Bürokratie als Innovationsbremse: Warum ein Wandel nötig ist
Shownotes
Österreichs Wirtschaft schrumpft das zweite Jahr in Folge, während die Bürokratie durch EU-Verordnungen, Richtlinien und nationale Gesetze weiter zunimmt. Wie viel Regulierungsdichte noch tragbar ist, erörterte Eva Komarek von der „Presse“ im Gespräch mit Karl Grün, Director Standards Development beim Austrian Standards Institute, Andreas Klauser, CEO der Palfinger AG, und Thomas Steinbauer, Partner und COO von PwC Österreich.
Österreich im internationalen Vergleich
Andreas Klauser, CEO des Kran- und Hebellösungsherstellers Palfinger, sieht einen massiven Wettbewerbsnachteil für die österreichische Wirtschaft. Neben der Überregulierung auf europäischer und nationaler Ebene bemängelt er die zunehmende Unverständlichkeit der Regelwerke, die es Unternehmen erschwert, diese korrekt umzusetzen. Karl Grün ist mit der Erstellung von Standards beschäftigt, die allerdings nicht verpflichtend sind: „Standards in unserem Sinne stellen qualifizierte Empfehlungen dar und werden vom Markt und anderen Stakeholdern entlang der Wertschöpfungskette initiiert und gestaltet.“
Ein weiterer Unterschied, den Klauser hervorhebt, ist die positive Fehlerkultur in den USA, die in Österreich oft fehlt: „In den USA hat man klare Regeln und es ist kein Makel, einmal Insolvenz angemeldet zu haben. Es zeigt vielmehr, dass man bereit ist, mit Rückschlägen umzugehen. Für eine innovative und zukunftsorientierte Wirtschaft braucht es mutige Entscheidungsträger, auch wenn nicht alle Folgen vollständig kalkulierbar sind.“
Regulierungsdichte als Hindernis für Österreichs Wirtschaft
Österreich befindet sich in einem Spannungsfeld zwischen übermäßiger Regulierung („Gold Plating“) und einer wachsenden Grauzone, in der viele Unternehmen geltende Normen ignorieren. Andreas Klauser, CEO von Palfinger, warnt vor den Gefahren solcher Grauzonen, die zu langwierigen und unnötigen Diskussionen führen und damit „reine Energieverschwendung“ darstellen. Zudem sehen die Experten Berichtspflichten und den Föderalismus kritisch: Thomas Steinbauer von PwC Österreich bezeichnet letzteren als „historisch wichtig, aber veraltet“. Einigkeit besteht auch in der Forderung nach verständlicher Gesetzessprache und der Einbeziehung praktischer Erfahrung in den Gesetzgebungsprozess, um Bürokratie abzubauen und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
Information: Der Talk findet im Rahmen des Reformclubs der „Presse“ statt. In diesem Club diskutieren Entscheiderinnen und Entscheider, wie dieses Land wieder auf Kurs gebracht werden kann. Er will Veränderungen anstoßen und Reformen initiieren. In der heutigen Folge geht es um Deregulierung und Bürokratieabbau. Dieser Inhalt wurde von der „Presse“-Redaktion in Unabhängigkeit gestaltet. Er wurde mit finanzieller Unterstützung von Palfinger AG und PwC ermöglicht.
Mehr zum Reformclub finden Sie unter www.diepresse.com/reformagenda
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