Dreierkoalition im Umfragetief: „Das größte Risiko der Regierung sind die eigenen Parteien“
Shownotes
Der Start ins Jahr 2025 war ein turbulenter. Die Neos verließen die Koalitionsverhandlungen mit ÖVP und SPÖ, Karl Nehammer trat als ÖVP-Chef zurück, dann kam Christian Stocker, der Regierungsverhandlungen mit der FPÖ gestartet und später abgebrochen hat. Schließlich wurde es dann doch die erste Dreierkoalition Österreichs. Und seither geht es in den Umfragen vor allem für ÖVP und SPÖ bergab und für die FPÖ weiter bergauf. Wie steht es um die Bundesregierung zehn Monate nach ihrem Amtsantritt?
Wie läuft die Zusammenarbeit, woran krankt es? Rumort es in der ÖVP, der SPÖ angesichts der Umfragewerte? Die Neos wirken dort zwar konstant, müssen aber dennoch innerparteiliche Konflikte ausfechten. Welche Konsequenzen ziehen die Regierungsparteien? Eine Innenpolitik-Jahresbilanz mit „Presse“-Innenpolitikchef Oliver Pink.
Gast: Oliver Pink, Innenpolitik-Ressortleiter „Die Presse“ Host: Klemens Patek Schnitt: Audiofunnel/Georg Gfrer
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00:00:05: Die Presse.
00:00:08: Heute vor einem Jahr war Karl Nehammer noch ÖVP-Chef und die erste Dreierkollizion Österreichs mit der SPÖ und Andreas Babler und den Neos mit Beate Meinl Reisinger schien voll auf Schiene.
00:00:19: und dann kam der große Plott-Twist.
00:00:22: Herzlich willkommen bei Was Wichtig Ist.
00:00:24: Mein Name ist Clemens Patek.
00:00:26: Schön, dass Sie zuhören.
00:00:28: Ja, und gelandet sind wir dann dennoch bei einer türkis-rot-pinken Koalition, allerdings mit Bundeskanzler Christian Stokker und dann erst im März, und seitdem ist es der Bundesregierung nicht gelungen, in den Umfragen aus dem Tief zu kommen.
00:00:43: Der Kampf gegen die Inflation in Kombination mit schlechten Wirtschaftsdaten und dem Zwang zum Sparen ist nicht gerade eine großartige Ausgangsposition.
00:00:51: Andererseits, man könnte sich ja durchaus als Retter und Reformer Österreichs positionieren.
00:00:56: Freie nach dem Motto, nichts zu verlieren.
00:00:58: Wie geht's dieser Dreierkollektion jetzt zehn Monate nach dem Staat?
00:01:03: Irgendwo zwischen Billigstromgesetz, Kopftuchverbot und Merkursur Ablehnung jedenfalls im Umfragativ.
00:01:09: Darüber rede ich heute mit unserem Innenpolitikchef Oliver Pink.
00:01:17: Hallo Oliver, schön, dass du dir die Zeit nimmst heute bei uns im Podcaststudio.
00:01:20: Danke, dass du da bist.
00:01:21: Ich habe gleich die beste aller Fragen für dich zum Einstieg.
00:01:24: Es hat sich eigentlich noch gar kein Name für unsere Dreier-Koalition herauskristallisiert.
00:01:27: Wir haben über Dirndl-Koalition spekuliert und Österreich, Ampel oder so.
00:01:32: Hast du da was beobachtet, was sich da tut in diesen Dingen?
00:01:35: Eigentlich nicht, nein.
00:01:36: Also es gibt keine Schlagwort-Frasse für diese Koalition, ja.
00:01:42: Die
00:01:42: Dreier-Koalition?
00:01:44: Dreier-Koalition oder Türkees Rot-Bink ist, glaube ich, das gängigste.
00:01:50: Vor einem Jahr?
00:01:51: So knapp vom Jahreswechsel hat ja alles schon auf die Dreier-Koalition hingedeutet, dann sind die NEOS anfangs.k.
00:01:56: ausgestiegen, Karl Nehammer war als ÖVP-Chef Geschichte, dann gab es ÖVP-FBÖ-Verhandlungen und dann wurde Christian Stocker doch noch Bundeskanzler mit einer Dreier-Koalition mit NEOS und SPÖ.
00:02:08: Ich komme jetzt mit einem Titel von einem deiner Leitarticke von letztem Jahr, aber keine Sorge, er hat eh gut gepasst.
00:02:12: Türkis Rot-Pink braucht auch einen blauen Anteil.
00:02:16: Hat es die Regierung geschafft, jetzt der allgemeinen Unzufriedenheit im letzten Jahr etwas entgegenzusetzen?
00:02:21: Hat sie nicht.
00:02:21: Nein, so viel kann man, glaube ich, sagen.
00:02:23: Die Regierung kam man am Anfang doch gut an.
00:02:27: Hat man einen Eindruck, weil sie eben zustande kam.
00:02:29: Das war schon ein großer Erfolg.
00:02:30: Und weil sie mit Christian Stocker einen Bundeskanzler hat, der viel überrascht hat.
00:02:35: Viele kannten ihn nicht.
00:02:36: Aber er hat sich als sehr unprätiensöser, umgänglicher Bundeskanzler erwiesen.
00:02:41: der dann schon einmal die wichtigsten Sachen angepackt hat, muss man sagen, mit seiner Jungsmannschaft und der auch nach wie vor wirklich gut angeschrieben ist, nicht nur in einer eigenen Partei, was ja in der ÖVP auch nicht ganz so einfach ist, sondern auch bei den anderen.
00:02:53: Also, man hört aus Esbö und Neos Kreisen, das Stock einer ist, der diese Koalition wirklich zusammenhält.
00:03:02: Und das gut macht und da so eine Art Mediator auch ist.
00:03:06: Und das andere ist, dass die Unzufriedenheit da ist und aus Sicht der Regierung wird das auch untermauert von Umfragen ist.
00:03:15: Die Inflation ist sicher ein wesentliches Thema und da versucht die Regierung halt im Rahmen ihrer Möglichkeiten gegenzusteuern, indem jetzt einmal angesetzt wird.
00:03:23: beim Thema Energie, weil man eben das Energiethema dafür ausgemacht hat, dass es eben hauptverantwortlich ist, als Treiber der Inflation versucht jetzt mit allen Möglichkeiten.
00:03:32: kurzfristigen, nachhaltigen, die Energiepreise zu senken und somit auch die Inflation zu senken.
00:03:38: Ob das wirklich funktionieren wird und nicht wieder die Inflation antreibt, in weiterer Folge wird man sehen.
00:03:43: Man hat das Gefühl, egal was die Regierung macht, es wird immer als kleiner Schritt dann gleich kritisiert, wo es das große Ganze als Opposition hat, man ist natürlich besonders leicht, aber sind die da leucht, Tour und Projekte, dieses Wort ist ja auch noch neu vom letzten Jahr in Erinnerung geblieben, die die Regierung letztes Jahr erreicht hat?
00:03:59: Nein, es ist vieles wie Selbstscheltern, das nennen wir die Realpolitik.
00:04:04: Es ist vieles Kompromisse.
00:04:06: Wirklich ein Paralleperspiel dafür ist eben dieses Deregulierungspaket von Sepp Schelver, wo man das sehr gut sehen kann.
00:04:12: Also Schelver war früher einer, der als Wut wird, quasi alles besser wusste und wusste, wo man den Staat und seine Unternehmen von den Fesseln befreit.
00:04:20: Jetzt sitzt er in der Regierung und sieht so einfach ist das alles nicht, weil es gibt Interessen, die ausgehandelt werden müssen.
00:04:26: Es gibt widerstrebende Ansichten der Koalitionspartner.
00:04:30: Schellhorn hat jetzt das erlebt, was Herbert Kieke möglicherweise noch bevorsteht.
00:04:34: Es schimpft sich relativ leicht, wenn man in der Opposition ist, aber wenn man regiert, sieht die Sache ein wenig anders
00:04:39: aus.
00:04:39: Wenn man gerade beim Thema Schellhorn sieht, das ist man auch der drei Bundesländer-Sager von ihm eingefallen.
00:04:46: Große Föderalismusreform.
00:04:48: Die ÖVP ist da ja sofort auch kritisch gewesen, dass da die Bundesländer nicht irgendwie zusammengelegt werden.
00:04:54: Ist das eine realistische Planung da, etwas zu tun?
00:04:57: Man muss der Fairness halber sagen, selbst Schellmann hat das in einem Interview extra darauf hingewiesen, das ist nur seine persönliche Meinung, das ist nicht geplant.
00:05:05: und sonst was und das wird auch nicht gehen, aufgrund der historischen Gegebenheiten, aufgrund der doch eigenwilligen, aber man kann doch sagen... batteriotischen Verfasstheit der Bundesländer und ihrer Menschen.
00:05:19: Also das wird so einfach nicht sein.
00:05:20: Das war seine persönliche Vorstellung, weil man eben sagen könnte, es reichen in der Größenordnung von Österreich drei Bundesländer, die mit zumindest verwaltungstechnisch zusammenlegen kann.
00:05:28: Aber das ist schon ein springender Punkt, dass Meisterstück dieser Regierung könnte werden, sollte werden eine wirklich föderalismusreform.
00:05:37: Das ist glaube ich das große Projekt, das natürlich auch einhergeht mit Schuldenabbau und allen möglichen.
00:05:43: müsste und man versucht es auch, die Frage ist was kommt daraus, sich einigen Bund und Länder auf einen gemeinsamen Weg.
00:05:52: Wo gehört was hin?
00:05:53: Es gibt eben den Vorschlag, dass man aus einer Hand zum Beispiel die Gesundheit bei dem einen Player belässt und die Bildung zum anderen gibt.
00:06:02: Und es gibt natürlich im Rahmen von neuen Landesverwaltungen und einer Bundesverwaltung auch Potenziale, die sich überschneiden, wo etliches zuheben wäre.
00:06:10: Also das ist das Hauptthema dieser Regierung und wird es auch werden.
00:06:14: Diese sogenannte Reform-Partnerschaft, das ist bestittelt bisher aus Absichtserklärungen.
00:06:20: Wenn das mit Leben gefüllt wird und da ein großer Wurf gelingt, hätte die Regierung ihre Existenzberichtung mehr als gerechtfertigt.
00:06:28: Wie ist denn die Balance zwischen den drei Koalitionsparteien?
00:06:31: Wie beurteilt du das?
00:06:32: Bei Grün-Türkis hatten wir immer das Beste aus beiden Welten.
00:06:35: Jeden wird sein Bereich gegeben.
00:06:37: Siehst du da, dass bei der Dreier-Koalition ähnlich, dass sich da jeder sozusagen verwirklichen kann?
00:06:42: So hat es begonnen.
00:06:43: Also so hat es ausgemacht.
00:06:45: Jeder lässt den anderen den Spielraum.
00:06:48: Jeder bringt einmal seine Bestiesprojekte durch.
00:06:51: Das geht natürlich quasi am Reisbrett, wenn wir das so planen von Anfang an eh ganz gut.
00:06:55: Nur jetzt wird der Spieler um natürlich enger.
00:06:57: jetzt kommen Themen dazu, die halt einfach dazukommen, die von vornherein nicht zu geplant worden, wo es dann eben zwangsläufig Überschneidungen, andere Ansichten gibt.
00:07:05: Also man könnte jetzt sagen, dass Der Regulierungspaket ist ein Projekt der NEOS, das der NEOS zusteht, da können die machen, was sie wollen können sie, aber natürlich nicht, weil die SPÖ, was jetzt die Regulierung im Unternehmerssektor betrifft, nicht auf einer Wellenlänge schwimmt wie die NEOS.
00:07:22: Also natürlich sagen die NEOS auch, wir hätten gerne gemacht noch für Unternehmer, aber es war halt nicht möglich, weil da gibt es noch die SPÖ, es gibt die Gewerkschaft, es gibt die Arbeit, da kam also auch die ÖVP natürlich.
00:07:36: aktuelles Thema auch, was ich merke, auch so zum Beispiel gerade aktuell, also da geht der Bruch in einer Parteidurchnahme bei der ÖVP, da hat der Wirtschaftsflügel andere Ansichten als der Bauernbund und da macht man so viel der Bauernbund, gemeinsame Sache mit der SPÖ und auf der anderen Seite stehen die NEOS und der Wirtschaftsflügel der ÖVP.
00:07:52: Also das ist, wie gesagt, alles nicht so einfach in der Realpolitik und selbst Schelren hat das auch schon.
00:08:00: Und kann die SPÖ da ihre Zielgruppe da bedienen sozusagen?
00:08:04: Hat die SPÖ da auch schon Erfolg gefallen können?
00:08:06: Na ja, bei der SPÖ ist es aber schwierig, weil es gibt nicht nur eine SPÖ, es gibt mehrere SPÖs.
00:08:10: Also es gibt die Babel der SPÖ, die relativ eng geführte Bundespartei.
00:08:14: Dann gibt es die SPÖs in den Ländern, die die vergierende Ansichten haben.
00:08:18: Also einerseits zu den neuen junge, gerade in den Bundesländern, die durchaus einen pragmatischeren, rechteren Kurs fahren.
00:08:25: Und dann gibt es noch die mächtige Wiener SPÖ.
00:08:27: Der ein großes Ziel ist der Machterhalt und nur keine Wellen und die jetzt auch nicht sonderlich glücklich sind mit Andreas Babler, aber auch keinen Wirbel auf Bundesebene haben wollen, den einmal machen lassen.
00:08:38: Und Andreas Babler hat es da, du hast nicht einfach, da musst du verschiedene Interessen ausgleichen, nicht nur mit den Koalitionspartner, sondern auch in der eigenen Partei.
00:08:47: Und man muss durchaus anerkennen, dass er, der ideologisch von wirklich linken Flügel kommt, sich da ganz gut eingefügt hat, als Vizekanzler und das ganz passabel hindbringt.
00:08:57: Wenn man jetzt auf die Umfragen schaut und jeder, der sich für ihn in der Politik interessiert, macht das auch.
00:09:02: Das sind ÖVP und der SBO.
00:09:03: Ja, unter zwanzig Prozent.
00:09:05: Die FPÖ wahrscheinlich mal über fünfunddreißig, mal drunter.
00:09:08: Da tut sich auch nichts.
00:09:09: Bisschen, was es geht eher abwärts.
00:09:11: Richtig, ja.
00:09:12: Wie geht eine Regierung damit um?
00:09:14: Ja, also das Ganze ist eine schwierige Art von Situation.
00:09:17: Also die Gräwung versucht zu tun, was im Rahmen ihrer... jetzt besprochenen Möglichkeiten tun kann.
00:09:22: Aber es gibt halt noch so etwas wie einen West-Zeitgeist.
00:09:25: Der findet nicht nur in Österreich statt, sondern auf der ganzen Welt.
00:09:28: Das geht von Donald Trump bis Georgia Meloni, von Chile bis Tschechien.
00:09:33: Also es gibt quasi einen rechtspopulistischen Zeitgeist.
00:09:36: Das ist so.
00:09:38: Der funktioniert auch, zieht viele Menschen an, hat, wenn man so will, den linken Parteien die Arbeiter weggenommen und den konservativen Parteien die Programmatik-Abspenstik gemacht, also die rechtspopulistischen Parteien sind heute, was so alte konservative Werte betrifft wie Tradition, Heimat, Familie, zum Teil auch Religion, einfach glaubwürdiger für viele Menschen.
00:09:57: Und gegen diesen Zeitgäste anzurennen ist schwierig, egal was man tut, da wird man halt sehen, wie das Match aller Lange ausgeht, lässt sich schwer verursachen.
00:10:07: Ich denke man nur zum Beispiel, schlimmer kann es eigentlich nicht mehr werden, aus Sicht der Parteien von den Umfolgen.
00:10:11: Ich meine, es geht schon nach unten, aber ... Warum schafft das die Regierung vielleicht nicht diesen Drive auch nach außen auszustrahlen, wie er ziehen den Karn jetzt aus dem Dreck?
00:10:21: Es braucht dafür schon auch ein Typus Politiker, der rhetorisch, der glaubwürdig ist, aber auch das auch vermitteln kann.
00:10:31: Rhetorisch im Fernsehen, bei Diskussionen auf einer Bühne.
00:10:36: Das muss man jetzt ja wieder kicke lassen.
00:10:38: Er kann das.
00:10:39: Er hat eine geschlossene politische Gemeinschaft geschaffen, mit lauter Anhängern, die begeistert für ihn durchs Feuer gehen, zieht auch die Pfeile auf sich.
00:10:47: Ich glaube, das ist auch ein gewisses Erfolgsmerkmal für Politiker.
00:10:51: Heutzutage, du brauchst auch Feinde und musst für deine Anhänger oder deinen Anhänger das Gefühl geben, du gehst jetzt für die durchs Feuer.
00:10:59: Donald Trump macht das Georgia Meloni, also alle rechtpopulitischen Anführer machen das irgendwie.
00:11:04: Das ist egal, wie die öffentliche Meinung ist, wie die Medienticken, wo die politischen Gegner sagen, die sagen, ich habe ein Programm, ich stehe dafür, ich stehe für euch ein und schauen dadurch Anhänger, um sich, die sich auch eins fühlen mit dem Parteianführer.
00:11:19: Und Herbert Kittling.
00:11:20: Gelingt das ganz gut.
00:11:21: Es ist das vielleicht auch, was wir Politik politik nennen, also nicht nur Sachpolitik, sondern Politik auf einer Gefühlebene.
00:11:27: So Herbert Hickel stellt sich auf eine Bühne und bringt das rhetorisch so drüber, dass alle gebannt zuhören und auch mitgehen und schafft so eine Art politisches Heimatgefühl.
00:11:39: Schaffen auf dieser Gefühlebene rechtspropolistische Parteien oft besser als eher nüchterne Sachpolitik auf Regierungsebene.
00:11:48: Deswegen verlieren auch Regierungsparteien relativ oft Heutzutage Wahlen und gewinnen sie nicht.
00:11:55: Wenn wir es dann über die FPÖ gesprochen haben, reden wir noch kurz über die andere Parteien-Opposition, den Grünen.
00:12:01: Haben die rasch gelernt, wie Opposition geht?
00:12:04: Ja, also die Grünen-Chefin Gewessler hat das relativ rasch gelernt, weil man sieht, man sieht, kommt ja auch quasi aus einer NGO, die ja, weiß ich schon, bei Definitionen eher eine... nicht die Regierungsorganisationen so quasi positionell irgendwie gepolt sind.
00:12:20: Sie kam dort her, hat sich dann eben eingefügt in ihre Regierungsrolle.
00:12:24: Man hat aus ihrer Sicht oder aus grünen Sicht doch einige oder viele Dinge durchgesetzt und versucht euch jetzt Oppositionspolitik zu machen.
00:12:33: Nicht so auffällig wie Herbert Kiekel, aber ich glaube im Dessen, was die für ihre Anhänger machen können und wollen, macht sich das ganz passabel.
00:12:44: Noch mal zurück zu den prägenen Figuren in der Dreier-Kollektion.
00:12:47: Du hast gesagt, Kanzerstocker dürftet eine recht verbindende Funktion haben, die auch anerkannt wird.
00:12:52: Atmosphärisch funktioniert das mit den drei Parteien, weil Streit öffentlich
00:12:57: gibt
00:12:57: es jetzt nicht wirklich bis auf ein paar Randthemen.
00:12:59: Das funktioniert
00:12:59: aufgrund der handelnden Personen.
00:13:01: An der Spitze funktioniert das sehr gut.
00:13:03: Auch in der Koordinierung von den Regierungskoordinatoren scheint das sehr gut zu funktionieren.
00:13:09: Das Risiko, was alle haben, sind die eigenen Parteien.
00:13:12: Also wenn die Umfragen so bleiben und noch weiter absinken, dann wird es vermutlich den ersten Aufstand in der SPÖ geben und den zweiten in der ÖVP.
00:13:20: Bei den NEOS ist auch nicht mehr so alles Eitelwanne, wie es früher war, wie es in einer Opposition war, sondern wird die interne Kritik auch lauter von jenen, die für diese Regierung sind, ohne wenn und aber und für denen, die der Regierungsbeteiligung immer skeptisch gegenüberstanden, aber am schwierigsten jetzt für die SPÖ, weil eben in den Ländern der Unmut doch vorhanden ist.
00:13:39: In der ÖVP überdünft es jetzt noch alles.
00:13:41: Christian Stockhauer, wenn es dann zum Waldtermin hingeht, ist noch ein bisschen hiner, wird man sich auch in der ÖVP die Frage stellen, können wir mit dem verdienstvollen Christian Stockhauer, der uns jetzt quasi so voleriert hat, aus ÖVP sich natürlich, aber können wir mit dem eine Wahl gewinnen, weil ein altes Sprichwort besagt, das ist nicht ganz falsch, was wird nicht gewählt für die Daten der Vergangenheit, sondern für eine Erzählung für die Zukunft.
00:14:02: oder aufgrund der Angst der Menschen, dass, wenn eine Neurin kommt, irgendwas verloren geht, was sie schon hatten.
00:14:08: Und da ist die Frage, ob für diese Erzählung Christian Stocker der Richtige ist oder ob es nicht jemand ist, den wir noch nicht kennen oder jemanden, den wir schon kennen, wie Sebastian Kurz zum Beispiel.
00:14:18: Das schwebt natürlich auch immer über dem Stocker drüber, weil, wenn Kurz etwas kannte, ist es eine Geschichte zu verkaufen.
00:14:25: Stocker beteuert ja Will-Antretener-Spitzen-Kandidat.
00:14:29: Hältst du das für wirklich seinen Wunsch oder ist es eher ein Versuch, diese Diskussion jetzt einmal in die Zukunft zu schieben?
00:14:35: Er wollte halt einmal, glaube ich, jetzt einmal, nachdem er länger im Krankenstand war und da schon irgendwelche Debatten aufgetaucht sind, kommt er wieder oder kommt er nicht.
00:14:42: Er wollte jetzt einmal einen Flocker einschlagen und sagen, so, ich bin jetzt wieder da und ich bleibe auch, damit es einmal die Fronten geklärt sind, damit es da keine weiteren Debatten, keine Machtwahrkumpffrage gibt.
00:14:52: Ob es dann wirklich so sein wird mit der Wahl, wird man sehen.
00:14:55: Aber er hat das jetzt ... aus ÖVP sich sicher gut gemacht.
00:14:59: Man ist ihm auch dankbar.
00:15:00: Gute Distankbarkeit, keine Kategorie, keine Provischen, wie schon.
00:15:03: Aber an sich würde man ihn schon antreten lassen, noch einmal, so wie es ja auch beim Kalihama war, denn der durfte, gab es ja auch Debatten vor, er ist ja der Richtige für die Wahl, durfte, weil er das Kanzler gut gemacht hat, auch noch einmal antreten hat und wenig gebracht.
00:15:18: und beim Stocker war es das Gleiche.
00:15:20: Also trotz aller innerparteilichen Unruhen in allen drei Parteien.
00:15:23: Ist es auch nicht ausgeschlossen, dass wieder selbe Trio das jetzt in Spitze steht in den Bayern?
00:15:28: Genau.
00:15:28: Die Chance des Stocker ist diese alte Angela Merkel.
00:15:32: Die ist ja das jemand, der jetzt nicht mit großem Charisma gesegnet ist, also Angela Merkel auch nicht war, aber relativ stringent und unaufgeregt regiert hat, dann doch belohnt wird für diese Regierungsperformance.
00:15:45: Das kann man jetzt dann... Politisch natürlich Jahre später anders bewerten, aber Merkel wurde eigentlich auch gewählt, obwohl sie eigentlich auch kein Votgetter war von ihrer Persönlichkeit her.
00:15:54: Und wenn Stock hat es gelingt, sich da als Souveränen über den Dingen stehender Sacharbeiter zu positionieren, dem die Menschen vertrauen und dem sie das Staatsschiff weiter in die Hände geben wollen, weil sie Sorge haben, dass es dann auch größere Brüssel gibt, dann hat er eine Chance, ja.
00:16:12: Ähnliches gilt vielleicht für die Regierung bis zum gewissen Grad, oder siehst du da irgendwo Bruchstellen in näherer Zukunft, die dafür gröbere Konflikte sorgen könnten?
00:16:21: Ein Dauer, da möglichst schwer ist das Budget.
00:16:26: Wenn es da noch weiter, das Defizit noch weiter steigt, wird man natürlich neue Maßnahmen andenken müssen, sei es jetzt Einsparungen irgendwo im Sozialbereich, was der SPÖ nicht gefallen wird oder neue Steuern, was der ÖVP nicht gefallen wird.
00:16:40: Also da kann es schon Schwierigkeiten geben.
00:16:44: Und was hat dich im letzten Jahr am meisten überrascht?
00:16:47: Naja, der Kanzler, den vorher keiner kannte, nämlich Christian Stocker.
00:16:52: In Fachheit war das die größte politische Karriere.
00:16:57: Seit langem ein Politiker, der zuerst nur Regionalpolitiker war in einer Stadt in Niederösterreich, dann irgendwie im Parlamentsmandat bekam, weil jemand anderer das zurückgelegt hat, dann auf einmal Generalsekretär wurde.
00:17:13: Und eigentlich als Generalsekretär mit seinem Parteichef Karl Neymar hätte gehen sollen, das ist an sich immer so und wäre auch in dem Fall so geplant gewesen, und dann wirklich über Nacht Parteichef wird und dann Bundeskanzler, obwohl seine Partei eigentlich zuerst nur um den Vizekanzler verhandelt hat.
00:17:29: Und der das dann relativ passabel gemacht hat, eigentlich vom Hauptberuf nicht Politiker, sondern Anwalt, war eine Überraschung.
00:17:37: Ich danke dir für deine Analyse.
00:17:38: Vielen Dank.
00:17:39: Bitte.
00:17:45: Und wenn Sie sich für die österreichische Innenpolitik interessieren, dann kann ich Ihnen noch den Newsletter von Oliver Pink ans Herz legen.
00:17:51: Dass Innenpolitik Briefing landet, dann jeden Mittwoch in Ihrem Mail-Eingang.
00:17:55: Oliver Pink analysiert und kommentiert darin Zustände und Vorgänge in der heimischen Politlandschaft.
00:18:01: Sie können sich anmelden unter diepresse.com.
00:18:03: Im Namen des Audiotheams der Presse sage ich Ihnen vielen Dank fürs Zuhören.
00:18:09: Einen schönen Tag wünsche ich.
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