Welche Zukunft hat SOS Kinderdorf, Friedrich Santner?

Shownotes

Gast: Friedrich Santner, Aufsichtsratsvorsitzender von SOS Kinderdorf, Industriemanager (Anton Parr) Moderation: Anna Wallner Schnitt: Audiofunnel/Dominik Lanterdinger Mehr zum Thema:

SOS Kinderdorf Österreich befindet sich in der schwersten Krise seiner Geschichte. Nach Berichten über Gewalt und sexuellen Missbrauch in mehreren Einrichtungen, nach Vorwürfen gegen ehemalige Verantwortungsträger und nach einer jahrelangen Kultur des Schweigens steht eine Organisation unter Druck, die in Österreich wie kaum eine andere für Schutz, Fürsorge und Kindheit steht. Die Frage ist nicht mehr, ob sich etwas ändern muss, sondern wie Aufarbeitung gelingen kann – und ob Vertrauen wiederherstellbar ist. Im Podcast „Was wichtig ist“ spricht erstmals ausführlich Friedrich Santner, seit 20. November neuer Aufsichtsratsvorsitzender von SOS Kinderdorf Österreich darüber. Der Industriemanager (Vorstandsvorsitzender Anton Paar Group AG) ist selbst im Kärntner SOS Kinderdorf Moosburg aufgewachsen und hat viele gute Erinnerungen an seine Kindheit. Santner beschreibt eine Organisation, die durch die Berichterstattung „aus den Angeln gehoben“ worden sei. Führungskräfte hätten sich monatelang fast ausschließlich mit der Krise beschäftigen müssen – mit Folgen für den Alltag in den Einrichtungen. Sein erstes Ziel sei es daher gewesen, „für die 1800 Kinder und Jugendlichen wieder Ruhe herzustellen“ und die Krise so weit wie möglich von der täglichen pädagogischen Arbeit zu trennen. Denn diese Kinder seien nicht verantwortlich für das, was in der Vergangenheit geschehen ist. Zugleich macht Santner klar, dass Aufarbeitung ohne Ausflüchte stattfinden müsse. Einer der zentralen Sätze des Gesprächs lautet: „Wenn man die Geschäftsführung innehat, ist man für das, was passiert, verantwortlich – auch dann, wenn man es nicht gewusst hat.“ Verantwortung, so Santner, beginne nicht erst beim persönlichen Fehlverhalten, sondern bei Strukturen, Entscheidungen – und beim Wegsehen. Besonders sensibel ist der Umgang mit Betroffenen. Viele der bekannt gewordenen Fälle liegen Jahrzehnte zurück, strafrechtlich lässt sich vieles nicht mehr klären. Für Santner ist das kein Argument für Relativierung. „Auch wenn man etwas nicht beweisen kann: Wenn Opfer es so erlebt haben, dann muss man das ernst nehmen.“ Anerkennung, Zuhören und Zugang zu therapeutischer Hilfe seien wichtiger als finanzielle Entschädigungen, die das Erlebte ohnehin nicht aufwiegen könnten. „Alles auf eine Person zu konzentrieren, war ein Fehler“ Im Gespräch geht es auch um die Rolle früherer Leitfiguren wie Gründer Hermann Gmeiner (1919-1986) und dessen Nachfolger Helmut Kutin (1941-2024). Santner zeichnet ein differenziertes Bild: Er widerspricht einer pauschalen Dämonisierung, spricht aber offen über patriarchale Strukturen, Machtkonzentration und versäumte Professionalisierung. „Alles auf eine Person zu konzentrieren“, sagt er rückblickend, sei ein Fehler gewesen. Klar ist für Santner, dass sich SOS Kinderdorf strukturell verändern muss. Pädagogik müsse „an oberster Stelle verankert“ werden, Compliance-Regeln verschärft, Transparenz erhöht werden. Alle Einrichtungen sollen einer systematischen Risikoanalyse unterzogen werden, neue Betreuungskonzepte stärker an den individuellen Bedürfnissen der Kinder ausgerichtet sein. Eine unabhängige Reformkommission arbeitet an der historischen Aufarbeitung; ein erster Bericht wird für 2026 erwartet. „Eine Umbenennung wäre das falsche Signal“ Auch die Zukunft der Organisation selbst ist Thema. Trotz Suspendierung durch die internationale Dachorganisation sieht Santner SOS Kinderdorf Österreich nicht existenziell bedroht. Die Betreuung der Kinder sei staatlich finanziert, die Arbeit gehe weiter. Eine Umbenennung lehnt er ab: „Das wäre das falsche Signal.“ Es gehe darum, zur eigenen Geschichte zu stehen – mit allem Guten, aber auch mit dem, „was nie hätte passieren dürfen“.

Die Gesundheitsminute: Der Spot zum Thema "Tinitus" wurde finanziert von Neuroth.

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Transkript anzeigen

00:00:02:

00:00:09: Die Vorwürfe, um die es geht, wiegen schwer.

00:00:11: Gemeinsind die Vorwürfe, die seit dem Spätsommer nach und nach gegen das SRS Kinderdorf

00:00:16: Österreich erhoben wurden.

00:00:18: Die Rede ist da von mindestens acht fällen sexueller

00:00:21: Übergriffe

00:00:22: durch Kinderdorfgründer Hermann Gemeiner.

00:00:25: Die Rede ist aber auch von sexuellen Übergriffen meines deutschen Großspenders gegen die wiederum Gemeiners Nachfolger

00:00:31: Helmut

00:00:32: Coutin erst im vergangenen Jahr verstorben, nicht vehement genug vorgegangen sein soll.

00:00:36: Und die Rede ist bei all dem auch immer wieder von Vertuschung und einem problematischen Umgang mit diesen Missständen.

00:00:43: So wurde nun der langjährige Kinderdorfgeschäftsführer Christian Moser zuerst freigestellt und erst in dieser Woche schließlich

00:00:49: gekündigt.

00:00:50: Und jetzt beginnt das Hinschauen, Zuhören, Aufräumen.

00:00:54: So fasst es zumindest Friedrichs Sandner zusammen.

00:00:57: Wir stehen dazu, dass sind wir, da ist viel Gutes passiert, da sind auch Fehler passiert.

00:01:03: Wir arbeiten diese Fehler auf und wir gehen mit unserer Identität in die Zukunft.

00:01:08: Der steirische Industrie-Manager ist seit kurzem neuer Aufsichtsratsvorsitzender von SOS Kinderdorf Österreich.

00:01:14: Er war auch lang Jahre Aufsichtsratschef des Eigentümer der Presse, das Syria Media Group.

00:01:19: Und er als Person ist eine ziemlich geschickte Wahl für diesen Posten, denn er promovierte Psychologe und studierte Pädagoge, fünffache Vater und eben Manager eines großen Betriebs in der Steiermark, wuchs selbst in einem SOS Kinderdorf in Österreich auf und kennt die Organisation gut.

00:01:36: Wir beide reden nun gut einen Monat nach seinem Amtsantritt, ausführlich miteinander.

00:01:41: Er sagt mir, dass er kein Freund des Schwarz-Weiß-Denken sei.

00:01:44: Er sagt, das sind Fehler passiert.

00:01:46: Es

00:01:46: ist viel falsch gelaufen

00:01:47: in den vergangenen Jahrzehnten und auch noch in den vergangenen Jahren und Monaten.

00:01:51: Und trotzdem soll er man nicht ausblenden,

00:01:54: wie viel Gutes

00:01:55: dem Kinderdorf auch gelungen ist, wie viele Menschen dort ein Zuhause gefunden haben.

00:01:59: Er glaubt an eine Zukunft von S.W.

00:02:01: Kinderdorf Österreich, die Existenz sei nicht gefährdet und er sagt, wir werden das wieder hinbekommen.

00:02:07: Ich bin der Meinung, dass man den Namen nicht ändern soll, weil das wäre das falsche Signal.

00:02:13: Santner erzählt mir von seiner eigenen Kindheit im Kinderdorf und er erinnert sich an eine Begegnung mit Hermann Gemeiner und spricht offen über die Probleme, die es gibt.

00:02:25: Das ist was Wichtiges der Nachrichten-Podcast der Presse am Freitag, den zwölften Dezember.

00:02:30: Mein Name ist Anna Wallner und ich freue mich, dass Sie uns zuhören.

00:02:33: Und ich bitte Sie, meine Schnupfen und Verkühlungsnase zu entschuldigen.

00:02:37: Gleich legen wir mit dem Gespräch los.

00:02:40: Davor hören wir eine kurze Werbung.

00:02:48: Willkommen zur Gesundheitsminute.

00:02:51: Ihrem kurzen Check-in für mehr Wohlbefinden im Alltag.

00:02:55: Kennen Sie das?

00:02:56: Sie möchten ein Konzert voll auskosten, einen Film ungestört verfolgen.

00:03:00: oder einfach nur Stille genießen.

00:03:03: Und doch liegt über allem ein Pfeifton, der einfach nicht weichen will.

00:03:07: Das ist Tinnitus.

00:03:09: Mehr als ein Viertel der Menschen in Industrieländern kennt solche Ohrgeräusche, die die Lebensqualität massiv einschränken können.

00:03:16: Die Auslöser von Tinnitus sind vielfältig.

00:03:19: Oft steckt ein kaum bemerkter Hörverlust dahinter.

00:03:22: Das Gehirn fokussiert stärker auf innere Geräusche und der Tinnitus rückt in den Vordergrund.

00:03:27: Die gute Nachricht, man ist Tinnitus nicht hilflos ausgeliefert.

00:03:31: Wer besser hört, nimmt den Tinnitus häufig als weniger belastend wahr.

00:03:36: Deshalb ist es wichtig, mit individuell angepassten Hörsystemen schon geringe Verluste der Hörfähigkeit auszugleichen.

00:03:43: Sie können die Klangumgebung normalisieren und das Ohrgeräusch in den Hintergrund treten lassen.

00:03:49: Neurot ist ihr Partner für besseres Hören seit über einhundertfünfzehn Jahren.

00:03:54: Lassen Sie jetzt der Gehör überprüfen.

00:03:56: in einer der einhundertvierzig Filialen von Neurot in ganz Österreich.

00:04:01: Diese Gesundheitsminute wurde finanziert von Neurot.

00:04:04: Mehr Informationen zum Thema Teenitus finden Sie auf neurot.com.

00:04:10: Herzlich willkommen, Herr Sander.

00:04:11: Danke für Ihre Zeit.

00:04:13: Einen schönen guten Tag.

00:04:15: Herr Sander, Sie wurden einen November am zwanzigsten Elften zum neuen Aufsichtsratschef des SOS Kinderdorf bestellt.

00:04:21: In welchem Zustand haben Sie diese Organisation vorgefunden?

00:04:27: Die Organisation war natürlich durch die Berichterstattung, durch die aufgekommenen Fällegemeiner, diesen Großspenderfall ziemlich aus den Angeln gehoben, wenn man das so sagen darf.

00:04:40: Wenn die Führungskräfte damit beschäftigt sind, sich um diese Krise zu kümmern, dann ist das Hauptproblem natürlich, was passiert mit eigentlichen Arbeit, nämlich der Betreuung.

00:04:52: Ja, der Betreuung der tausend achthundert Kinder und Jugendlichen, für die wir verantwortlich sind.

00:04:58: Das war eigentlich der erste Punkt und so hat unser Hauptaugenmerk auch dem gegolten möglichst rasch für diese tausend achthundert Kinder und Jugendlichen wieder Ruhe herzustellen, zu schauen, dass der tägliche Ablauf und die tägliche Arbeit möglichst treibungslos funktionieren können.

00:05:19: Und man die Krise von der täglichen Arbeit so gut, das geht separiert.

00:05:23: Das habe ich mir seit den späten Sommerwochen, wo das die Feuerwehr für das erste Mal publik geworden sind, sehr oft gedacht.

00:05:30: Im SOS Kinderdorf sind ja auch jugendliche, junge Erwachsene, die sicher alle Zugang zu Internet und mit ihren Smartphones in der Welt da draußen verbunden sind.

00:05:38: Die kriegen das ja mit, gab es dann da eine ... Krisenintervention, wie man diese jungen Menschen, die mitbekommen, dass die Organisationen, der sie zu Hause sind, mit solchen Vorwürfen konfrontiert ist.

00:05:51: Wie ist man damit umgegangen?

00:05:52: Wissen Sie das?

00:05:53: Ich weiß es nicht im Detail.

00:05:55: Es ist allerdings so, das ist öffentlich ja gar nicht bekannt, dass wir ausgebildete Spezialisten und Zentren für solche Kriseninterventionen haben.

00:06:04: Also wenn irgendwo Armokläufe etc.

00:06:06: stattfinden, werden sehr oft unsere Spezialisten geholt.

00:06:10: und dort zu unterstützen.

00:06:12: Also nicht nur, wenn es um Kinderdorfinterne Fälle geht, also ich bin mir sicher, wir sind das sehr gut aufgestellt.

00:06:18: Das ist öffentlich vielleicht nicht so bekannt, aber lassen Sie mich vielleicht eines ergänzen.

00:06:24: Diese Situation und diese Geschichten betrifft ja nicht nur die tausend achthundert.

00:06:31: und da vielleicht jetzt, wenn man einschränkt, die die schon ins Internet kommen und Zeitung lesen.

00:06:36: Sondern seit Gründung der SS-Kinderdörfer sind fast fünfzehntausend Menschen dort untergebracht gewesen.

00:06:44: Und das macht ja auch mit diesen Menschen etwas, wenn sie plötzlich lesen, was mit ihrem Zuhause, und so ist es ja von den meisten auch empfunden worden, passiert ist und was dort passiert ist.

00:06:55: Das macht ja einen Unterschied, ob man liest, dort drüben ist das passiert oder ob man liest, bei mir zu Hause ist das passiert und beginnt nachzudenken.

00:07:05: hätte mir das auch passieren können.

00:07:06: Es hat sehr viele Menschen extrem betroffen.

00:07:10: Nicht zuletzt auch Sie selbst.

00:07:11: Man weiß ja, dass Sie selbst in einem SRS Kinderdorf aufgewachsen sind.

00:07:15: Was waren denn Ihre ersten Gedanken, dass Sie das gehört?

00:07:17: Und Sie waren ja auch nicht nur selbst zu Hause in einem SRS Kinderdorf, sondern auch in den frühen Nullerjahren schon für das SRS Kinderdorf tätig.

00:07:27: Was waren Ihre ersten Gedanken?

00:07:29: Also wie ich die ersten Berichte ... gehört habe, über Moskurg.

00:07:33: Dort bin ich erst selbst acht Jahre lang, die ersten acht Jahre meines Lebens gewesen.

00:07:38: Und bald darauf inst, und bald darauf, glaube ich, war es dann die Kirchen oder Altmünster, hatte ich natürlich nur die Informationen, die man in der Zeitung liest.

00:07:48: Und was mir relativ schnell klar war, ist, dass das ein Thema ist, wo Differenzierung natürlich ganz schwer möglich ist.

00:07:55: Zu unterscheiden, was sind ganz heftige Fälle.

00:07:59: Was sind Fälle, die passieren können?

00:08:01: Natürlich nicht Zollen, aber passieren können.

00:08:04: Es wurde ja immer wieder das Wort systematisch in den Raum gestellt.

00:08:10: Das waren meine ersten Gedanken darüber nachzudenken.

00:08:13: Sind das die Fälle, die man, wenn man einen Querschnitt der Gesellschaft ansieht, vermutlich in Summe nicht ausschließen kann?

00:08:21: Weil es ist Kinderdorf, ist Teil dieser Gesellschaft.

00:08:25: Die Zahl, die herumschwert ist, dass sieben Prozent aller Kinder sexuelle Gewalt erleben.

00:08:32: Das ist ja eine umvorstellbar hohe Zahl.

00:08:35: Und da fängt man natürlich auch nachzudenken und sagen, ist es im Kinderdorf noch ärger, ist es vielleicht sogar besser oder weniger besser, kann es ja nicht sein, solange es nicht null ist.

00:08:47: Und das waren die ersten Gedanken.

00:08:49: So richtig hat mich der Fall dann persönlich betroffen gemacht, als ich In dem er diesen Beitrag gesehen hat von diesen zwei Frauen, die über ihre Zeit erzählt haben, ja und dann wurde ich ohnehin schon involviert in die ganze Geschichte, weil man an mich herangetreten ist, ob ich mithelfen könnte.

00:09:11: Sie haben aber immer wieder selbst betont, auch schon früher, dass Sie sehr gute Erinnerungen an Ihre Kindheit und Jugend im Eserskinderdorf haben.

00:09:21: Haben diese Ereignisse jetzt etwas verändert an der Erinnerung oder sichtweise dieser Jugend?

00:09:29: Nein, haben sie nicht.

00:09:33: Lassen Sie mich vielleicht von der Seite kommen.

00:09:35: Wir haben ja diese Petition gestartet.

00:09:37: Also der Martin Zernig hat die gestartet.

00:09:39: Ich habe ihn unterstützt.

00:09:41: So gut es halt ging und wir haben über siebenhundert Kommentare bei den Tausend.

00:09:46: über thousand sixhundert Unterschriften, die wir erhalten haben, bekommen.

00:09:51: Ich habe nicht alle gelesen, aber die Auswertung sagt, dass über neunzig Prozent positiv oder neutral reagiert haben.

00:10:01: Und was man dort sieht, diese Einschätzung teile ich auch.

00:10:05: Es sind sehr viele dabei, die sagen, ja, da hat es Probleme gegeben.

00:10:09: Ja, wir haben solche Dinge auch erlebt oder gesehen.

00:10:12: Aber im Großen und Ganzen sind wir da oder bin ich dankbar, dass ich dort aufwachsen konnte.

00:10:17: Ich hätte in meinem Leben sonst eher wenig Chancen gehabt.

00:10:21: Weil man darf ja nie vergessen, dass wird in der Berichterstattung ja weniger beschrieben.

00:10:27: Diese Kinder sind ja alle durch einen Gerichtsbeschluss fremd untergebracht.

00:10:31: Das ist ja nicht so, dass Kinderdorf sagt, bitte, gibts uns die Kinder her, das ist ein ganz im Gegenteil.

00:10:37: Die Behörde sagt, wir brauchen einen Platz, weil es einen Grund gibt, dass die Kinder nicht in der Herkunftsfamilie sein können.

00:10:43: Die haben da ja auch im Regelfall schon viel erlebt.

00:10:48: Und dieses Bild würde ich auch teilen.

00:10:50: Da ist sehr, sehr viel Gutes passiert.

00:10:53: Da wurde vielen Kindern wirklich geholfen und eine Chance gegeben.

00:10:58: Aber das sind auch Dinge passiert, die nie passieren hätten dürfen.

00:11:03: Eine andere Gruppe, die ich auch gedacht habe, ist neben den untergebrachten Kindern und Jugendlichen, die Mitarbeiter, sie haben ja rund zweitausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, gab es da dann eigentlich auch Reaktionen von Pörten oder auch nochmal Erinnerungen, Fälle, neue Fälle, die aufgekommen sind oder eben auch Mitarbeiterinnen, die sagen, ich bin mit dieser Organisation so, wie sie damit umgeht, nicht zufrieden und das kann so nicht sein.

00:11:28: Also die Mitarbeiter betrifft das natürlich, weil es macht einen Unterschied, ob ich wo.

00:11:33: einen Arbeitsplatz haben und sagen kann, das ist ja ein anerkanter Verein und der hat ein gutes Standing in der Öffentlichkeit.

00:11:41: Oder ob plötzlich die Situation da ist, man hat ja in der Berichterstattung fast das Gefühl gehabt, da gibt es nur Gewalt und Missbrauch.

00:11:48: Es hat Vorfälle gegeben, es wurden Reifen aufgeschlitzt von Mitarbeitern, es wurden Leute angespuckt.

00:11:54: Für die Mitarbeiter war das ganz, ganz schlimm und das ist auch einer der ersten Punkte.

00:11:59: und eine der ersten Sorgen sicherzustellen, dass die wieder in ein ruhiges ordentliches Arbeitsumfeld kommen.

00:12:07: Das ist ja kein Job wie jeder andere.

00:12:09: Also man muss ja erst einmal mit belasteten Kindern und Jugendlichen arbeiten.

00:12:14: Das ist ja nicht so einfach und da braucht man auch Selbstdruck, man braucht Supervision und man braucht Klarheit, in welcher Organisation bin ich da?

00:12:22: Welche Regeln gelten ihr?

00:12:24: Es wird ja dann alles hinterfragt in so einer Situation.

00:12:28: Wir hatten letzte Woche eine Führungskräfte-Klausur bereits mit, glaube ich, an die Hundertsiebzig-Einrichtungsleiterinnen und Führungskräften.

00:12:38: Und wir haben die Themen dort ganz, ganz klar angesprochen.

00:12:43: Und man hat schon gemerkt, dass eine gewisse Erleichterung da ist, dass Klärung kommt.

00:12:49: Wie machen wir weiter?

00:12:50: Wir machen weiter.

00:12:51: Wir lassen uns nicht aus der Bahn werfen und wir kümmern uns in erster Linie einmal um unsere Arbeit.

00:12:58: Das Runtherum muss das Management und die Führungsriege klären.

00:13:01: Die sind dafür verantwortlich, dass wir alles, was gewesen ist, sauber aufarbeiten.

00:13:07: Das passiert.

00:13:08: Das können Sie für garantiert nehmen.

00:13:11: Sie sind jetzt als Aussichtratschef sozusagen der Troubleshooter.

00:13:14: Sie sind geholt worden in der größtmöglichen Krise, wahrscheinlich in der größten Krise der Organisation seit Ihres Bestehens.

00:13:20: Was geht man da?

00:13:21: Jetzt ganz konkret gefragt, was war Ihre erste Handlung in Ihrem neuen Amt?

00:13:26: Außer, dass Sie sehr bald beim ZM-II-Interview bei Armin Wolf aufgetreten sind.

00:13:31: Ja, es war der Herr Thür.

00:13:33: Ach, Herr Thür.

00:13:34: Ich habe es zwar gesehen, aber das sind wir

00:13:35: auch.

00:13:35: Aber es war nicht minder schwierig.

00:13:38: Es war nicht minder schwierig.

00:13:40: Ja, der erste Punkt ist natürlich einmal, mit der Geschäftsführung Kontakt aufzunehmen.

00:13:45: Und ich habe ja, und das ist auch wichtig, ein Team um mich.

00:13:50: Wirklich ausgewiesenen Experten.

00:13:53: Und man muss das Thema mal umborden, weil wir haben uns vorher ja alle nicht gekannt.

00:14:00: Wir müssen uns kennenlernen, wir müssen uns auf einen Arbeitsmodus verständigen.

00:14:04: Wir haben jetzt auch schon die erste Aufsichtsratssitzung gehabt.

00:14:07: Die wichtigsten Dinge sind wir angegangen, aber einer der ersten Schritte, die wir gemacht haben, war, dass wir einmal die Geschäftsführung von dieser Verschwiegenheitsverpflichtung entpunkten haben.

00:14:18: damit sichergestellt ist, dass sie völlig uneingeschränkt mit dieser Reformkommission arbeiten kann.

00:14:24: Und in der Ausrichtung haben wir sehr rasch definiert, die Aufarbeitung der Fälle macht diese unabhängige Reformkommission.

00:14:33: Das ist auch wichtig, dass die unabhängig sind.

00:14:36: Also die Frau Dr.

00:14:37: Grieß mit der Hedwig Wölfel und mit ihrem Team.

00:14:41: Dadurch ist das objektiv und neutral.

00:14:43: Und wir kümmern uns in erster Linie einmal um die Organisation, wie sie jetzt da steht.

00:14:49: Und wie wir in eine gute Zukunft kommen.

00:14:52: Aber natürlich im Tagesgeschäft kommen ständige Entscheidungen.

00:14:57: Was machen wir mit dem?

00:14:59: Eine Sache ist völlig verständlich zum Beispiel, dass sich die Angehörige von Hermann Gemeiner bei uns gemeldet haben und sagen, wie es ihnen jetzt geht, die können ja nichts dafür.

00:15:10: Die heißen jetzt so.

00:15:13: Und der Säulenheilige der Republik Österreich ist plötzlich ganz am Boden.

00:15:18: Das, worauf man sehr stolz war, sieht jetzt völlig anders aus und daher zu gehen, auch im Gespräch mit diesen Leuten zu bleiben.

00:15:26: Es geht ja darum, dass wir alle gemeinsam und auch die betroffenen Opfer möglichst.

00:15:33: gestärkt, dass dieser Krise hervorgehen.

00:15:36: Eine der jüngsten Entscheidungen ist, dass Christian Moser jetzt gekündigt wurde, nachdem er freigestellt wurde.

00:15:42: Er hat fast dreißig Jahre für diese Organisation gearbeitet, als Geschäftsführer, als im mehrtlichen Teil dieser Zeit.

00:15:48: Was hat jetzt letztendlich zur Kündigung geführt?

00:15:51: Also, wie auch in der Presseaussendung schon gesagt, aus arbeitsrechtlichen Gründen können wir da öffentlich und wollen wir auch nicht Details nennen.

00:16:01: Es ist im Leben so, wenn man die Geschäftsführung innehat, ist man für das, was passiert, verantwortlich.

00:16:07: Da muss man auch nicht einmal etwas Böses getan haben.

00:16:10: Man muss es nicht einmal gewusst haben, man hat trotzdem die Verantwortung.

00:16:14: Und ich möchte auch dazu was sagen.

00:16:15: Der Christian Moser hat sehr, sehr lange bei uns gearbeitet und hat sehr viel geleistet.

00:16:20: Der hat auch im Bereich Kinderschutz, neue Einrichtungen etc.

00:16:25: viel auf die Beine gestellt.

00:16:27: Und mir ist es wichtig, dass wir da nicht in eine schwarz-weiß-Situation kommen, wo auf deiner Seite die Guten sind und auf der anderen die Schlechten, sondern es haben alle mitgearbeitet und das sind Fehler passiert.

00:16:39: Und diese Fehler aus denen muss man jetzt lernen und schauen, dass wir auch die richtigen Konsequenzen sind.

00:16:45: Jetzt haben Sie diese Verschwiegenheitsverpflichtung erwähnt, von der Sie die Geschäftsführung und Bund haben.

00:16:49: Wer hat die überhaupt eingeführt?

00:16:51: All das eher?

00:16:52: Oder woher kam diese?

00:16:55: Das kann ich Ihnen gar nicht sagen.

00:16:57: Also ich nehme mal an, Es gibt ja Compliance-Abteilung intern, da wir.

00:17:02: üblicherweise wirkt der Geschäftsführung Aufsichtsrat zusammen.

00:17:07: Aber wie gesagt, ich weiß nicht, woher die genau kommt.

00:17:10: Ich denke, dass sich die Organisation insgesamt mit diesem Thema und auch mit der Struktur etwas schwer tut.

00:17:18: Wenn zwei so dominante Persönlichkeiten wie der Hermann Gemeiner und dann der Helmut Kutin so eine Organisation leiten, da kann im Schatten dieser Gewächse sich wenig selbst entwickeln.

00:17:33: Und wenn man diese, das werden Organisationspsychologen und Experten sicherlich auch bestätigen können, wenn diese Führungskräfte dann wegfallen, dann ist es eine ziemliche Herausforderung, so eine Organisation zu professionalisieren und auf mehrere Schultern zu verteilen.

00:17:52: Und ich glaube, dass dieser Schritt dem SS Kinderdorf nicht wirklich gut gelungen ist.

00:17:58: Sie haben das jetzt schon ganz gut beschrieben, diese zwei Figuren, diese zwei Männer, die diese Organisation der einen gegründet, der anderen vom Gründer quasi übernommen hat, fast wie Vater und Sohn, dass da viel drin steckt, warum gewisse Dinge passiert sind und man da eben einfach vielleicht auch... was welche Instrukturen gefolgt ist.

00:18:16: Aber ich habe mich, ich frage trotzdem nochmal, also gerade auch diese Fälle, die jetzt noch bekannt wurden, die dokumentiert waren.

00:18:21: Ich glaube, da ist die Rede von mindestens acht Fällen und vier Standorten zwischen den Fünfziger und den Achtzigerjahren, wo man dokumentiert hat, dass man sich auf Erzahlungen geeinigt hat mit jedem einzelnen Betroffenen.

00:18:32: Ich glaube, ich habe ca.

00:18:35: Und das wurde jetzt bekannt.

00:18:36: Da fragt man sich eben schon, warum hat man sich damals, war natürlich andere Zeiten auch ganz abgesehen von diesen beiden Männern und Figuren.

00:18:42: Aber trotzdem, wieso hat man sich entschieden, so lange darüber zu schweigen und nicht einfach sich hinzustellen und zu sagen, so wie Sie das jetzt auch machen.

00:18:49: Ja, es soll nicht sein, dass was passiert, aber es ist, wenn man das mit dem Schnitt in der Gesellschaft ansieht, leider auch so, dass so etwas vorkommt.

00:18:57: Das ist das, was ich nicht nachvollziehen kann, wie man so eine Schutzeinrichtung für Jugendliche und Kinder ist und dann beschließt.

00:19:04: Man hält da den Deckel drüber, weil man konnte ja auch nie wissen, ob die Betroffenen dann nicht trotzdem das irgendwo erzählen.

00:19:11: Haben wir beide etwas gemeinsam.

00:19:13: Es geht mir sehr ähnlich.

00:19:14: Ich habe den Hermann Gemeiner ja gekannt.

00:19:16: Ich habe ihn ja persönlich erlebt.

00:19:18: Er ist zu uns ins Ferienlager gekommen mit seinem Chauffeur und hatte das direkt erzählt.

00:19:24: Das ist ganz prominent.

00:19:25: Im Ferienlager gestanden und er hat mit unserem Samstag die Kirchenlieder geprobt für den kommenden Sonntag.

00:19:34: und uns seine erzieherischen Maßnahmen mitgegeben, wie wir uns verhalten sollten.

00:19:40: Ja, bei den Fällen weiß ich ja selber relativ wenig, weil es in einem Opferschutzverfahren ist, und das ist natürlich die Vertraulichkeit wichtig.

00:19:51: Ich glaube, diesen Spagat hat man schlecht geschafft.

00:19:55: Es sind ja Opfer dabei, die sagen, ich erzähl's ihnen, aber sie müssen mir versprechen, dass sie das niemandem sagen, weil ja auch bei Opfern oft eine Scham da ist.

00:20:05: Deine Verletzung, manche Opfer reagieren halt mit Verdrängung und sagen, ich will da nie mehr was wissen davon und es darf keiner mit mir darüber reden.

00:20:14: Das sind die viele Mechanismen im Gange.

00:20:18: Ich glaube, es waren, so weit ich es einschätzen kann, nach der Lektüre, die ich bis jetzt hatte, waren zwei Fälle bekannt.

00:20:26: Da darf ich aber vielleicht auch etwas anfügen.

00:20:29: Das war auch die Zeit, wo die Organisation selbst hergegangen ist und diesen Historiker Horst Schreiber gebeten hat, eine Analyse zu machen, das zu recherchieren, jetzt nicht die Gemeinerfälle, sondern die Organisation insgesamt, auch was in dieser Organisation passiert ist.

00:20:45: Und das Buch hat den Titel dem Schweigen verpflichtet und das wurde veröffentlicht.

00:20:50: Also man kann ja nicht sagen, als Kinderdorf wollte da alles unter der Duch enthalten.

00:20:55: Nein, es war damals schon so, dass man gesagt hatte, es sind Dinge, die muss man veröffentlichen.

00:21:01: Jetzt, ob Schreiber von den zwei Fällen damals schon selbst gewusst hat, weiß ich nicht.

00:21:07: Mit den zwei

00:21:08: Fällen, meinen Sie jetzt, die Großbänder oder die Meinerfälle?

00:21:11: Nein, die ersten zwei Meinerfälle, die da aufgebobt sind, weiß ich nicht.

00:21:18: Der andere Punkt ist, der einfachste Weg wäre ja natürlich immer der Weg zu... den ordentlichen Gerichten, dass die das klären.

00:21:28: Weil sonst sind sie vor allem in Missbrauchsituationen ja immer in der Situation, dass Aussage gegen Aussage steht.

00:21:35: Und es kann ja nicht Aufgabe der Organisation sein, einen Indizienprozess zu führen.

00:21:39: Und das ist der Teil, der mir noch nicht ganz klar ist, warum kein einziges Opfer einfach zum Gericht gegangen ist und gesagt, ich zeig den an, wie es das passiert.

00:21:50: Das wäre vermutlich der vernünftigste Weg gewesen.

00:21:53: Heute muss man sagen, meiner ist seit sechsunterachtzig tot.

00:21:57: Sieben der acht Fälle, über die jetzt immer geredet wird, das sind die sieben davon, sind auch schon gestorben.

00:22:06: Also es ist relativ schwierig, das jetzt irgendwie zu klären.

00:22:10: Also ich befürchte fast ein bisschen, so sehr man sich das auch wünscht und sagt, wir wollen wissen, war das so oder war das nicht so, das wird ganz schwierig sein.

00:22:20: Das, was überbleibt ist, wenn Opfer es so erlebt haben, dann muss man das ernst nehmen und unabhängig davon, ob man es beweisen kann oder nicht, sind diese Opfer

00:22:32: zu hören

00:22:33: einmal, nicht nur zu hören, das mit der Entschädigung, das sehe ich extrem problematisch, weil sowas können sie auch mit den zehnfachen Betragen nicht entschädigen.

00:22:43: Das geht nicht.

00:22:45: Ich glaube ganz wichtig ist, dass sie Zugang zu Therapie und Hilfe haben.

00:22:49: Und die Entschädigung, das hat der ehemalige Jugendrichter Jesi und Elke sehr schön gesagt, ist eher so eine Geste, wo man sagt, macht ihr einen schönen Urlauber oder irgendetwas oder einfach einmal Tage hast, wo du vielleicht unbeschwert und befreit dein Leben genießen kannst.

00:23:08: Und der zweite Punkt ist die Anerkennung, dass man sagt, nein, wir verleugnen das nicht, wir schieben es nicht weg und wir nehmen dich nicht ernst und ganz im Gegenteil.

00:23:17: Das sehe ich eher so bei diesen Thema Entschädigungen.

00:23:21: Aber auch wenn den Leuten schon geholfen wurde, das Befehlen wird, das ja nicht reichen.

00:23:27: Ich glaube, man muss da offen sein, im Gespräch bleiben und immer sehen, wie kann man ihnen helfen.

00:23:34: Aber was Sie geschildert haben, was Sie sich noch erinnern können, dass Herr Merkmeiner unter anderem bei diesem Ferienlager aufgetaucht hat, hat sich Ihr Bild von ihm dadurch jetzt massiv verändert?

00:23:44: Nein.

00:23:47: Es wird immer vom Mythos Gemeiner gesprochen und da wurden Statuen aufgerichtet und ähnliches mehr.

00:23:54: Zu der Zeit, als ich ihn bewusst erlebt habe ...

00:23:57: Wann war das ungefähr?

00:23:59: Na, ich war ... Das erste Mal war ich in den Ferienlager, in den Sechsensechzig.

00:24:04: Und er war ja jedes Jahr dort, da ist immer der Herr direkt da gekommen.

00:24:08: Und ganz bewusst habe ich ihn erlebt, in den Sechsensechzig, das war nach meiner Matura, da habe ich ... im Ferienlager als Erzieher gearbeitet.

00:24:19: Und da sind wir einmal ins Gespräch gekommen und ich habe damals gesagt, wenn er irgendwo, wenn braucht, auch im Ausland, ich bin bereit, ich würde da mitarbeiten.

00:24:32: Und er hat dann gesagt, du musst zuerst das Bundesheer absolvieren.

00:24:36: Und ich habe gesagt, nein, ich werde das Bundesheer nicht absolvieren, weil ich mache Zivildienst.

00:24:39: Und damit war dieser Teil des Gesprächs erledigt.

00:24:43: Und er hat mich aber ... Er hat dann gefragt, er war ganz stolz, wie er gehört hat, dass ich Matura gemacht habe und hat mich gemeinsam mit einem zweiten Maturanten zum Abendessen eingeladen.

00:24:54: Wir sind essen gegangen, es war ein sehr netter Abend.

00:24:57: Er hatte damals schon ein relativ klar sichtbares Alkoholproblem.

00:25:02: Aber er war sehr liebevoll, er hat den Salat mit seinen Händen abgemacht und hat uns erzählt, dass das so ist.

00:25:08: Und ja, ich habe damals wahrgenommen, dass ... dass er wie jeder andere Mensch seine Licht- und Schattenseiten hat und seine Probleme hat.

00:25:17: Also für mich war er nie der Mythos und dieser Übermensch, ich habe auch relativ schnell verstanden, was die Psychodynamik hinter seiner Arbeit war.

00:25:28: Er ist ja in einer großen Familie aufgewachsen, die Mutter ist früh gestorben.

00:25:33: Der Vater hat gesagt, ich nehme keine andere Frau ins Haus.

00:25:36: Die älteste Tochter musste die Mutter rollen übernehmen.

00:25:40: Ich glaube, er hat irgendwie den Wunsch gehabt, Alle Kinder müssen eine Mutter haben.

00:25:44: Und das hat er versucht in seinem Modell.

00:25:47: Es war übrigens auch gar nicht seine Idee.

00:25:50: Das ist ja auch nicht richtig.

00:25:52: Da hat es Frauen gegeben.

00:25:54: Es war eine Gruppe von sieben Leuten und da hat es eine härter Droger gegeben und eine Maria Hofer, die da ja viel wesentlicher beigetragen haben zu den Ideen, weil die eine war, glaube ich, sozialer Weiterin, die andere war Krankenschwester.

00:26:06: Die hatten ja auch eine Ahnung.

00:26:08: Er war Jugendführer irgendwo in der Kirche in Innsbruck.

00:26:11: aber er hat halt die Führungshalle übernommen.

00:26:14: Und ich glaube, das war sein persönliches Trauma, das dann die Kinder im Kinderdorf in ihrem Leben hatten.

00:26:23: Dieser Wunsch nach einer eigenen Mutter, die bleibt keine kurzfristige Unterbringung, also eine langfristige, also die hoffentlich nicht stirbt.

00:26:32: Und in diesem Umfeld, glaube ich, muss man auch die ganze Organisation in den frühen Jahren sehen.

00:26:38: Ist die Umbedennung von Plätzen und Straßen die einzig richtige Methode?

00:26:45: oder wie sehen Sie das und auch die Organisation?

00:26:47: Führt da kein Weg daran vorbei oder?

00:26:50: Ich sage in meiner persönlichen Meinung, weil ich glaube nicht, dass in der Organisation eine einheitliche Meinung dazu gibt.

00:26:56: Ich glaube, das muss jede Stadt, jeder Ort selber entscheiden, nachdem es keine Gerichtsverfahren gibt, keine Beweise gibt, tut man sich halt schwer.

00:27:09: Aber vielleicht insgesamt meine persönliche Meinung ist, man soll ohnehin nie einzelne Personen so glorifizieren und denen Denkmäler errichten.

00:27:18: Also mir würden viele Leute einfallen, wo ich sage, da kann man ganz bedenkenlos ein Denkmal hinstellen.

00:27:24: Auch Kinderdorfmütter, die dreißig Kinder großgezogen haben und liebevollst großgezogen haben.

00:27:30: Denen kann man gerne ein Denkmäler richten, da wird auch vermutlich nicht viel passieren.

00:27:34: Aber das alles auf eine Person.

00:27:37: zu konzentrieren.

00:27:38: Er wurde ja x-mal für den Nobelpreis vorgeschlagen.

00:27:42: Es wurden die Dinge nach ihm benannt.

00:27:45: Die Hermann-Gmeiner-Akademie, der Hermann-Gmeiner-Fonds.

00:27:48: Ich glaube, da wäre ihm persönlich auch es gut angestanden herzugehen und zu sagen, auf mich scheint ohnehin den ganzen Tag die Sonne, jetzt lasse ich die Sonne einmal auf alle anderen Scheinen, auf meine erste Kinderdorfmutter, die als Erster dieses Wagenes angegangen sind, auf irgendeinen Dorfmeister, der mit den Jugendlichen gearbeitet hat und sie betreut hat und ähnliches mehr.

00:28:12: Das macht meiner Meinung nach auch eine wirklich respektable gute Führungskraft ja auch aus.

00:28:18: Und diesen Fehler büsst man jetzt natürlich, weil alles auf ihn zugeschnitten wurde, alles nach ihm benannt wurde.

00:28:25: Da hätte man ein bisschen bescheidener sein sollen, wäre besser gewesen.

00:28:28: Und sein Nachfolger Helmut Coutin war ja, wie wir wissen, auch eine recht wichtige, mächtige Figur für die Organisation, aber eben nicht so.

00:28:37: Es wurden keine Denkmäler und Straßen nach ihm benannt.

00:28:40: Und jetzt gibt es diesen Fall, wo er vor allem mit diesem Großspender-Fall sonst in Verbindung gebracht wird, dass man ihm da ... Vorwürfte habe ich da nicht genau hingesehen.

00:28:48: oder das Geduldet oder gedacht, er kann das irgendwie auf seine Art und Weise regeln und dem Großspender sagen, reiß dich zusammen.

00:28:54: Wie sehnt denn Sie?

00:28:54: Den haben Sie ja noch viel mehr wahrgenommen, auch schon in Ihrem Erwachsenenleben und gekannt.

00:28:59: Tut man ihm da komplett unrecht oder sind da schon auch Fehler, die man ihm hier zurechnen muss?

00:29:09: Er war ja bis zum Jahr siebzehn sogar noch Präsident des SWS Kinderdorfs und ist gestorben, wenn ich jetzt richtig in Erinnerung habe, zwanzig.

00:29:18: Ich glaube erst vor einem Jahr ungefähr.

00:29:20: Da ist ja die Diskussion, warum Österreich in die Ehrenpräsidentschaft nicht aberkennt.

00:29:26: Das ist hinfällig, weil die er liest mit dem Tod.

00:29:28: Also wir können sie ihm gar nicht aberkennen.

00:29:30: Also diese Entscheidung habe ich mir erspart, wenn ich das so sagen darf.

00:29:34: Auch für den Herrn Thürt, der damals nachgefragt hat im Interview, das ist nicht Thema.

00:29:39: Helmut Gutin hat natürlich in der Internationalisierung extrem viel geleistet und viel verantwortet.

00:29:46: Es gibt ja die kolportierte Geschichte, dass Gemäner einmal zu ihm gesagt hat, du wirst zwar der Chef werden, aber du wirst nie der Gründer sein.

00:29:54: Ja, ob er sich aus dem Schatten befreit hat, ist die eine Frage.

00:29:59: Oder gedacht hat er macht, dass so weiter wie Gemäner in dieser patriarchalischen Art und Struktur, ich glaube, auf die Fahnen kann man im Schreiben einen extrem hohen Einsatz Zeit seines Lebens, also er hat wirklich viel gearbeitet.

00:30:14: Der Fall mit dem Großspender, ich ... Ja, ich denke, das ist natürlich leicht, jetzt im Rückblick zu sagen und Fingerpointing zu betreiben.

00:30:24: Das sollte man nicht tun, aber das sind Fehler passiert und zwar ganz massive Fehler.

00:30:29: Da wird es Themen geben, die werden auch noch aufkommen.

00:30:32: Die habe ich in diesem Bericht gelesen mit der Finanzierung über irgendwelche Stiftungen und irgendwelche eher dubiosen Geldflüsse.

00:30:42: oder dubios nicht nachvollziehbar.

00:30:44: Heute muss man ja jede Überweisung fassen, die man tätigt und Cash geht ja schon überhaupt nicht mehr.

00:30:50: Alles nachweisen und neue Customer und neue Customers Customer im Bankbereich.

00:30:56: Das wird immer heftiger.

00:30:58: Da glaube ich, muss die Organisation sich massiv ändern.

00:31:02: Massiv ändern.

00:31:02: Das muss alles ganz, ganz transparent sein.

00:31:05: Da kann es nicht sein, dass irgendwelche Stiftungen, Spenden für Kinderdorf geben und dann sitzt der Ehrenpräsident oder damals noch Präsident im Vorstand dieser Stiftung.

00:31:16: Das sind so komplären Themen, dass man heute viel, viel strenger und ich denke, da muss man hinschauen und aus den Fehlern lernen.

00:31:24: Gut, den ist ja auch schon tot, aber lernen darf man daraus.

00:31:29: Das ist ein gutes Stichwort Lernen aus den Fehlern und führt uns zur Zukunft.

00:31:33: Da gibt es ein paar Dinge, die mich sehr interessieren.

00:31:35: Das eine ist, dass SRSK in Österreich wurde ja von der internationalen Dachorganisation suspendiert.

00:31:40: Was bedeutet das eigentlich genau?

00:31:42: Ist das ein großes Problem?

00:31:44: Ist das revidierbar?

00:31:46: Ist das sogar schon angedacht, dass man weil man jetzt bereit ist, aufzuarbeiten, sich da wieder diese Suspendierung auch wieder aufhebt?

00:31:56: Wie viel vermutlich öfter Non-Profit-Organisationen ist die organisatorische Aufstellung nicht ganz so professionell, wie sie sein sollte.

00:32:05: Der Dachverband und wird ja oft auch über als SOS-Kinderdörfer international beschrieben, ist ja auch ein in Österreich eingetragener Verein.

00:32:14: Da sind die meisten der Kinderdörfer unterhalb drin, als fördernden Mitglieder.

00:32:20: Und da wurde Österreich jetzt suspendiert, weil ... die Organisation in Österreich mit diesem Bericht nicht ordentlich umgegangen ist.

00:32:29: Es ist auch ein Aufsichtsrat aus Österreich im Senat dieser Federation gesessen, der wurde ebenfalls suspendiert.

00:32:37: Der ist mittlerweile auch nicht mehr Mitglied bei uns.

00:32:41: Und ich bin ja mit dem Präsidenten dieser Federation, mit dem Domeneco Parisie in Kontakt schon länger und wir haben letzte Woche das Ansuchen gestellt.

00:32:52: wieder aufgenommen zu werden.

00:32:54: Und auch Österreich hatte bisher einen fixen Sitz als Gründerland immer.

00:32:59: Das war der Föderation Antoine im Auge.

00:33:01: Wir haben also unser Ansuchen geht dort hin, diesen Sitz jetzt für die nächsten drei Jahre, bis dann wieder gewählt wird, wieder haben zu können, damit man gemeinsam am Tisch sitzen miteinander reden kann.

00:33:13: Das ist glaube ich wichtig.

00:33:14: Und wir haben aber auch klar gesagt, nach drei Jahren soll diese fixe Zusage wegsendern, sollen die Österreicher gewählt werden wie alle anderen auch.

00:33:22: Das ist ja kein Problem.

00:33:30: Das Problem ist eher in der Organisation, dass es einen sehr mächtigen Verein in Deutschland gibt, den Hermann Gemeinerfond, der ja über die wesentlichen Geldmittel verfügt und finanziert.

00:33:44: Jetzt habe ich eine Federation, die organisatorisch zuständig ist und dann habe ich einen Teilverein, der das Geld hat.

00:33:50: und zum Schluss habe ich noch Jesus Kinderdorf Österreich.

00:33:53: Wir haben die Markenrechte.

00:33:55: Also die Suspendierung ist für uns überhaupt kein Problem.

00:33:58: Wir machen unsere Arbeit in Österreich weiter.

00:34:00: Wir könnten in Österreich auch völlig unabhängig und selbstständig als Jesus Kinderdorf Österreich arbeiten.

00:34:07: Das ist kein Problem.

00:34:09: Man wird die Markenrechte lösen müssen in irgendeiner Form.

00:34:13: Ich denke, das ist auch Aufgabe, die auf uns zukommt und ich werde mich sehr bemühen, einfach mit diesen drei Parteien an einem Tisch zu sitzen und in der Sache selbst zu schauen, dass wir zu Lösungen kommen im Interesse der Organisation.

00:34:29: Da haben Eitelkeiten und Machtansprüche überhaupt keinen Platz, da geht es um die Kinder.

00:34:34: Und Herr Meckmeiner-Fo aus Deutschland, der denkt aber eine Unbenennung seines eigenen Namens nach?

00:34:41: Das weiß ich nicht.

00:34:42: Also kann ich nicht beurteilen, ich werde in den nächsten zwei, drei Monaten einmal einen Antriebsbesuch machen und auch versuchen, die Leute kennenzulernen und zu sehen, ob wir als Österreicher etwas beitragen können, ob das gewünscht ist oder nicht.

00:34:57: Und wenn nicht, auch zu schauen, was machen wir mit unserer Organisation in Österreich?

00:35:01: Das haben

00:35:01: Sie die Markenrechte erwähnt.

00:35:02: Das war ja jetzt auch in diesem Zuge der ganzen Krise.

00:35:05: dann immer wieder die Frage, wird SRS Kinderdorf überhaupt so weiter existieren?

00:35:10: Dazu frage ich Sie dann später noch, aber jetzt bleiben wir mal bei den Markenkernen und beim Namen.

00:35:15: Es gab die Idee oder in der Diskussion, meistens eher von anderen, dass das SRS Kinderdorf sich sogar auch umbenennen muss.

00:35:21: Ist das wahr, dass man darüber diskutiert und ist das etwas Realistisches?

00:35:27: Also es war, dass darüber diskutiert wird, da muss man vielleicht jetzt auch einen Schritt zurück schauen.

00:35:32: SOS steht für Soziatives Soziales, also für die soziale Gesellschaft.

00:35:37: Das war damals der Name, den man abgekürzt hat mit SOS.

00:35:42: Und ich denke, das ist ein guter Name, weil das bleibt ja nicht beim SOS-Kinderdorf stehen.

00:35:47: Wir alle und die vielen Kinder, die es in Österreich gibt und weltweit gibt, brauchen eine soziale Gesellschaft.

00:35:52: Das sind die schwächsten Glieder.

00:35:54: Für die muss man es sorgen.

00:35:55: Das ist unsere Aufgabe.

00:35:57: Also das ist nichts Verwerfliches dran.

00:35:59: Kinderdorf kommt aus der Historie.

00:36:02: Heute gibt es ja die Kinderdörfer mit den Müttern, mit neuen Kindern und einem Dorfleiter, die gibt es ja in der Form nicht mehr.

00:36:09: Sie sind ja weniger als zehn Prozent in Österreich, leben noch in diesen Kinderdorfformen.

00:36:15: Ich bin der Meinung, und die habe ich auch ganz klar in der Organisation schon vertreten, dass man den Namen nicht ändern soll, weil ... Das wäre das falsche Signal.

00:36:24: Wir stehen dazu, da sind wir, da ist viel Gutes passiert, da sind auch Fehler passiert, wir arbeiten diese Fehler auf und wir gehen mit unserer Identität in die Zukunft.

00:36:35: Identität heißt jetzt nicht mit der Organisationsform, also wir werden nicht wieder beginnen, Kinderdörfer zu bauen, wo Mütter, einzelne Mütter, acht, neun Kinder.

00:36:46: Betreuen, sondern natürlich unseren, die Gegebenheiten anpassen.

00:36:49: Das ist ja weitgehend auch schon passiert.

00:36:51: Wir sind da ja sehr weit.

00:36:53: Also ich halte nichts davon, den Markennamen zu ändern.

00:36:56: Das sind wir mit allen Licht- und Schattenseiten.

00:36:59: Eine andere Frage ist, was Sie gerade gesagt haben in dieser Organisation.

00:37:03: Wer hat das Geld?

00:37:04: Kommt natürlich auch die Frage, woher kommt das Geld für SRSK in Österreich?

00:37:09: Sie haben gemeint, wir könnten auch ohne weiteres alleine bestehen.

00:37:12: Hat diese Krise, vielleicht sagen Sie uns ein bisschen noch, woher SOS Kinderdorf im Geld bekommt?

00:37:17: Und ob die Krise und dieser Skandal jetzt auch existenziell bedroht?

00:37:22: Also die ganz konkrete Frage ist, ist SOS Kinderdorf Österreich in seiner Existenz bedroht?

00:37:27: Nein, sind wir nicht.

00:37:28: Und zwar aus folgenden Grund.

00:37:30: SOS Kinderdorf ist ja eine Trägerinrichtung wie viele andere, wo Kinder fremd untergebracht werden.

00:37:36: Das sind Kinder... wo es einen Gerichtsbescheid gibt und die Kinder- und Jugendhilfe entscheidet dann und bringt die fremd unter.

00:37:44: Ob die jetzt bei SOS Kinderdorfer, denen anderen Organisationen untergebracht sind, ist ja finanziell egal.

00:37:52: Das Land zahlt dann einen Tagsatz pro Tag pro betreuten Kind.

00:37:57: Also und andere Einrichtungen, die vielleicht weniger Spenden haben oder gar keine Spenden haben, müssen ja auch damit auskommen.

00:38:04: Bei SOS Kinderdorf ist es so, dass wir ungefähr drei Viertel unserer Aufwendungen aus diesen Tagssätzen bekommen, also über die Finanzierung sowie andere Organisationen auch, und ein Viertel überspenden.

00:38:18: Und das ist auch so, das weiß ich auch erst seit wenigen Tagen, dass wir in einigen Bundesländern gar nicht die vollen Tagssätze bekommen, so quasi mit dem Hinweis, naja, ihr kriegt CIA-Spenden.

00:38:29: Und deswegen braucht sie von uns weniger Geld.

00:38:31: Auch darüber wird man reden müssen, weil die Leistung, die erbracht wird, ist ja dieselbe Leistung wie andere Einrichtungen.

00:38:37: Also wir sind existenziell nicht bedroht, aber das war auch ein Outcome aus der ersten Aufsichtsratssitzung.

00:38:45: Auch wir müssen ein ausgeglichenes Budget jährlich haben und darauf werde ich besonders achten.

00:38:49: Aber spürt man, dass Spenden dieses eine Viertel, das über Spenden hereinkommt, jetzt zurückgegangen ist seit dem Sommer?

00:38:56: Na ja, spüren wird man's wenn, dann vermutlich hauptsächlich nächstes Jahr.

00:39:00: Da gibt's ja Spender, die Daueraufträge haben, da gibt's Verlassenschaften und ähnliches mehr.

00:39:05: Natürlich spürt man's, ja, natürlich spürt man's, aber ich kann auch da immer nur wiederholen.

00:39:11: Das, was geschehen ist, das kann man ja jetzt mit einem Entzug der Spenden nicht wet machen.

00:39:17: Das ist längst vorbei.

00:39:19: Die meisten dieser Fälle, die wahren einmal.

00:39:22: Das was jetzt ist, sind diese tausend hundert Kinder und für die gilt es zu sorgen.

00:39:27: Also die kann man jetzt nicht dafür bestrafen, ich kann ja nichts dafür, was vor dreißig oder vierzig Jahren war.

00:39:33: Sind seit dem Bekanntwerden der Vorfälle neue Fälle aufgetaucht, Menschen die sich gemeldet haben?

00:39:39: Ja ja natürlich, seit diese Reformkommission gibt und seit diese Fälle an die Öffentlichkeit gekommen sind.

00:39:46: gibt es weiterhin Meldungen, die gehen an die Reformkommission, die sollt die unabhängig aufarbeiten.

00:39:51: Es gibt ja auch eine von SS Kinderdorf selbst schon lange eingerichtete Opferschutzkommission.

00:39:57: Die wurde jetzt wieder vollständig besetzt.

00:39:59: Da wurden von den drei Mitgliedern, sind ja zwei ausgeschieden, da wurden zwei neue Mitglieder hinzugefügt.

00:40:06: Da sind auch Experten, unabhängige Experten, also dies voll funktionsfähig.

00:40:11: Aber es war nicht so, dass jetzt Menge neue Fälle gekommen sind.

00:40:16: in einem viel zu hohen natürlich, aber überschaubaden Rahmen, wenn man die Medienberichterstattung sieht und das, was da passiert, das passt noch nicht ganz zusammen.

00:40:27: Wenn man noch an die Zukunft denkt, welche Reformen glauben Sie, wären jetzt dann also neben der Aufarbeitung und der Überlegung, wie man jetzt aus was man aus dem lernt, was glauben Sie, wäre eine wichtige Reform, die auch umzusetzt ist in einer Organisation, die auch darf man nicht vergessen, jetzt auch schon einige Jahre am Buckel hat.

00:40:45: Die Hauptaufgabe, die es als Kinderdorf hat, ist die Unterbringung und sichere und liebevolle Betreuung von Kindern und Jugendlichen.

00:40:54: Und dem ist alles andere unterzuordnen.

00:40:57: Das muss man auch in der Organisation sehen.

00:41:00: Es muss die Pädagogik an oberster Stelle verankert sein.

00:41:03: Das ist der eine Punkt, da wird sich sicher etwas ändern in der Organisationsform.

00:41:08: Darauf werden wir achten, was wir bereits jetzt.

00:41:12: angeleiert haben.

00:41:13: und da darf ich vielleicht auch anmerken, wir haben mit dem Norbert Gerstberger einen erfahrenen Jugendrichter im Team, mit der Brigitte Lueger Schuster, eine Universitätsprofessorin für Traumaforschung und Missbrauchsforschung, die da wirklich absolut fundiert ist und mit der Ria Wienerreuter jemandem, der bei der Standardisierung und bei den Standards für Fremdunterbringung mitgearbeitet hat in Österreich führend und die selbst vierzig Jahre in anderen Organisationen gearbeitet hat.

00:41:49: Und die haben natürlich relativ rasch und das war auch ein Ergebnis der ersten Aufsichtsratssitzung schon festgestellt.

00:41:57: Es gibt im Standard so etwas wie eine Risikoanalyse der Fremdunterbringungsplätze.

00:42:02: Das ist genau beschrieben.

00:42:03: Das wurde im SOS Kinderdorf bislang erst in zwei Einrichtungen gemacht.

00:42:08: Die Organisation hat vom Aufsichtsrat den Auftrag bekommen.

00:42:11: Bis Ende des Jahres müssen alle Einrichtungen dieser Risikoanalyse unterzogen sein, damit wir auch einmal erste Ergebnisse haben.

00:42:20: Wo müssen wir hin schauen?

00:42:21: Was müssen wir tun?

00:42:23: Und dass nicht irgendwo so in der Luft hängt, dass man sagt, na ja, wir haben das schon.

00:42:26: Und wenn wir es brauchen, schauen wir hin.

00:42:28: Nein, wir müssen das sehr, sehr systematisch arbeiten.

00:42:31: Und die Frau Prof.

00:42:33: Lueger Schuster und die Ria Wiener-Reuter werden auch sehr, sehr eng.

00:42:37: mit den internen Stellen arbeiten und versuchen möglichst rasch zu identifizieren, was müssen wir noch machen, was können wir besser machen?

00:42:46: Eine der Ideen ist, was ja nicht ausgeprägt ist, aber naheliegend wäre, dass jedes Kind, das zu uns kommt, einer wirklich ausführlichen, ordentlichen Anamnese unterzogen wird und dann maßgeschneiderte Betreuungskonzepte für diesen Bedarf.

00:43:03: Die haben ja unterschiedliche Bedarfe.

00:43:05: gefunden wird.

00:43:06: Also auch da wird die Wissenschaft und die Leute im Aufsichtsrat, die da die Fachleute sind, werden da viel beitragen, da wird sich viel tun.

00:43:15: Die Reformkommission, die jetzt arbeitet, hat die eigentlich eine Deadline für einen ersten großen Bericht oder wie ist das geregelt?

00:43:25: Die Frau Dr.

00:43:26: Grieß hat mich vorgestern kontaktiert.

00:43:29: Wir werden jetzt relativ bald ein Meeting haben, ein erstes um auch noch einmal abzustimmen, wie der Auftrag genau ist und wie wir das abgrenzen, damit nichts doppelt gemacht wird.

00:43:39: Soweit ich es verstanden habe, rechnet man damit, halb Jahr, also irgendwann im Juni, den ersten Bericht zu haben.

00:43:47: Da ist ja natürlich sehr viel an Dokumentation aus der Historie da, dass aufgearbeitet werden muss.

00:43:54: Das ist extrem viel Arbeit.

00:43:57: Und es macht ja wenig Sinn, aus der Hüfte zu schießen.

00:43:59: Wir wollen von der Reformkommission und darauf hoffen wir, wirklich gute Hinweise und Vorschläge bekommen, was wir verbessern können, mit einem Außenblick.

00:44:09: Wir bringen jetzt als neue Aufsichtshart ja auch einen gewissen Außenblick mit, aber der geht ja relativ schnell, schnell in einen Innenblick über und das soll sichergestellt werden, dass innen und außen gut drauf geschaut wird und wir werden sicherstellen ohne jede Einschränkung, dass alles getan wird und alle Vorschläge auch wirklich umgesetzt werden.

00:44:32: Und wir uns damit auch wieder von dieser Historie ein Stück weit ins Positive entfernen können.

00:44:39: Lieber Sandra, danke.

00:44:40: Bitte.

00:44:43: Ja, und wie erfolgreich, dass SOS Kinderdorf Österreich mit seinen Reformen sein wird und welche Bilanz die Reformkommission unter dem Vorsitz von Irmgard

00:44:52: Christ sieht,

00:44:53: Das lesen Sie dann auch wieder bei uns, wahrscheinlich Mitte des kommenden Jahres.

00:44:57: Fürs Erste finden Sie sich in den Show-Notes dieser Ausgabe jede Menge Links mit Berichterstattung zum Thema und zum Weiterlesen.

00:45:04: Ich sage heute nur mehr Danke fürs Zuhören, wünsche ein angenehmes drittes Advent-Wochenende und sage Ihnen, dass wir einander gerne wieder hören, wenn Sie wollen und zwar schon am Montag.

00:45:13: Bis

00:45:13: dahin habe ich hoffentlich auch eine weniger starke Schnupfen-Nase als in dieser Folge.

00:45:18: Dafür möchte ich mich an dieser Stelle auch entschuldigen.

00:45:21: Wenn Sie uns aber noch etwas ausrichten wollen, dann erreichen sie unseren besten unter podcast at diepresse.com oder sie hinterlassen uns einen Kommentar im Podcastcatcher ihrer Wahl.

00:45:30: Mach sie's gut!

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