Hat internationale Zusammenarbeit noch eine Zukunft?
Shownotes
Von Christine Mayrhofer. Massive Kürzungen bei der Entwicklungshilfe, zähe multilaterale Verhandlungen ohne Ergebnisse, ein Rekordhoch an internationalen Konflikten und Kriegen: Im Jahr, in dem die UNO ihr 80-jähriges Bestehen feiert, scheint internationale Zusammenarbeit in einer veritablen Krise zu stecken.
Wie überfordert und veraltet sind die Vereinten Nationen? Ist das goldene Zeitalter der internationalen Zusammenarbeit wirklich vorbei?
Der Politologe Thomas Tödtling leitet das Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung in New York, dort wo die Vereinten Nationen ihr Hauptquartier haben und er diagnostiziert der UN eine „existenzielle Krise“. In dieser Folge spricht er darüber, wieso internationale Zusammenarbeit aktuell so schwer fällt und wie sie in Zukunft wieder besser funktionieren könnte.
Gast: Thomas Tödtling, Konrad-Adenauer-Stiftung New York Host: Christine Mayrhofer, „Die Presse“ Schnitt: Audiofunnel/Dominik Lanterdinger
**Mehr zum Thema: ** >>> Rettet Donald Trump jetzt die UNO? >>> Die UNO will aus Kostengründen teilweise nach Nairobi umsiedeln >> Multilateralismus ohne Macht: Wer rettet die UNO?
Transkript anzeigen
00:00:05:
00:00:08: Gekürzte Entwicklungshilfe, ein Rekord an kriegerischen Konflikten, Verhandlungen ohne Ergebnis.
00:00:15: Die Vereinten Nationen wirken aktuell nicht nur überfordert, sondern auch veraltet.
00:00:20: Das goldene Zeitalter internationaler Zusammenarbeit scheint vorbei zu sein.
00:00:25: Mein Name ist Christine Meyerhofer und das ist, was wichtig ist, der tägliche Nachrichten-Podcast der Presse.
00:00:32: Der Politologe Thomas Tötling arbeitet in New York, dort wo die Vereinten Nationen zu Hause sind.
00:00:38: Er beobachtet aus nächster Nähe, wie das System, das eigentlich auf Zusammenarbeit aufgebaut ist, an seine Grenzen stößt.
00:00:46: Er hat mit mir darüber gesprochen, wieso internationale Zusammenarbeit aktuell so schwer fällt und wie sie in Zukunft wieder besser funktionieren könnte.
00:00:59: Herr Dörtling, Sie leiten seit Oktober, das Auslandsbüro der Konrad-Adenauer-Stiftung in New York.
00:01:06: Sie sind Experte für internationale Zusammenarbeit und Sie diagnostizieren den Vereinten Nationen eine existenzielle Krise.
00:01:13: Darüber wollen wir heute sprechen.
00:01:14: Schön, dass Sie zu uns gekommen sind.
00:01:16: Herzlichen Dank für die Einladung.
00:01:18: Sie leben und arbeiten in New York, also mit dem Sitz der Vereinten Nationen, sowas wie die Hauptstadt der internationalen Zusammenarbeit.
00:01:25: Wie spüren Sie denn dort vor Ort das, was man jetzt so gemeinhin die Krise des Multilateralismus bezeichnet?
00:01:33: Ja, New York ist ja ein wenig so wie ein Brennglas, wo all diese globalen und internationalen Entwicklungen dann im kleinen Kosmos sichtbar werden.
00:01:44: Nicht so wie in Wien, aber Wien ist ja auch unerstaat, aber New York ist nicht normal natürlich als hauptprodukte Vereinten Nationen nochmal ganz andere Qualität.
00:01:53: Und die Krise des Mutlateralismus macht sich dort in unterschiedlichen Facetten bemerkbar, aber die die Massivste sind sicher zweierlei.
00:02:02: Das ist einerseits diese massive Polarisierung im UN-System, das natürlich jetzt nicht eine Entwicklung von gestern von gestern auf heute ist, aber natürlich jetzt einen, sagen wir mal, Peak erreicht hat und sagen wir mal insbesondere seit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine im Februar zwanzig zweiundzwanzig sich nochmal ganz erheblich verschärft hat.
00:02:31: Und da sieht man, dass beispielsweise Fragen, die eher früher technischer Natur waren, heute politisiert werden, dass die Zusammenarbeit insbesondere im im UN-Sicherheitsrat sehr, sehr schwierig ist, weil der Russland als Konfliktpartei selbst als Permanente mit in diesem Ratsitz und praktisch jegliche Resolution gegen sich selbst blockieren kann und dass diese Früher informellen Austausche, die diese Staaten hatten, also insbesondere die USA, China, Russland, massiv gestört sind und auch da eigentlich selbst auf den Fluren wenig Austausch passiert.
00:03:12: Das ist die eine Seite.
00:03:14: Die andere Seite ist, dass wir, wenn wir uns die beiden Hemisphären ansehen, also sage ich jetzt mal ganz vereinfacht, Industrienationen, Versus, Entwicklungs- oder Schwellenländer, das ist ein Konflikt, der jetzt natürlich nicht in gewaltsamer Form ausgetragen wird, aber es gibt einfach eine gewisse... Die Weid, also eine Trennung zwischen diesen beiden Gruppen, wo man insbesondere von diesen Entwicklungs- und Schwellenländern, die sich in den Vereinten Nationen in dieser Gruppe der G-七on-Siebzig, also das sind aber hundertdreißig Staaten plus China, diese Staaten kritisieren und das ist, wie gesagt, nicht neu, den sogenannten Westen aufgrund nicht eingehaltener Commitments bei der Klimafinanzierung etc.
00:04:05: Das heißt, auch hier gibt es einen strukturellen Konflikt, der auch den natürlich Auswirkungen auf diesen Multilateralismus hat.
00:04:15: Und ich meine, Multilateralismus ist ja am Ende des Tages die Zusammenarbeit von Staaten basierend auf bestimmten Prinzipien, außer der UN.
00:04:25: Schade in diesem Fall.
00:04:27: Und das sind, glaube ich, so zwei Punkte, mit denen man diese Krise des Multilateralismus durchaus festmachen kann.
00:04:34: Vielleicht noch eine dritte und das betrifft dann die Vereinten Nationen selbst, nämlich die erhebliche Finanzierungskrise der Vereinten Nationen, die sich auch in den letzten Monaten nochmal erheblich verschärft hat.
00:04:47: Gerade die Frage, wie wird sich die neue US-Administration zu den Vereinten Nationen nicht nur politisch, sondern auch finanziell verhalten?
00:04:55: Da gibt es noch einige Fragezeichen.
00:04:58: Wir sehen das Beispiel China, dessen Beiträge aufgrund der ökonomischen Entwicklung des Landes sich in den letzten Jahren erhöht haben, auch immer später zahlt.
00:05:08: Und auch das bringt das UN-System in eine sehr, sehr schwierige Situation.
00:05:13: Und ich glaube, das sind so drei Beispiele, wo man diese Krise, die sie jetzt angesprochen haben, ganz gut erkennen kann.
00:05:20: Die UN-Charter haben sie schon erwähnt.
00:05:23: In ihr sind ja Weltfrieden und internationale Sicherheit als Hauptziele der UN angegeben.
00:05:30: Man muss jetzt kein großer geopolitischer Experte sein, um feststellen zu können, dass wir davon schon noch weit entfernt sind und vielerorts wächst sogar die Angst, dass wir uns eigentlich in die gegenteilige Richtung entwickeln.
00:05:42: Ist das jetzt so etwas wie ein Symptom?
00:05:45: oder eher die Ursache dieser multilateralen Krise?
00:05:49: Also ich würde sagen, sowohl als auch.
00:05:52: Wir sehen ja derzeit einen Höhepunkt an der Anzahl globaler Konflikte.
00:05:58: Also die Welt ist erheblich unsicherer geworden und nicht nur im Hinsicht von zwischenstaatlichen Kriegen, sondern auch bei Konflikten innerhalb von Staaten.
00:06:08: Und diese Grundidee der Vereinten Nationen, nie wieder Krieg.
00:06:12: Das ist, wie gesagt, auch aus dieser Entstehungsgeschichte zu verstehen.
00:06:16: Die UN und ihre Aufgaben haben sich natürlich in den letzten Jahrzehnten erheblich erweitert.
00:06:22: Das ist so die Kernidean, die immer auch viele appellieren.
00:06:27: Ich glaube, dass einerseits das Faktum, dass wir jetzt, also simpel gesagt, die Welt unsicherer geworden ist, konflikterer geworden ist, sicher auch damit zu tun hat, dass das multilaterale System nicht das liefert, was es liefern sollte in diesem Bereich.
00:06:47: Das hat aber umgekehrt auch wieder Gründe, nicht nur mit den UN selbst, sondern auch mit den Staaten.
00:06:54: Die UN hat jedem Endeffekt auf Basis von Mandaten, von Staaten.
00:07:00: Und wir kennen das ja in Österreich auch ein bisschen aus der EU-Diskussion.
00:07:05: Die EU darf natürlich mehr als die UN, aber in gewissen Bereichen darf es ja auch nur so viel wie die Mitgliedstaaten hier zugestehen und das ist glaube ich bei der UN nochmal verschärft.
00:07:16: Das heißt, man muss sich immer fragen, wenn das ein Problem ist, insbesondere im Bereich Frieden und Sicherheit.
00:07:24: dann hat das natürlich auch immer etwas mit den Mitgliedsstaaten zu tun.
00:07:28: Und da verweise ich nochmal auf den ersten Punkt, den ich vorher hatte.
00:07:31: Also wenn man natürlich in so einem geopolitisch aufgeheizten, polarisierten Umfeld agiert, dann hat das natürlich auch Auswirkungen auf die Handlungsfähigkeit der Vereinten Nationen.
00:07:43: Sie sprechen, glaube ich, von einer Rückkehr der Machtpolitik anstelle von so etwas wie internationaler Zusammenarbeit.
00:07:49: Woran machen Sie das fest?
00:07:52: Also was wir sehen ist, dass wir Ich will mal sagen, insbesondere auch in den neunziger Jahren, frühen zwei Tausenden, das war so die goldene Zeit, wenn sie so wollen, das Multilateralismus.
00:08:03: Das heißt, es war eine große Bereitschaft der internationalen Gemeinschaft hier, international erstens Probleme zu definieren und an deren Lösung zu arbeiten.
00:08:14: Und das Kyoto Protocol ist für viele ein Begriff, die RIO-Konferenz Anfang der neunziger Jahre.
00:08:22: im Bereich Frieden und Sicherheit, Diskussion, Responsibility to Protect.
00:08:26: Also wann muss die internationalen Gemeinschaft einschreiten, um möglicherweise völkerrechtliche Verbrechen zu verhindern, also Kosovo, Stichwort, Jugoslawien.
00:08:36: Das heißt, wir hatten in der Zeit eine sehr große Bereitschaft, international zusammenzuarbeiten.
00:08:43: Gleichzeitig sahen wir auch die Gründung des International Criminal Court, den ICEC.
00:08:49: Das heißt, hier war eine Tendenz sichtbar, nämlich die internationalen Beziehungen, diesen Primat der Macht und der Politik ein wenig zu entziehen und praktisch Regeln zu geben, also Rechenschaft zu schaffen.
00:09:07: Weil diese Abkommen im Endeffekt sind ja nichts anderes, um Staaten rechtlich zu binden und sie praktisch auch verantwortlich zu halten.
00:09:18: Und das sehen wir jetzt natürlich nimmt Sehr stark ab.
00:09:22: Das heißt, der Generalsekretär, der UN, hat einmal gesagt, jeder glaubt irgendwie, er kann tun, was er will und kommt damit davon, jetzt sind gemiss.
00:09:31: Und diese Erosion internationaler Normen, das hat ein viele Beispiele, das sehen wir hier in Europa ganz speziell eben mit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine.
00:09:41: Das sehen wir aber in anderen Bereichen wie China im südkinesischen Meer, dass dort See oder maritime Grenzen infrage stellt.
00:09:48: Wir sehen das mit Venezuela, das mit Guyana über gewisse Territorialstreitlichkeiten streitet.
00:09:54: Und wir haben auch eine US-Administration, die zumindest sagt, dass gewisse Gebiete, Stichwort Grönland, Panama Kanal, ja, Eigentlich ja, man sich überlegen sollte, ob das nicht sinnvoll wäre, dass die Teil der USA wäre.
00:10:11: Und das waren jetzt nur territoriale Fragen.
00:10:13: Da gibt es noch ganz andere Dinge wie Menschenrechtsverletzungen etc.
00:10:17: Das heißt, diese Erosion dieser internationalen Normen, dieser Regelwerke, schreitet sehr stark voran, zugunsten von Machtpolitik.
00:10:27: Und da bewegen wir uns sehr stark in eine Richtung einer multipolaren Ordnung.
00:10:33: Das heißt, wo wir dann unterschiedliche Pole, unterschiedlicher Stärke haben und wo natürlich Machtpolitik oder diese auf Englisch Fears of Influence stärker werden.
00:10:46: Und wenn ich sage, es gibt einerseits eine territoriale Grenze, aber meine Sphäre des militärischen Einflusses würde darüber hinausgehen, dann ist die Frage, was zählt.
00:10:57: Und das, glaube ich, ist noch mal dieser Punkt, wo wir sehen, wir verschieben hier, oder wir sehen eine Verschiebung von einer wirklich regelbasierten Ordnung hin wieder zu stärker zu Machpolitik, realpolitischen Verhältnissen global.
00:11:11: Aber ist es nicht ein bisschen auch ein verklärtes Bild jetzt zurückzuschauen und anzunehmen, die letzten achtzig Jahre haben jetzt?
00:11:19: alle fast zweihundert Länder irgendwie an einem gemeinsamen Strang gezogen zum Wohlstand aller.
00:11:24: So war es ja irgendwie auch nicht.
00:11:27: Konflikte hat es ja immer gegeben in den verschiedensten Bereichen.
00:11:30: Was ist jetzt anders?
00:11:33: Also, ich habe natürlich recht.
00:11:34: Also, ein Blick in die Geschichte lohnt sich immer.
00:11:36: Und wenn man sich anschaut, auch der kalte Krieg war ja nichts nicht unbedingt eine Hochzeit einer gerechten und wunderbaren Welt.
00:11:44: Ich glaube, was jetzt nochmal anders ist, ist, dass wir eben diese Phase dieser Kooperation hatten und diese Phase der Normen.
00:11:53: Und das ist, glaube ich, nochmal so auch für die Veränderung, dass wir doch wieder eigentlich jetzt so eine Entwicklung hin, also weg von diesem rechtlich basierten System nehmen.
00:12:05: Und dann hat natürlich jederzeit ihre unterschiedlichen Charakteristiker, also der kalte Krieg, glaube ich, einer der großen Unterschiede zu heute ist.
00:12:14: Ich würde nicht sagen, wir sind heute wieder im kalten Krieg, aber wir hatten eine Sowjetunion, die zwar militärisch mit den USA mehr oder weniger auf Augenhöhe war, aber der Fehltier am Ende über lange Strecken die ökonomische Basis.
00:12:34: um diese Rolle zu spielen und das hat ja im Endeffekt auch zum Zusammenbruch des Systems geführt, während wir heute mit China eine andere Situation haben.
00:12:42: Wir haben ein China, das ökonomisch sehr stark ist, das natürlich dann projiziert, militärisch und politisch.
00:12:51: Wir haben stärkere globale Vernetzungen als im kalten Krieg, Stichwort Handel.
00:12:56: Also das ist nochmal eine andere Situation und ich glaube, da sind die Konsequenzen dann von solchen Spannungen wesentlich stärker.
00:13:03: verspürbar als in der Welt, die eben in zwei Teile geteilt war, die miteinander wenig zu tun hatten.
00:13:10: Sie haben das schon angesprochen, ein Aspekt davon, der aus europäischer Sicht vielleicht besonders präsent ist, dieser veränderte Zugang der USA, die sich eben nicht mehr als verlässlicher Partner sozusagen geben, sondern eine America First-Agenda in sehr vielen Bereichen fahren, von internationaler Zusammenarbeit augenscheinlich nur mehr sehr wenig halten und das beispielsweise im finanziellen Bereich auch zu folgenschweren Konsequenzen führt.
00:13:37: Sind die USA da?
00:13:38: Dieser eine große Player, der ein ganzes System ins Wanken bringt, oder steckt er schon mehr dahinter?
00:13:46: Also muss sagen, auch hier wieder kurze Blick in die Geschichte.
00:13:50: Wie gesagt, es lohnt sich.
00:13:51: Das System, das wir heute als dieses multilaterale System mit den Vereinten Nationen einerseits und den sogenannten Bretton Woods Institution, also Weltbank, IVF kennen, das ist mehr oder weniger von den Vereinigten Staaten mit... Westeuropa damals kreiert worden.
00:14:12: Das ist ein System, das diese beiden Blöcke aufgebaut haben und nachdem die internationale Politik jetzt über mehr oder weniger achtzig Jahre funktioniert hat.
00:14:21: Das heißt, die USA hatten an diesem System bereits in der Gründung einen ganz starken Anteil.
00:14:27: Es wird dieses System heute ohne die USA so nicht geben.
00:14:30: Nun haben sich die USA insbesondere unter republikanischen Regierungen immer wieder partiell von den Vereinten Nationen zurückgezogen, Engagement zurückgefahren.
00:14:43: Das heißt, das Grundlegende der USA, wir halten uns jetzt mal ein bisschen zurück, das ist nicht komplett neu.
00:14:50: Was aber neu ist, ist, dass die USA insbesondere eben mit der neuen US-Administration ein starkes Misstrauen gegen multilaterale Organisationen hat, das wesentlich ausgeprägter ist als bei anderen Regierungen.
00:15:06: Rekalibrierung, diese neue Definition des Verhältnisses, wesentlich tiefer geht.
00:15:12: Also ich habe das eine natürlich, das Finanzielle, das Sie angesprochen haben, das betrifft für die Vereinten Nationen insbesondere im Bereich beispielsweise humanitäre Hilfe, durch die USAID.
00:15:23: Aber in den USA haben wir auch eine Diskussion, ob die USA überhaupt ihre Pflichtbeiträge zu, ein weiter bezahlen oder zu Peacekeeping.
00:15:30: Das heißt, das ist diese finanzielle Komponente, aber dann gibt es natürlich auch noch diese politische Dimension, wo dann Amerika, und wir sehen das jetzt zum Beispiel auch in New York, sich teilweise an multilateralen Verhandlungen gar nicht mehr beteiligt, weil sie sagen, das ist für uns Stichwort Nachhaltlichkeitsziele, das ist für uns einfach nicht im Interesse.
00:15:48: Und da entstehen jetzt der gewisse Freiräume.
00:15:52: Und die Frage ist, wer füllt diese Freiräume auf?
00:15:55: Und da gibt es natürlich Staaten, insbesondere China, das sehr genau hier darauf schaut und sich als verlässlicher Partner, als multilateraler Partner präsentiert, obwohl die kommunistische Führung in Pekin natürlich sehr, sehr klare nationale Interessen damit verfolgt.
00:16:11: Was bedeuten denn all diese Verschiebungen, die Sie beschrieben haben für Europa, für die EU?
00:16:16: Die Erwartung jetzt ist natürlich so... wenn sich die USA stärker zurückziehen, wie wird Europa agieren?
00:16:23: Man hört ja dann immer oft Vergleiche, so erste Trump-Administration, die Regierung Angela Merkel, die dann auch finanziell stark eingesprungen ist.
00:16:32: Aber wir können diese große Lücke, die die Amerikaner hier potenziell hinterlassen, nicht einfach auffüllen.
00:16:38: Das ist einfach schlichtweg nicht möglich.
00:16:41: Aber die Europäer sollten Interesse an diesem System haben und das wird aber Es wird einerseits nur mit finanziellen Engagement geben.
00:16:48: und da sehen wir halt derzeit leider auch in Europa.
00:16:51: und da verstecken sich auch einige europäische Staaten gerne hinter den USA und zu sagen, ja, schau hier Washington, aber auch große Staaten wie die Vereinigte Königreich, wie Frankreich, die Niederlande haben ihre Beiträge im Bereich der internationalen Zusammenarbeit erheblich gekürzt.
00:17:10: Das heißt, in einem Zeitpunkt, wo das System eigentlich Unterstützung bräuchte, finanziell, aber auch politisch, ist ja in Europa so eine gewisse Zurückhaltung zumindest zu spüren.
00:17:22: Und ich glaube, das ist nicht im Interesse Europas und auch nicht der EU.
00:17:26: Wenn wir jetzt einmal dabei bleiben und soweit, glaube ich, habe ich Sie verstanden, dass eben Frieden und Sicherheit anstrebenswerte Ziele sind.
00:17:33: Das hoffen wir da.
00:17:34: Und wir Sie jetzt auch nicht so schnell aufgeben wollen, welche Möglichkeiten, Pläne, Ideen gibt es in dieser Richtung, die UN zu reformieren?
00:17:45: Und was müsste so eine Reform leisten?
00:17:50: Also es gibt, glaube ich mal grundsätzlich, ist das Wichtigste, dass was wirklich essentiell ist, das steht in der Charter.
00:18:01: Das ist da.
00:18:02: Es muss eben nur eingehalten und respektiert werden.
00:18:06: Also das ist glaube ich mal der erste Punkt, den man hier machen sollte.
00:18:10: Der zweite Punkt Also die Reform der UN, das ist so irgendwie seit Anbeginn der Organisation ein Thema, ja, mit der Decolonialisierung und so weiter.
00:18:21: Also ich glaube im Sicherheitsrat, im Sicherheitsrat, im Sicherheitsrat, das ist so ein ganz konkretes Thema, das vielen dieser Ländern unter den Nägeln brennt, insbesondere die Vertretung Afrika.
00:18:31: Da gibt es, würde ich sagen, auch inzwischen so eine gewisse Einigung und ein Verständnis unter den Staaten, das das auch passieren soll.
00:18:42: Jetzt steht aber Afrika so ein bisschen von der Herausforderung, wer sind denn diese ein, zwei afrikanischen Staaten?
00:18:47: Und dann beginnt es jetzt wieder in Afrika.
00:18:49: Also Reform des Sicherheitsrates ist so ein Thema.
00:18:52: Zweites Thema, das hat es weniger mit der UN zu tun, aber mit Multilateralismus ist diese Reform oder Stärkung der internationalen Finanzinstitutionen, also Bretton-Butz, sprich Weltbank, sprich International Erwährungsfonds.
00:19:06: Wie kann man hier dafür sorgen, dass diese Organisationen auch jemand da hat und das ist bis zum Wissen gerade auch schon passiert, aber doch noch mal stärker an die neuen Gegebenheiten anpassen.
00:19:19: Und dann gibt es noch, natürlich sage ich mal, andere spezifische Initiativen, also könnte man die Generalversammlung stärken, wo eben dieses ein Staat, eine Stimme, das Prinzip herrscht.
00:19:30: Also ich glaube, da gibt es durchaus Bemühungen und was ein großer Punkt noch ist, ist glaube ich, Und ich hatte schon gesagt, die UN macht ja nur etwas, sobald die Mitgliedstaaten sich damit beauftragen, ihren sogenannten Mandat geben.
00:19:44: Und wir haben derzeit einfach eine Unmenge an Mandaten, die die Mitgliedstaaten an die UN übertragen haben.
00:19:52: Und die UN aber gleichzeitig dafür die Ressourcen nicht hatten.
00:19:55: Also die UN hat sich ja bis vor, keine Ahnung, fünf Jahren ja nicht mit künstlichen Intelligenz auseinandergesetzt oder Digitalisierung oder anderen Themen oder Terrorismus.
00:20:04: Das heißt, das wurde immer breiter, weil die Welt auch immer auch komplexer wird.
00:20:08: oder wie diese Komplizität jetzt erst wahrnehmen.
00:20:12: Und das wäre natürlich auch ein wichtiger Reformpunkt zu sagen, was sollen denn die Vereinten Nationen jetzt in Endeffekt wirklich machen und mit den Staaten ja nochmal klar darüber zu sprechen, wo sind die Prioritäten und basierend auf dem dann auch die UN entsprechend neu auszurichten?
00:20:28: Haben Sie vielleicht zum Abschluss noch einen Positives Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit, wo Sie sagen, da hat Multilateralismus, internationale Zusammenarbeit super funktioniert.
00:20:38: So soll das auch in Zukunft sein.
00:20:40: Ja, vielleicht zwei Dinge.
00:20:42: Nämlich erstens, ich glaube, wir reden immer, was eben nicht funktioniert.
00:20:45: Man muss aber auch anerkennen, viele Dinge funktionieren.
00:20:47: Also die UNO-Beispiele ist in vielen Konfliktgebieten die einzig verbleibende Organisation, die dort noch Essen verteilt.
00:20:58: Millionen von Kindern werden durch UNICEF gerettet.
00:21:02: Das sind starke Argumente und das wird leider oft vergessen, aber das passiert.
00:21:08: Das zweite ist natürlich ein Beispiel.
00:21:12: Wir haben gesehen, die Spannungen zwischen den USA und Brasilien, insbesondere zwischen Donald Trump und Präsident Lula da Silva, haben doch einen ziemlich hohen Punkt erreicht vor der UN-Generalversammlung im September.
00:21:27: Und es ist ein, ich weiß selber nicht wieso, aber ein eingespieltes Muster oder eine Tradition, dass Brasilien das Land ist, dass die erste Rede hält, also der Staatsoberhaupt von Brasilien, bei der Generalfassung und der Zweite ist der US-Präsident.
00:21:44: Das heißt, aufgrund dieser Konstellation haben sich die beiden kurz vor der Rede von Trump für einige, ein, zwei Minuten vorher gesehen und haben sich unterhalten.
00:21:57: Jetzt wird das das Verhältnis der USA mit Brasilien nicht retten.
00:22:01: Aber das Fakt, dass sich diese beiden hier einfach mal auf persönlicher Ebene getroffen haben, wäre ohne DUN nicht möglich gewesen.
00:22:08: Das ist ja nur ein sehr anschauliches Beispiel, aber ich glaube, es steht trotzdem dafür, dass DUN eben genau der Ort ist.
00:22:18: Offiziell bilateral nicht mehr schafft.
00:22:20: Man sich zumindest am Flur, wenn die Escalators die Rolltreppen funktionieren, man sich unterhält.
00:22:27: Und ich glaube, das ist so ein natürlich sehr plakatives Beispiel, warum Multilateralismus wichtig ist und was im Endeffekt noch Multilateralismus und in dem Fall die O einleisten kann.
00:22:35: Herr Tötling, vielen herzlichen Dank.
00:22:37: Ich bedanke mich.
00:22:39: Das war's von unserer Seite in dieser etwas kürzeren Woche der
00:22:43: Herbstferien.
00:22:44: Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende, Und wir hören einander, kommenden Mutterk wieder, und es ist gut.
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