnen uns eigentlich nach Erholung, danach, dass wir etwas abschließen, erreichen und
00:03:33: uns dann der Ruhe hingeben und wenn es dann soweit ist, dann fürchten wir uns vor der
00:03:39: Ruhe und entsteht so ein Gefühl der Lehre und wir haben Angst, dass es uns langweilig
00:03:44: wird und dann füllen wir das wieder mit allen möglichen Aktivitäten.
00:03:48: Es lässt sich aber auch ganz schön moderner erklären, neurophysiologisch, indem man sagt,
00:03:54: ja, unser Belohnungszentrum schüttet Dopamin aus, also dieses Glückshormon in kleinen
00:04:00: Dosen.
00:04:01: Immer dann, wenn wir sozusagen alert sind, wenn wir wach sind, aufmerksam sind, schnell
00:04:07: auf etwas reagieren, das war ja auch in unserer Uhrzeit sehr wichtig, weil da sind wir durch
00:04:12: dieser Wande gezogen und mussten ständig gewertig sein, dass das Hebelzahntiger über
00:04:16: uns herfällt.
00:04:17: Wir mussten auch aufpassen, dass wir in unserem Unteranführungszeichen Rudl unsere soziale
00:04:22: Stellung behalten und so funktionieren wir eben auch heute noch und das wird durch die
00:04:27: sozialen Medien und durch Netflix-Härien und alles auch noch verstärkt, also wir schauen
00:04:32: darauf, dass wir Likes bekommen, auch auf unsere Urlaubsfotos.
00:04:35: Wir wollen im Urlaub dann auch irgendwie eine spannende Serie natürlich anschauen und das
00:04:40: hält uns weiterhin auf Trab.
00:04:43: Aber ist es nicht vielleicht auch so, dass das Nichtstun uns schwerfällt, weil wir eben
00:04:50: auch mit all den Dingen, die du gerade erzählt hast, bis in die Steinzeit zurückgehen, weil
00:04:54: wir das Nichtstun auch etwas Schlechtes abspeichern, also es hat auch eher einen schlechten Ruf,
00:04:58: das zeigen ja schon Sprüche wie "Mystikang ist aller Laster" anfangen oder auch so Dinge
00:05:02: wie "Die Gegend im Gegenteil", "Seize the day", "Macher so was aus deinem Leben" und
00:05:07: so weiter, dieses verherrlichen, das produktiv sein, das ist ja sozusagen auch was, was wir
00:05:12: alle kennen, ganz abgesehen von Likes und Serien.
00:05:14: Ist das vielleicht auch ein Grund, Nichtstun hat ein schlechten Ruf?
00:05:18: Ja, absolut und das hat auch Grüne die ganz weit zurückliegen, also man muss sich vorstellen,
00:05:23: wenn wir eben in kleinen Gruppen damals zusammengelebt haben in Uhrzeiten, Jäger und Sammler,
00:05:28: ich meine, da durfte sich natürlich niemand erlauben, die anderen machen zu lassen und
00:05:31: sich selber auf die Faulhaut zu legen, das wurde natürlich von den anderen sanktioniert
00:05:36: und deswegen war Faulhalt dort auf jeden Fall schlecht angeschrieben und wenn wir jetzt einen
00:05:41: großen Sprung machen in die Neuzeit, da kann man sagen, ja, da gab es einerseits mal die
00:05:46: Besitzenden, die Leute, die für sie arbeiten mussten, also von den Landarbeitern oder die
00:05:53: Sklaven oder auch die Fabriksarbeiter dann später, denen musste man ja irgendwie erklären,
00:05:58: das ist gut und wichtig, was ihr macht, also muss Arbeit etwas Tolles sein, etwas, was
00:06:01: einen Wert hat und was dann auch die Würde dieser Menschen ausmacht und das hat mir
00:06:05: ihnen sehr gerne eingeredet und umgekehrt haben dann die Maxisten gesagt, wer nicht arbeitet,
00:06:10: also ihr, die Aktionäre, die Anteilseigner, die Fabriksbesitzer, ihr seid die Bösen und
00:06:16: Arbeital, die Fabriksarbeiter sind die Wadenhelden, das heißt von der einen wie von der anderen
00:06:21: Seite betrachtet, Arbeit ist etwas Tolles, etwas Feines, etwas Schönes und je mehr davon
00:06:27: umso besser und das passt ja eigentlich nicht mehr so gut in unsere Freizeitgesellschaft,
00:06:32: denn auch aus wirtschaftlicher Sicht, weil wir müssen ja konsumieren, wir müssen ja
00:06:37: den Tourismus, den Fremdenverkehr am Leben erhalten, indem wir in der Freizeit auch Geld
00:06:41: ausgeben und trotzdem steckt uns das immer noch ziemlich in den Knochen, dass eben Musikang
00:06:47: etwas Schlechtes ist, was wir uns eigentlich nicht leisten sollten und was dann immer ein
00:06:51: schlechtes Gewissen auch ein wenig vorgesucht.
00:06:53: Jetzt fällt mir gerade auf, dass im Kern auch die Teilzeitdebatte ein bisschen damit
00:06:57: zusammenhängt, ist weniger arbeiten, ist bis zu dann ein weniger wertiger Mensch, der
00:07:02: fürs System zu wenig tut, zu wenig Steuern zahlt und so weiter, aber jetzt noch eine
00:07:08: kurze Nachfolge zur Neuzeit, du hast jetzt das so geschildert, dass dann die Besitzenden
00:07:12: die Arbeit sozusagen höher gerankt haben, damit sie auch den Klammer arbeiten und genau
00:07:17: erlaubt sind.
00:07:18: Aber sie selbst haben eigentlich, dass nichts tun, nicht so schlecht gekonnt, ich meine,
00:07:21: man hat sich dann meistens zusammen in Salons dem sozusagen der musizieren hingegeben,
00:07:27: dem malen, aber so richtig produktiv waren ja vor allem die Frauen in diesem Zeitalter
00:07:32: nicht.
00:07:33: Ja, ja, also da hat der Bertrand Traslow, hat 1934 da einen sehr schaffzüngigen Essay
00:07:38: dazu geschrieben, er gesagt, ja, ja, das stimmt schon, man braucht, um große zivilisatorische
00:07:44: Fortschritte zu machen, wie zum Beispiel in Salons über die Zukunft der Gesellschaft
00:07:49: zu diskutieren und die zu entwerfen und dann später um sich später nochmal umzusetzen,
00:07:53: da braucht es Musse, da braucht es Hohe und ganz stark sieht man das im antiken Arteen,
00:07:58: das war eine Wirklichkeit, war das eine kleine Stadt und es waren nur die freien Männer,
00:08:03: das waren vielleicht 5.000 Leute, aber die haben zivilisatorisch unglaublich viel weitergebracht,
00:08:09: nämlich ein erstes Modell funktionierendes Modell von Demokratie, aber dafür haben die
00:08:14: Frauen und die Sklaven für sie schuften müssen, damit sie die Musse gehabt haben, das in
00:08:18: Ruhe zu entwerfen.
00:08:19: Und der Rasa sagt dann auch sehr spitzzünglich, naja, das war natürlich total verschwenderisch,
00:08:24: weil in Wirklichkeit waren das einige wenige, die da wirklich was weitergebracht haben und
00:08:28: tolle Ideen entwickelt haben und die meisten jetzt auf sein Land, auf England oder Großbritannien
00:08:33: bezogen, das waren einfach stupide Landel-Leute, die nix anderes im Kopf hatten als Fuchsjagden.
00:08:39: Und oder sich betrinken und Gelage feiern, weil sie einfach eigentlich fadisiert waren.
00:08:45: Und Wirklichkeit hat man das große Potenzial, der großen Menge und auch die Frauen allein
00:08:50: die Hälfte der Bevölkerung überhaupt nicht genutzt.
00:08:53: Jetzt hast du schon die Antike angesprochen und genau das ist auch so ein Thema, das dieses
00:08:58: Konzept oder die Idee, dass nichts tun sie ist ja alles anderes neu.
00:09:02: Es gab viele Philosophen, die das gelobt oder verteufelt haben je nachdem.
00:09:06: Wie ist denn da so die Entwicklung vor allem aus der philosophischen Ecke?
00:09:10: Wie betrachtet man oder hat man das nichts tun betrachtet?
00:09:13: Ja, das war eigentlich meistens, sondern aller Regeln sehr positiv gesehen worden.
00:09:19: Also das Aristohteles kann man sagen ist da der Begründer, der hat zwar gesagt, die Vita
00:09:23: aktiva ist etwas Tolles und Vita aktiva hieß eben für die Männer der griechischen Antike
00:09:27: vor allem einerseits in den Krieg ziehen, aber dann eben auch das öffentliche Gemeinwesen
00:09:33: mitbestimmen als freier Mann.
00:09:36: Aber höher gestellt hat er trotzdem die Vita kontemplativ, also dass man sich zurückzieht,
00:09:41: dass man in aller Ruhe über die Dinge nachdenkt und dann auf Dinge drauf kommt.
00:09:45: Das haben die Epicurea dann fortgesetzt, die sich in ihren Garten vor der Stadt zurückgezogen
00:09:50: haben, um dort in Ruhe zusammen zu sein und sich Gedanken zu machen.
00:09:54: Das haben die christlichen Einsiedler ihre Mieten gemacht.
00:09:58: Schon Jesus Christus hat sich in die Wüste zurückgezogen für 40 Tage.
00:10:02: Und das geht dann bis hin zu den Romantikern, die dann die Ruhe und die Erleuchtung in
00:10:08: der Natur gesucht haben.
00:10:09: So, der zwei Monate lang auf der Petersinsel im Schweizer Bielersee nichts anderes gemacht
00:10:16: hat, als sich in einen Kahn zu legen und den Himmel zu betrachten und danach gesagt hat,
00:10:21: das war die schönste Zeit seines Lebens und er hätte das für den ganzen Rest seines
00:10:24: Lebens machen können.
00:10:25: Also es wurde eigentlich meistens sehr, sehr positiv gesehen.
00:10:30: Jetzt gibt es ein neues Buch, das wieder das Nichtstun lobt, die Vorzüge das Nichtstuns
00:10:36: hervorhebt.
00:10:37: Welches ist denn das?
00:10:39: Naja, das kommt jetzt aus einer ganz anderen Ecke, könnte man sagen, nämlich von einem
00:10:45: neuer Wissenschaftler, einem Britischen, das ist der Joseph Gebelli und das Buch heißt
00:10:50: "The Brain at Rest".
00:10:52: Angst, man muss es nicht auf Englisch lesen, man hat seltsamerweise bei der deutschen Übersetzung,
00:10:56: die jetzt am 1. August auf den Markt gekommen ist, einfach diesen englischen Titel belassen.
00:11:00: Und der Subtitel, der ist dann aber schon auf Deutsch, nämlich wie nichts tun unser Leben
00:11:05: verbessern kann.
00:11:06: Und da wird dann nicht mehr irgendwie philosophisch oder kulturgeschichtlich argumentiert, sondern
00:11:11: ganz naturwissenschaftlich im Aus der Sicht eines Hirnforschers.
00:11:16: Und das ist sehr interessant, weil die Hirnforschers sind da drauf gekommen, es gibt einerseits
00:11:23: dieses sogenannte Arbeitsnetzwerk, das wir haben, das immer dann aktiv ist, wenn wir
00:11:27: eben konkret aktuelle Aufgaben erfüllen sollen, zum Beispiel eben bei der Arbeit typischer
00:11:32: Weise, und uns auf das konzentrieren müssen.
00:11:34: Und das braucht aber Erholung und dafür gibt es dann ein Ruhezustandsnetzwerk, das dieses
00:11:42: Arbeitsnetzwerk ruhig stellt, damit das sich sozusagen wieder aufdanken kann, könnte
00:11:46: man Salopp sagen, soweit nicht, sondern ich spektakulär muss sagen, okay, und dafür
00:11:51: haben wir die Wochenenden, dafür haben wir eben den Urlaub und so weiter.
00:11:54: Und dann sind die Fascher aber drauf gekommen, hoppla, dieses Ruhezustandsnetzwerk, das ja
00:11:58: eigentlich nur so ein Hintergrundrauschen eigentlich erzeugen sollte, braucht selber
00:12:02: ziemlich viel Energie.
00:12:04: Und wenn es viel Energie braucht, dann tut es ja irgendwas und diese Energie muss ja sinnvoll
00:12:09: eingesetzt werden, weil sonst würde das ja evolutionär schon längst erledigt sein.
00:12:13: Und dann hat man sich das genauer angeschaut und hat gesehen, wenn dieses Netzwerk, das
00:12:18: ich über den ganzen Gehirn in Wirklichkeit verteilt, aktiv ist, das ist die Zeit, wo
00:12:23: wir tagdräumern, wo unsere Gedanken ziellos herumschweifen, wo wir mit Erinnerungen
00:12:31: ziellos herumkramen oder auch an die Zukunft denken und uns ausmalen, wie die vielleicht
00:12:37: sein könnte.
00:12:38: All das, was nicht aktuell ist, nicht konkret ist, wo es kein klares aktuelles Ziel gibt,
00:12:44: sondern wo wir uns von den Gedanken treiben lassen.
00:12:46: Und warum ist es wertvoll, dass unser Körper der Energie reinlegt?
00:12:51: Na ja, weil man da auf die wirklich guten Gedanken kommt, auf kreative Ideen, auf strategische
00:12:58: Lösungen, sowohl im privaten als auch im Beruf, auf wirklich tiefgreifende Reflexion,
00:13:04: die man sonst nicht haben würde.
00:13:06: Jetzt ist es natürlich irgendwie so, es tut mir leid, wenn ich das jetzt sage, aber es
00:13:09: ist so banal, man denkt sich ja irgendwie eh logisch, man macht eine Pause und dann
00:13:14: ist man erholter.
00:13:15: Oder nur, wir haben mir das genau das verlernt, dann frage ich jetzt auch diese banale Frage
00:13:19: zurück, erklärt der Chebelli, was das nicht tun genau ist, weil, also was es sicher nicht
00:13:24: ist, das braucht man gar nicht sagen, ist nach Hause zu fahren und auf dem Heimweg am
00:13:27: Rad wieder irgendwas zu hören, das sage ich jetzt zum Beispiel gegen meine eigene Zunft,
00:13:31: keinem Podcast hören, vom Fahrrad fahren oder in der U-Bahn sitzen und irgendeinen Spiel
00:13:36: spielen oder auf Likes schauen, aber welche anderen Tätigkeit, also was ist nichts tun,
00:13:41: ist es wirklich nichts tun, also auf dem Sofa sitzen und in den Himmel starren, ist es Meditation,
00:13:46: ist das der Grund, warum Meditation zugehyptet von vielen?
00:13:49: Ja, ja, es ist schon so wenig wie möglich und Meditation ist eben schon sozusagen das
00:13:56: erreichbare Minimum und deswegen muss man das eben auch erst lernen und einüben, aber
00:14:02: einfach so aus dem Fenster schauen oder auf einer Café aus der Rasse sitzen und die Leute
00:14:09: vorbeiflanieren sehen oder in den Himmel schauen oder auch einen Spaziergang durch den Wald
00:14:14: machen, aber nicht mit einem ganz bestimmten Zieldaben muss ich jetzt hin und insofern
00:14:18: derzeit, sondern einfach so ziellos durch den Wald gehen und seine Gedanken schweifen
00:14:24: lassen, im Meer schwimmen, aber da jetzt nicht auch 20 Meter hin, 20 Meter her und das
00:14:29: fünfmal und das innerhalb von der Zeit, sondern einfach rumplanchen, warum schwimmen, ziellos
00:14:34: und so weiter.
00:14:35: Also eigentlich schon das, was man sich so unter Urlaub vorstellt, aber eben nicht Videospieler
00:14:40: am Handy nicht und ich ziehe mir jetzt diese unglaublich spannende Netflix-Serie rein und
00:14:45: an der Grenze, also stricken würde ich sagen ja und in Ruhe ein Buch lesen, das würde
00:14:50: er wohl auch zulassen, Podcast übrigens tatsächlich weniger, also das ist offenbar, da muss man
00:14:56: sich schon mehr konzentrieren, aber dieses vor allem analoge Buch lesen mit dem Seitenumblättern,
00:15:01: wo man sich nicht irgendwie stresst, sondern sich einfach Zeit nimmt und das auf sich
00:15:05: wirken lässt, das würde er schon noch zu diesem Bereich rechnen, wo dieses ruhe Zustandsnetzwerk
00:15:12: aktiv ist und um das geht es.
00:15:14: Und es geht auch darum, diese Sucht nach der Dopaminausschüttung in den Griff zu bekommen,
00:15:19: dass man lernen, das ist nicht so wichtig, ständig irgendwo von außen ein Glücksgefühl
00:15:25: herbeiführen zu wollen und dann kommt am Ende aber ein Glücksgefühl dabei aus.
00:15:29: Das wissen alle, die Kinder haben wie schwer das ist, besonders gegenüber der jungen Generation,
00:15:34: das auch wirklich durchzusetzen, also da kommen die Älteren irgendwie besser damit zu Recht,
00:15:39: weil sie das noch gewohnt sind, wie man auch, wie man mit langen Weilen umgeht oder damit
00:15:45: umgeht, dass man jetzt nichts konkret zu tun hat und die Jungen, die digital natives können
00:15:51: das eben immer schlechter, weil die schon so gedrimmt sind auf diese ständige Dopaminsucht,
00:15:58: könnte man sagen.
00:15:59: Wenn du die Person bist, die ihr Zimmer nicht aufräumen kann, ohne nebenbei Musik zu hören
00:16:03: oder YouTube im Hintergrund laufen zu haben, dann kann es sein, dass du von der Dopaminsucht
00:16:06: betroffen bist und ich weiß, dein Gehirn möchte jetzt schon weiter scrollen, weil es ist dir
00:16:09: zu anstrengend, du hoffst auf den nächsten Dopaminkig, aber trust me, unsere Generation braucht Hilfe.
00:16:14: Das Internet ist seit einiger Zeit übrigens voller Tipps und Tricks zum noch recht neuen
00:16:19: Modebegriff Dopamine-Detox, Influencerinnen, Fitfluencer oder Demenz-Expertinnen, die auch
00:16:27: immer mehr das Internet überschwemmen, geben uns vor allem auf Plattformen wie Instagram
00:16:32: und Pinterest Ratschläge, wie man das eigene Dopamine-Level auf natürlicherweise ganz ohne
00:16:37: Digital Likes und Comments wussten kann, der Einsatz der vielen englischen Worte war
00:16:41: hier durchaus Absicht. Zielgruppe sind aber längst nicht nur die jungen und ganz jungen
00:16:46: Digital Natives, sondern auch die mittelalten Millennials und sicher auch Vertreter der
00:16:50: Generation X. Ein Tipp kommt da übrigens besonders oft vor neben den üblichen Dingen
00:16:57: wie ausreichend Zeit an der frischen Luft, genug Bewegung, viel Schlaf, kalte Duschen,
00:17:01: Sonnenlicht und Meditation. Da heißt es Be bored for a while, sprich sei gelangweilt
00:17:08: und tu einfach mal nichts. Okay, wir haben es verstanden, zurück zu Karl Gaulhofer. Den
00:17:14: habe ich noch gefragt, ob der Hirnforscher in seinem neuen Buch auch sagt, wann das
00:17:19: nichts tun zu viel werden kann oder wie lange ist langeweile okay?
00:17:24: Nein, dazu sagt er nichts, weil er würde wahrscheinlich sagen für einen selbst und
00:17:32: für die persönliche Entwicklung kann das gar nicht zu viel sein außer. Es wird jetzt wirklich
00:17:37: pathologisch und macht den Hans Guck in die Luft und rennt in den Auto hinein. Also
00:17:41: so alle Erd sollte man schon sein, dass man die täglichen Gefahren des Alltagstis natürlich
00:17:45: weiterhin gibt, natürlich im Blick hat. Aber ansonsten sind die Grenzen von außen gezogen,
00:17:51: dadurch dass man arbeiten muss, um Geld zu verdienen, ganz simpel und aus dem Urlaub
00:17:56: zurück zur Arbeit muss und aus dem Wochenende am Montag wieder zurück ins Büro. Aber er
00:18:02: sagt dem, dass die Freizeit, die wir haben, möglichst gut nutzen sollten, um die Batterien
00:18:08: wieder aufzuladen und das heißt eben möglichst viel Platz und Raum, diesem hohe Zustandsnetzwerk
00:18:15: zu geben. Und sagt er auch was über die Schäden, wenn man das nicht tut. Also wenn man konstant
00:18:19: sich dem verweigert, konstant eben auch in der Freizeit am Wochenende, wenn auch immer
00:18:23: man frei hat, im Handy hängt, wie du vorher schon erwähnt hast, die Serien schaut und
00:18:28: so weiter. Ja, das ist halt das Stichwort Burnout dann. Das kommt bei ihm natürlich auch vor,
00:18:34: dass das die letzte und schwerste Konsequenz ist von Leuten, die nicht abschalten können
00:18:40: oder wollen. Und was sagt er zu sozialen Kontakten? Das ist auch sehr interessant, weil das ist
00:18:47: ja irgendwie so ein Mode-Thema geworden in den letzten Monaten, dass man immer mehr
00:18:50: hört, ja neue Einsamkeit und vor allem unter jungen Menschen, vor allem unter jungen Männern
00:18:54: interessanterweise und wie schrecklich das ist und wie gefährlich und so weiter. Und
00:18:58: er sagt, das sollte man bitte nicht übertreiben, weil allein sein, also natürlich gewolltes
00:19:04: allein sein ist etwas sehr Wichtiges. Und das sind die Menschen, die sehr unterschiedlich
00:19:09: sind. Es gibt halt Leute, die brauchen meistens Leute um sich herum, andere die können sehr
00:19:15: gut länger mit sich allein sein und prinzipiell kann man in diesem allein sein, sich natürlich
00:19:22: weit aus besser erholen werden, wenn ständig Leute um sich herum sind. Und deswegen sollte
00:19:26: man das auch nicht schlecht reden, sondern auch mal loben und versuchen etwas mehr zu
00:19:32: praktizieren, dass man eben auch mit sich allein sein kann und mit sich selbst ganz gut
00:19:37: auskommt.
00:19:38: Das ist schön. Es gefällt mir. Ich habe übrigens noch ganz kurz bei Amazon geschaut, wie viel
00:19:44: es mir ausspuckt unter dem Stichwort Do Nothing. Und da sind über tausend Ergebnisse
00:19:49: gekommen, also auch Bücher, die gar nicht so alt sind, wo zum Beispiel eins heißt Do
00:19:54: Nothing, How to Break Away from Overworking, Overdoing and Underliving. The Brain on Rest
00:19:59: würde wahrscheinlich dann unter dem Stichwort nicht kommen, aber das führt mich zu meiner
00:20:03: Frage. Was würdest du sagen, unterscheidet das Buch von diesem britischen Neurowissenschaftler
00:20:09: von anderen Werken, die dazu eher ein bisschen wie inflationär erschienen sind in den letzten
00:20:14: Jahre?
00:20:15: Ja, ich würde sagen, ich möchte die jetzt nicht schlecht machen, aber jetzt sehr viele
00:20:18: davon sind einfach so Self-Halfbox schnell hingeschrieben. So Ratgeber, wo das nicht
00:20:23: wissenschaftlich fundiert ist. Und in diesem Buch, von dem wir jetzt gesprochen haben,
00:20:27: da steht also diese wissenschaftliche Betracht und viel, viel Stärke im Vordergrund. Also
00:20:31: da wird wirklich erklärt, was spielt sich da im Hirn ab. Und ich glaube, das hat auch
00:20:34: einen ganz guten pädagogischen Effekt. Weil dann, wenn man wirklich verstanden hat, worum
00:20:38: es dabei geht und was sich da im eigenen Körper abspielt, dann glaubt man das auch eher und
00:20:44: zieht auch vielleicht dann eher Schlüsse und Konsequenzen daraus.
00:20:47: Bleibt die letzte Frage, soll man dieses Buch im Urlaub lesen oder liefern nicht, weil es
00:20:52: so kompliziert ist?
00:20:53: Es ist relativ leicht geschrieben. Also es ist durchaus als Urlaubslig-Gültere auch
00:20:57: brauchbar, aber es wird andere Dinge geben, die da noch besser passen.
00:21:01: Lieber Karl, vielen Dank.
00:21:03: Ich danke.
00:21:04: Ja, das war "Was Wichtig ist", mehr zum Thema von meinem heutigen Gast Karl Gaulhofer.
00:21:13: Finden Sie wie gewohnt in den Shownotes und wenn Sie uns verraten wollen, wie Sie im Urlaub
00:21:18: entspannen, dann schreiben Sie uns gerne an podcast@diepresse.com und wenn Ihnen diese Folge
00:21:24: oder eine der anderen Folgen unseres Podcasts gefallen hat, würde es uns besonders glücklich
00:21:29: machen, wenn Sie anderen diesen Podcast weiter empfehlen.
00:21:33: Danke fürs Zuhören, machen Sie es gut und vor allem wünschen wir genug Muße fürs
00:21:37: nichts tun in diesem Rest Sommer.
Neuer Kommentar