Wie gesunde Böden die Zukunft der Landwirtschaft sichern
Shownotes
Die Erderwärmung schreitet weiter voran und mit ihr wachsen auch Krisen – in der Landwirtschaft, im Gesundheitssystem und in unserer Gesellschaft. Wie die industrielle Landwirtschaft das Klima, den Boden und die Gesundheit gefährdet und weshalb eine echte Regeneration von Böden nötig ist, besprach Eva Komarek, „Die Presse“, im Expertentalk mit dem Mediziner, Biologen und Bestsellerautor Martin Grassberger.
Landwirtschaft zwischen Emissionsverursacher und Klimawandel-Opfer
„Die Landwirtschaft ist natürlich ein Verursacher von Emissionen, gleichzeitig aber ein Opfer der veränderten klimatischen Verhältnisse, wie etwa von Niederschlagsmengen“, meint Grassberger. Seit den 1960er-Jahren hat man sich hauptsächlich auf die Ertragssteigerung konzentriert, ohne dabei zu berücksichtigen, dass der Boden eigentlich ein lebender Organismus ist. Lebensmittel enthalten Nährstoffe, Mikronährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe: „Das sind alles gesundheitsförderliche und essenzielle Substanzen. Deshalb wollen wir eine Form der Landwirtschaft betreiben, die Lebensmittel produziert, die reich an diesen Stoffen sind.“
Nährstoffreiche Lebensmittel beginnen bei gesunden Böden
Um nachhaltig Lebensmittel zu produzieren, sind gesunde Böden nötig. „Der Boden ist ein lebendiger Organismus und ein großer Teil dieses Lebens ist ein mikrobakterielles Leben. Das korreliert mit dem organischen Kohlenstoffanteil im Boden“, so Grassberger. Doch der Boden leidet unter mehreren Problemen wie Verdichtung und Wassererosion, bei der die oberste, fruchtbare Humusschicht abgeschwemmt wird.
Was geschundenen Böden hilft und wie jeder Einzelne durch seine Ernährungsweise zu gesunden Böden beitragen kann, erklärt Martin Grassberger im Gespräch.
Dieser Inhalt wurde von der „Presse“-Redaktion in Unabhängigkeit gestaltet. Er wurde mit finanzieller Unterstützung der UNIQA Sustainable Business Solutions ermöglicht.
Alle Beiträge zur Schwerpunktwoche "Dekarbonisierung" finden Sie [hier]](https://www.diepresse.com/events/dekarbonisierung)).
Transkript anzeigen
00:00:00: Dieser Inhalt wurde von der Presse in redaktioneller Unabhängigkeit gestaltet.
00:00:05: Er ist mit finanzieller Unterstützung unseres Kooperationspartners entstanden.
00:00:13: Die Erderwärmung schreitet weiter voran und mit ihr nehmen Krisen in der Landwirtschaft, im Gesundheitssystem und in unserer Gesellschaft zu.
00:00:22: Wie die industrielle Landwirtschaft das Klima, den Boden und die Gesundheit gefährdet und wie regenerative Methoden entgegenwirken können, Darüber spricht Eva Komarek im Rahmen der Schwerpunktwoche Dekarbonisierung mit dem Mediziner, Biologen und Bestsellerautor Martin Grasberger.
00:00:42: Er erklärt dem Interview, wie regenerative Landwirtschaft funktioniert und wie jeder Einzelne durch die individuelle Ernährungsweise zu gesunden Böden beitragen kann.
00:00:53: Alle Beiträge zur Schwerpunktwoche finden Sie unter diepresse.com.
00:01:01: Der Klimawandel scheint aus den Schlagzeilen verschwunden.
00:01:04: Zu viele Krisen überlagern das Thema.
00:01:06: Doch die Erderwärmung schreitet weiter voran und mit ihr wachsen noch andere Krisen in der Landwirtschaft, in unsere Gesundheit, in unsere Gesellschaft.
00:01:15: Die industrielle Landwirtschaft, Klima, Boden und Gesundheit gefährden.
00:01:19: und warum echte Regeneration mehr braucht als nur CO-Zweibilanzen?
00:01:23: Darüber
00:01:24: spreche ich im Experten-Talk mit dem Mediziner, Biologen und Bestsellerautor Martin Kassberger.
00:01:31: Herr Grasberger, herzlich willkommen.
00:01:32: schön, dass Sie sich heute Zeit nehmen.
00:01:35: Herr Grasberger, Sie sind Arzt, Dialoge und Sie sind auch ausgebildeter landwirtschaftlicher Facharbeiter.
00:01:41: Das heißt, Sie setzen sich viel mit den Zusammenhängen zwischen Klimawandel, Landwirtschaft und auch der Gesundheit auseinander.
00:01:47: Welche Rolle spielt die Landwirtschaft in der Klimakrise und zwar jenseits der oft sehr verkürzten CO-Zweideskursionen?
00:01:56: Ja, so wie Sie richtig bemerkt haben, ist die Diskussion nicht systemisch geführt.
00:02:00: Die Landwirtschaft ist natürlich Verursacher von Emissionen, aber auch gleichzeitig ein Opfer der veränderten klimatischen Verhältnisse, also Niederschläge etc.
00:02:10: Und wenn man es nur so betrachtet, dann kann man der Landwirtschaft immer den Schwarzen Peter zuschieben, wobei man ja in Österreich mit ungefähr zehn bis elf Prozent Anteil an den Emissionen.
00:02:20: relativ gut liegen, das muss man auch mal dazu sagen.
00:02:22: Und man hat bisher eigentlich so seit den neunzehnten sechziger Jahren eigentlich sich hauptsächlich in der Landwirtschaft auf die Ertragsteigerung konzentriert, ohne dabei zu berücksichtigen oder hauptsächlich zu berücksichtigen, dass der Boden eigentlich ein lebender Organismus ist und dass ein lebendiger Boden, wir kommen glaube ich später noch vielleicht im Detail darauf, was das bedeutet, bedingt, dass die Pflanzen, die darauf wachsen, natürlich erwachsen können und deswegen gesünder sind.
00:02:47: Und das ist etwas, was dann seitens der Ernährungsmedizin interessant ist, denn was auch selten beachtet wird in der Medizin ist, dass Lebensmittel Nährstoffe enthalten, Mikronährstoffe, Vitamine, Mineralstoffe, Spurnelemente und die sogenannten sekundären Pflanzenstoffe.
00:03:04: Und das sind alles gesundheitsförderliche Substanzen oder essentielle Substanzen.
00:03:09: Und deswegen wollen wir eine Form der Landwirtschaft betreiben, die Lebensmittel produziert, die reich an diesen Stoffen sind.
00:03:16: Es wird immer wieder, hört man ja und liest man ja auch, dass Böden zunehmend verwüsten.
00:03:23: Wie hängt denn das auch mit der Frage der Decarbonisierung zusammen?
00:03:26: Und warum verwüsten sie denn eigentlich?
00:03:28: Also das ist eine sehr komplexe Thematik der Boden.
00:03:31: Es ist also nicht der Boden einfach nur schwarze Erde oder Erde, die eine Haltepfunktion für Pflanzen hat, sondern der Boden ist an sich ein lebendiger Organismus.
00:03:39: Und ein ganz großer Teil dieses Lebens ist ein mikrobielles Leben im Boden.
00:03:44: Und das korreliert mit dem organischen Kohlenstoffanteil im Boden.
00:03:48: Das heißt, das sind immer über die Fotosynthese, fixiert die Pflanze, Kohlenstoff und bringt ihn in den Boden, einerseits als Wurzeln, aber auch als Wurzelausscheidungen.
00:03:57: Und so baut sich unter natürlichen Bedingungen eigentlich Kohlenstoff im Boden auf, wie das über Jahrmillionen passiert ist und fördert damit das mikrobelle Leben und das Pflanzenwachstum.
00:04:08: Und wir haben aber zunehmend im Rahmen der Industrialisierung den Boden zum Beispiel sehr stark gepflügt und dann kommt es zu Oxidationserscheinungen.
00:04:16: Das heißt, dass er im Boden gebundene Kohlenstoff entweicht und das CO², das dadurch entsteht, ist ein Teil der landwirtschaftlichen Emissionen neben Lachgas und Methan usw.
00:04:26: Und auf das wurde bis jetzt zu wenig Rücksicht genommen.
00:04:28: und jetzt hat man sich überlegt, na ja, wenn der Kohlenstoffabteil in den landwirtschaftlichen Böden immer weniger wird, kann man den nicht wieder aufbauen durch andere agrarische Maßnahmen.
00:04:37: Und da sind wir als Gegensatz zur Degeneration und der Regeneration.
00:04:42: Und aber sozusagen, Sie haben zuerst auch gesagt, es braucht eine Vielfältigkeit im Boden.
00:04:49: Und ist das jetzt nur bedingt durch das Pflügen?
00:04:52: Also gepflügt wird er schon?
00:04:54: Seit Jahrtausenden,
00:04:56: würde
00:04:57: ich sagen.
00:04:57: Seit Jahrtausenden.
00:04:59: Was sind denn die wesentlichen Probleme, warum unser Boden verwüstert?
00:05:04: Sie sind ja früher auch nicht verwüstert.
00:05:07: Die Pflüge, wenn man sich das anschaut, sind vom einfachen Holzpflug in einem Joch zu Riesenpflügen, die einfach tiefe Bodenwendungen möglich machen, auf ganz andere Größen.
00:05:16: Aber es ist nicht nur der mechanische Bodenbearbeitung, es ist auch das synthetische Düngemittel-Einsatz, der den Bodenleben in der Regel nicht förderlich ist.
00:05:27: Und Chemikalien-Input in Form von Pestiziden, Fungiziden etc.
00:05:32: steckt im Namen darin ein Fungizid, ist für Bodenpilze keine förderliche Maßnahme.
00:05:38: Und da sind wir jetzt in dem Bereich der Regeneration und regenerative Landwirtschaft und das ist wert darüber zu diskutieren.
00:05:46: Zwei-tausendfünfzehn im Rahmen der COP einundzwanzig hat Frankreich diese vier-pro-mil-Initiative.
00:05:52: ins Leben gerufen, nämlich sozusagen mit dem Versprechen oder mit der Theorie, dass wenn wir weltweit in den Böden vier Brummilkohlenstoffanreichungen auf Bau betreiben, durch die noch zu besprechenden regenerativen Maßnahmen, dann könnte man die gesamten menschlichen Emissionen sozusagen im Boden speichern.
00:06:11: Mit ein bisschen einer Lebenserfahrung wird man erkennen, dass das eine Theorie ist und in der Praxis nur schwer umsetzbar ist.
00:06:18: Aber vielleicht geht es auch gar nicht so sehr darum, dass die Landwirtschaft das Weltklima rettet, sondern dieses Boden aufbauen und sich um einen lebendigen Boden bemühen, kommt unmittelbar jedem landwirtschaftlichen Betrieb zugute.
00:06:31: Nämlich in folge geänderter Niederschlagsmuster, düre Perioden und dann plötzlich zum falschen Zeitpunkt sehr viel Regen.
00:06:38: Das muss man abfangen.
00:06:39: Stichwort Resilienz in der Landwirtschaft oder klimafitte Landwirtschaft, wenn man das nennen möchte.
00:06:44: Und da sind diese regenerativen Methoden eigentlich ein großer Segen.
00:06:49: Weil der Boden sonst?
00:06:51: nicht genug Wasser aufnehmen kann?
00:06:52: Oder wo liegt das Problem?
00:06:54: Der Boden hat mehrere Probleme.
00:06:55: Schwere Fahrzeuge haben über die letzten Jahrzehnte eine Bodenverdichtung herbeigeführt.
00:06:59: Das kann kein Wasser infiltrieren, wäre von der Infiltrationskapazität.
00:07:06: Wenn er nicht lebendig durch Urzel ist, wenn er keine Bodenstruktur hat, nicht aufgelockert ist, dann kann Wasser nicht in den Boden eindringen.
00:07:15: Es ist nicht jeder Hang eben, es ist ja immer eine kleine Handmerkung vorhanden, dann kommt es zur Wassererosion.
00:07:20: Das heißt, wenn der Boden das nicht mehr aufnehmen kann, wird die oberste fruchtbare Hummelsschicht des Bodens abgeschwemmt.
00:07:25: Wer am Land unterwegs ist, kann das nach Starkregenereignissen immer sehen.
00:07:28: Das führt auch zu Folgekosten.
00:07:29: natürlich, muss er wieder von der Straße entfernt werden.
00:07:32: Und es fehlt von der Substanz dieser Mutterboden.
00:07:34: Dieser Lebendige ist eigentlich das Gold der Landwirtschaft, weil ohne dem geht es nicht.
00:07:38: Und dann sprechen wir von Verwüstung, wenn in dem Boden einfach ... so gut wie kein Kohlenstoffanteil mehr vorhanden ist und damit auch kein Boden leben.
00:07:46: Und dort ist Landwirtschaft sehr schwierig dann.
00:07:48: Lässt sich so etwas wieder rückgängig machen oder ist ein Verwüsteter Boden für immer verloren?
00:07:53: Also, wenn es dann mal ganz verwüstet ist, wird es immer schwieriger, aber es ist nicht unmöglich.
00:07:57: Ich erwähne dann nur das Secken-Projekt in der ägyptischen Wüste.
00:08:01: mit menschlichen Innovationsgeist und mit verschiedenen Maßnahmen lässt sich sogar dort wieder der Wüste fuchtbarer Boden abbringen, aber wir wollen es eigentlich gar nicht so weit kommen lassen.
00:08:11: Und die Methoden der regenerativen Landwirtschaft, oder sagen wir so, ich muss davor vielleicht noch sagen, regenerativer Landwirtschaft ist nicht definiert.
00:08:19: Das ist nicht so wie Biolandbau oder biodynamischer Anbau, der streng reguliert und kontrolliert ist und klar geregelt ist, sondern regenerativer Landwirtschaft ist sehr kontextspezifisch.
00:08:30: Das heißt, es ist nicht ein Set von Methoden, das für alle Regionen und Bauernhöfe gleich funktioniert, sondern es ist kontextsensitiv.
00:08:38: Landwirtschaft nach dem Vorbild der Natur zu betreiben.
00:08:41: Das heißt, weg von dem reinen Ertragsdenken mit synthetischem Input und dann eben ernst als Output.
00:08:46: Sondern wir wollen Landwirtschaft der Art Infinitum betreiben für die nächsten Jahrhunderte oder Jahrtausende.
00:08:51: Das soll ja die Ressource Boden, soll nicht gezehrt werden.
00:08:54: Und da gibt es verschiedene Maßnahmen.
00:08:57: Das ist meine ausgeklügelte, komplexere Fruchtfolge, die die Diversität fördert.
00:09:01: Das sind sogenannte Untersaten, wo unter die Hauptfrucht noch Untersaten reinkommen, Zwischenfrüchte.
00:09:08: Das Pflanzen von Baumstreifen, z.B.
00:09:09: um die Winderosion zu reduzieren, weil das auch ein Riesenproblem.
00:09:14: Ganzjährige Bodenbedeckung.
00:09:16: Da gibt es dann in der Übergangszeit zwischen den Ernten keine brachliegenden Ecker, sondern es ist immer Vegetation auf diesem Boden.
00:09:23: So wie es in der Natur in der Regel auch ist.
00:09:26: In der Landwirtschaft spricht man z.B.
00:09:27: von der grünen Brücke.
00:09:29: Denn es braucht immer, das vergisst man oft bei der ganzen Betrachtung, das Sonnenstrahlen über die Fotosynthese der Pflanze.
00:09:37: Pumpt regelmäßig Kohlenstoff in den Boden.
00:09:39: Und das sollte eigentlich immer passieren.
00:09:40: Das ist ja zur Verfügung, es ist ja da, also sollte man es mit viel Blattmasse auch nutzen.
00:09:46: Was noch dazu kommt, sind andere Maßnahmen wie integrierte Tierhaltung.
00:09:51: Die regenerative Landwirtschaft im Engeren Sinn strebt danach, synthetischen Input eigentlich auszuschließen.
00:09:56: Es
00:09:56: gibt ja dann auch immer so diese Schuldzuweisungen.
00:09:59: Also in der Zwischenzeit ist die Idee aus den Medien wieder ein bisschen verschwunden, aber jetzt hat man eine Zeit lang auch den Kühlen, die Schuld gegeben, die Emissionen von den Kühlen.
00:10:09: Ich nehme jetzt mal an, die Kühe als Klimasünder sind jetzt nicht wirklich das große Problem.
00:10:16: Ist diese kurzsichtige Betrachtungsweise da irgendwo auch gefährlich?
00:10:21: Kurzsichtige Betrachtungsweisen sind immer gefährlich.
00:10:23: In der Landwirtschaft, in der Politik, in der Medizin immer.
00:10:26: Es ist richtig, dass Kühe über ihr Panzermikrobeon und über diese Fermentationsvorgänge das Treibhausgasmethan produzieren.
00:10:33: Das ist unbestritten.
00:10:35: Es ist aber sozusagen nicht die einzige Möglichkeit, dieses System zu betrachten.
00:10:39: Richtig ist auch, dass diese konzentrierten, im Englischen heißt es Concentrated Feedlot Operations, also diese Massentierhaltung, wo einfach wirklich nur auf Ertrag geschaut wird, auf Milchleistung, Fleischleistung, dass das eigentlich der Vergangenheit angehören sollte.
00:10:52: Ich glaube, das ist auch klar.
00:10:53: Wir haben in Österreich aber das Glück, dass wir eigentlich sehr viel Gründland haben und weidewirtschaft betreiben können.
00:10:58: Und da schaut die Bilanz ein bisschen anders aus.
00:11:01: Einfach zu sagen, die Kühe zu entfernen und dann haben wir das Problem los.
00:11:06: Wir haben landschaftsgestalterische Elemente, die wichtig sind.
00:11:09: Die Kühe sind, möchte ich sogar sagen, bis hin zum Tourismus in der Almenregion, wichtig.
00:11:15: Herbiwore, große Pflanzenfresser haben eigentlich seit Jahrtausenden oder Jahrhunderttausenden unser Landschaftsbild gepflegt und geprägt.
00:11:26: Es kommt immer zu einer Symbiose, dieses Anknappern und Anfressern, gleichzeitig Ausscheidungen zu hinterlassen, kurbelt diesen ganzen lebendigen Bodengreislauf an.
00:11:35: Und jetzt einfach sagen, Kühe weg, ich brauche dünge Mittel.
00:11:38: Das kann ich zwar über Pflanzenkompost auch machen, aber mit Hilfe von Stallmist und so weiter aufbereiteten Stallmist kann man auch.
00:11:45: Das Bodenleben auch fördern.
00:11:48: Es gibt ja einige Verfechter, die sagen, wenn wir alle vegan leben, dann lösen wir da auch irgendwo das Problem.
00:11:55: Das ist jetzt auch wieder zu kurzsichtig.
00:11:57: Also ich glaube nicht, dass auch wenn ein größerer Teil der Bevölkerung vegan lebt, dass sich dann das globale Klima in irgendeiner Form beeinflussen lässt.
00:12:06: Aber ich respektiere natürlich den Wunsch, sich predominant vom Pflanzen zu ernähren oder vegan.
00:12:10: Das ist eine gesunde Ernährungsform, das ist gar keine Frage.
00:12:13: Und wir müssen sicher alle weniger Fleischkonsum anstreben.
00:12:16: Auch das wissen wir aus medizinischer Sicht, dass zu viel Fleisch vor allem zu viel verarbeitetes rotes Fleisch zum Beispiel das Krebsrisiko erhöhen kann.
00:12:24: Davon.
00:12:24: sollte man wegkommen.
00:12:26: Stichwort Gesundheit.
00:12:27: Viele Menschen denken ja oft Klimawandel, na ja, das ist jetzt sozusagen in der großen Welt, aber mich persönlich betrifft das ja nicht.
00:12:35: Sie sind ja eben auch Arzt, nicht nur Biologe.
00:12:38: Was bedeutet denn auch die Art, wie wir jetzt Landwirtschaft betreiben?
00:12:41: Was bedeutet das für unsere eigene Gesundheit?
00:12:43: Wo spüren wir da die Auswirkungen?
00:12:46: Also zumindest ist auch hier wieder eine systemische Sicht angebracht, weil das ist ja nicht so unmittelbar.
00:12:50: Also wenn ich auch jetzt ein minderes Produkt konsumiere, wäre ja nicht sofort krank und faltet um.
00:12:55: Es ist eher auf Populationsebene zu betrachten.
00:12:58: Wenn sich eine Gesellschaft über lange Zeit von entweder nährstoffärmeren oder synthetisch chemisch belasteten Lebensmitteln ernährt, dann steigt gesamtgesellschaftlich.
00:13:10: die Folge von Krankheitserscheinungen.
00:13:12: Das ist nicht immer linear erkennbar, aber wir wissen, dass zu viel Aufnahme von Pestiziden nicht gut ist.
00:13:18: Denn nicht nur der Boden ist ein mikrobiologisches Lebewesen, sondern auch der Mensch ist im Endeffekt mehr Mikrobe als Mensch.
00:13:25: Stichwort dann Mikrobiom.
00:13:26: Und alles, was im Acker schädlich ist, ist natürlich auch, was den inneren Garten betrifft, schädlich.
00:13:32: Und auch da gibt es langzeit Verschiebungen.
00:13:34: Auch dieses Mikrobeaum will so wie der Boden eine vielfältige Durchurzelung vielfältig gefüttert werden.
00:13:40: twenty, thirty, verschiedene Pflanzen pro Woche, sagt man jetzt, dass die Diversität und damit die Gesundheit fördert.
00:13:47: Also wir müssen eigentlich Mensch, Pflanzen, Boden, alles, was lebendig ist, als sogenannte Holubionten betrachten, die immer abhängig sind von ihrem Mikrobeaum.
00:13:56: Und im weitesten Sinne ist regenerative Landwirtschaft eine Landwirtschaft, die eben genau diese Lebensprozesse berücksichtigt.
00:14:04: Und wir haben die ersten Ergebnisse.
00:14:05: jetzt, das sind doch sehr rezente Erkenntnisse, geernt hat man es schon lange, aber jetzt bestehende Möglichkeiten des wissenschaftlichen Achzuweisen.
00:14:14: Regenerativer Bodenaufbau fördert den Gehalt von Mikronährstoffen in pflanzlichen Lebensmitteln selbst in den tierischen Produkten, die sich von den Pflanzen ernähren.
00:14:24: Sekundäre Pflanzenstoffe sind höher und das sind die berühmten Antioxidantien.
00:14:29: Das sind diese gesundheitsförderlichen Substanzen, die bis hin zur Krebsprävention bekannt sind.
00:14:35: Und das kann man einfach essen.
00:14:36: Das ist sonst ein Medizin vom Acker vorausgesetzt.
00:14:39: Ich konzentriere mich auf einen lebendigen Boden.
00:14:41: In ihrem Buch Regenerativ geht es ja auch um den Paradigmenwechsel weg von Nachhaltigkeit hin zu echter Regeneration.
00:14:51: Was unterscheidet denn?
00:14:53: die regenerative Landwirtschaft, also die echte regenerative Landwirtschaft von dem, was wir bisher unter nachhaltiger Landwirtschaft verstehen, weil es propagieren ja jetzt alle die nachhaltige Landwirtschaft oder wir leben nachhaltig, aber offensichtlich ist da noch einmal ein entscheidender Unterschied.
00:15:09: Sie haben es ja auch schon gesagt, also die echte regenerative Landwirtschaft, also man hat ein gewisser Versuch der Teutonshoheit über diese Begriffe.
00:15:16: Und das muss man schon berücksichtigen, denn natürlich sind viele Firmen große, also Big Food und Big Agro, die sind alle daran interessiert, nachhaltig dazustehen.
00:15:25: Also das ist dieses berühmte Greening und nachhaltig zu wirken ist auch ein Marketingvorteil, wenn man sich so positionieren kann.
00:15:32: Und da kommt zum Beispiel vielen diese regenerative Landwirtschaft gerade recht, weil der Begriff einfach nicht so gut definiert ist wie Bio.
00:15:41: Der Begriff wird sozusagen gekappert für Marketingzwecken.
00:15:44: Das finde ich schade, weil eigentlich regenerativ an sich eine ganz andere Form des Denkens ist.
00:15:49: Also man könnte sagen, regenerativ zu denken heißt, das Leben selbst in den Mittelpunkt jeder Überlegung, Handlung und Entscheidung zu stellen.
00:15:58: Bedingungen zu schaffen, die dem Leben förderlich sind.
00:16:00: Und das können Sie eigentlich in gesamten Gesellschaftsaspekten überall unterbringen.
00:16:05: Steht's so denken, fördert es das Leben.
00:16:07: Und nachhaltig, wenn ich das so verstehe, haben viele damit verknüpft, weniger vom schlechten.
00:16:12: Wir machen weniger vom schlechten und dann können wir den Ist-Zustand sustainable to sustain erhalten für die Zukunft.
00:16:19: Was aber, wenn der Ist-Zustand schon schlecht ist, ist ja dann erhaltenswürdig.
00:16:22: Und das sind eben diese Kohlenstoff-Messungen im Boden, diese Humusanteil-Messungen, der Humusanteil im Boden verschwindet, eben ein Alarmsignal für viele gewesen, haben gesagt, nein, wir müssen aufbauen.
00:16:34: Das ist schön, wenn man in Deutschland sagt, man steht regenerativ unter anderem auch aufbauende Landwirtschaft, weil ich diese lebendige Materie unter anderem eben Kohlenstoff im Boden aufbauen möchte.
00:16:45: Dass das nebenbei natürlich auch mithelfen kann, Klimaziele zu erreichen, wenn ich Kohlenstoffe im Boden versenke.
00:16:50: Das ist ein schöner Nebeneffekt, aber für den einzelnen Landwirt, für die einzelne Bäuerin, nur bedingt von Relevanz.
00:16:57: Es sei denn, und das muss man auch kritisch sein, sie fangen an mit ... Kohlenstoff, also mit CO²-Zertifikaten zu handeln.
00:17:05: Dass man sagt, okay, die Landwirtschaft versenkt Kohlenstoffenboden durch regenerative Anbaumethoden, durch die Durchwurzelung und durch dieses flüssige Kohlenstoff über die Fotosynthese in den Boden.
00:17:16: Dafür kriegt er Geld.
00:17:18: Das ist unsere Incentive als Mensch halt nicht abgelten und dafür kann ein anderes Unternehmen seine Klimaziele erreichen und sich freikaufen.
00:17:25: Und das ist verständlich kritisch zu sehen, denn wir müssen einfach diesen gesamten Paradigmenwechsel einleuten.
00:17:31: Man kann sich das nicht kaufen, also Umweltverschmutzung zu betreiben, aber ich kaufe mir auf der anderen Seite ein positives Zertifikat.
00:17:39: Eines der großen Argumente, immer der großen landwirtschaftlichen Betriebe, ist ja, mit diesen herkömmlichen Methoden der Landwirtschaft oder mit der regenerativen Landwirtschaft kann man die Weltbevölkerung nicht ernähren.
00:17:51: Stimmt das oder braucht
00:17:52: es da
00:17:53: ein Umdenken?
00:17:55: Weil am Ende des Tages muss man ja die Bevölkerung ernähren.
00:17:58: Also da gibt es so viele Aspekte.
00:18:00: Das ist ein Begriff, der ist ja schon sehr lang herum.
00:18:02: Das hat eigentlich angefangen mit der Grünen Revolution in den Sechzigern, Feed the World.
00:18:06: Kein Landwirt, keine Bauerin will die Welt ernähren, sondern will ihren Betrieb wirtschaftlich in die Zukunft bringen.
00:18:13: und schön wäre es, wenn man diese Produkte zu einem guten Erlöstern an den Endabnehmer heranbringt.
00:18:18: Von Welternährung ist kein Thema.
00:18:20: Wir müssen sagen, in Europa haben wir, Deutschland, Österreich, Europa im Schnitt, der Ecker wird für Futtermittelanbau herangezogen.
00:18:30: Um zwei Drittel meinem Fleischkonsum reduzieren, werden diese Ecke auch wieder frei für den Anbau.
00:18:35: Damit können sie auch die Bilder nehmen.
00:18:37: Und jetzt, was diese messbaren Kennzahlen, die Kostenbeitragsrechnung betrifft, dass man sich das genau anschaut.
00:18:43: Da gibt es zum Beispiel eine schöne Studie, die sich, glaubt man nicht, aber die Boston Consulting Group zusammen mit dem Deutschen Naturschutzbund vor, glaubt zwei, drei Jahren, zwei Jahre sehr, glaube ich, publiziert hat, eben um das Potenzial der regenerativen Landwirtschaft sich genauer anzusehen.
00:18:57: Und das kann ich jedem empfehlen, kann man im Internet frei einsehen.
00:19:01: Da wird so richtig Stück für Stück, Schritt für Schritt diese Umstellungszeit über vier bis sechs Jahre, das dauert eine gewisse Zeit, schlussendlich der Gewinn um bis zu sechzig Prozent gesteigert werden kann, vor allem durch die Einsparung von Betriebsmittelinput.
00:19:15: Man lässt die Natur das machen, was man sich sonst synthetisch erkauft hat.
00:19:19: Und dazu braucht es Anleitung.
00:19:21: Das ist keine einfache Sache.
00:19:22: Es ist ja Bio-Landwirtschaft auch nicht nur das Weglassen von Spritzmitteln und dann ist es automatisch gut.
00:19:27: Ich muss mir irgendwas einfallen lassen, damit dieses System weiter funktioniert.
00:19:32: Es wird immer komplexer und das hat mit Wissen auch zu tun.
00:19:35: Und das muss an landwirtschaftlichen Fachschulen gelehrt werden.
00:19:38: Regenerative Landwirtschaft und ihre Möglichkeiten wird derzeit noch zu wenig gelehrt.
00:19:43: Vielleicht noch eine letzte Frage.
00:19:44: Wenn wir das Wort Regenerativ auf uns Menschen übertragen.
00:19:48: Was würde das bedeuten, regenerativ zu leben?
00:19:53: Ja, manchmal brauchen die Leute ein bisschen eine Erklärung dazu, aber wenn ich schon sage, das Leben in den Mittelpunkt jeder Entscheidung zu stellen, dann können glaube ich viele schon damit was anfangen.
00:20:02: Das fängt eben bei der Selbstfürsorge an.
00:20:06: Der Mensch braucht einen Schlaf, das ist nun einmal so.
00:20:09: Der Mensch braucht ein gewisses Habitat, das frei von schädlichen Einflüssen ist, dass immer sowohl was zu unserer Wohnsituation, unsere Bürosituationen betrifft, was unsere Ernährungssituation betrifft.
00:20:19: Also, da gibt es so viel zu verbessern.
00:20:22: Und wir gefällt in dem Zusammenhang immer, also ich beschäftige mich sehr stark mit den Erzählungen in der Mythologie, in der Menschheitsgeschichte und Joseph Campbell, der diese Mythen über Jahrzehnte zusammen analysiert hat.
00:20:34: hat das einmal sehr schön auf den Punkt gebracht.
00:20:35: Wir befinden uns nicht auf der Reise, um die Welt zu retten, sondern um uns selbst zu retten.
00:20:40: Aber während wir das tun, retten wir die Welt.
00:20:42: Und so ist es nicht.
00:20:43: Wenn jeder Betrieb darauf schaut, dass das mit der lebendigen Substanz funktioniert, dann rettert das sich seinen Betrieb und die Leute, die diese Lebensmittel kaufen und das färbt ab.
00:20:55: Und wenn das viele machen, sind sozusagen die additiven Effekte, du hast Zukunftsfreiheit sein, würde ich
00:21:01: sagen.
00:21:02: Herr Krausberger, vielen Dank für das Gespräch.
00:21:04: Danke.
00:21:06: Das war ein Podcast zur Schwerpunktwoche Decarbonisierung, veranstaltet von der Presse in Kooperation mit Unicas Sustainable Business Solutions.
00:21:16: Wir bedanken uns fürs Zuhören.
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